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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Box und durch die Hintertür nach draußen.
    Adria folgte ihm. Er hatte mit ihr gespielt, wollte sie nur provozieren. Heißer Zorn stieg in ihr auf. »Warte!«, rief sie, als er sich in den Sattel schwang.
    Er ignorierte sie und trieb sein Pferd an. Der Falbe galoppierte davon.
    »Warte! Zach, bitte …!«, schrie sie, so laut sie konnte.
    Er zog die Zügel an. Das Pferd stieg und wirbelte herum. Seine Augen schleuderten Blitze, seine Lippen waren schmal vor Wut. Ein harter Cowboy, entschlossen, seinen Willen durchzusetzen. »Du willst das nicht«, sagte er mit versteinerter Miene. Seine Nasenflügel blähten sich.
    »Du weißt doch gar nicht, was ich will!«
    »Aber natürlich. Was du willst – das Einzige, was du je gewollt hast –, ist das Geld der Familie. Nun, durch mich bekommst du es nicht.«
    Der Wind frischte auf und wehte Adria das Haar ins Gesicht. »Darum geht es hier überhaupt nicht und das weißt du sehr wohl. Warum sagst du mir nicht, wovor du Angst hast?«
    »Wovor ich Angst habe?«
    »Ganz recht, Zach. Du hast Angst und es hat nichts mit dem Vorfall im Motel neulich nachts zu tun.«
    Sein Mund verzog sich zu einem selbstironischen Lächeln. »Wovor ich Angst habe … Liegt das nicht auf der Hand?« Sein Blick schien bis in die Tiefen ihrer Seele vorzudringen. Mit einem Pfiff wendete er sein Pferd erneut und duckte sich im Sattel. Das Pferd galoppierte in einer roten Staubwolke über das trockene Gras davon.
    Adria ließ sich im Stall gegen die Wand sinken. Sie schloss die Augen, legte den Kopf zurück und spürte die grob behauene Wand aus Zedernholz an ihren Schultern. Hilflos ballte sie die Fäuste, Holzsplitter stachen in ihre bloßen Knöchel. »Hab keine Angst, Zach«, sagte sie. Tränen brannten in ihren Augen. »Bitte, hab keine Angst.« Der Mann trieb sie in den Wahnsinn, und doch … O Gott, und doch glaubte sie, dass sie im Begriff war, sich in ihn zu verlieben.
    Das darfst du nicht!
    Aber ich kann nicht dagegen an.
    Er hat Kat geliebt!
    Das liegt lange zurück.
    Er ist dein Bruder!
    Das weiß ich nicht. Jedenfalls nicht mit Sicherheit.
    Aber du kannst dir das Risiko nicht leisten! Nicht jetzt! Nicht, wenn alles, wofür du gekämpft hast, auf dem Spiel steht!
    Und wenn!
    »Er hat recht«, sagte sie, wütend auf sich selbst. »Du bist wirklich dumm.« Sie straffte sich und ging zum Haus. Sie wollte ihn vergessen, einen Fluchtweg finden, möglichst großen Abstand von ihm gewinnen. Sie könnte seinen Jeep nehmen oder einen Pick-up oder jemanden anrufen, der sie abholte …
    Oder sie konnte ihm folgen.
    In der Ferne heulte ein Kojote und eine Wolke schob sich vor die Sonne. Adria zögerte nur sekundenlang, dann wurde ihr klar, dass sie diese Sache nicht auf sich beruhen lassen konnte. Das lag nicht in ihrer Natur, und sie war zu weit gekommen und hatte zu viele emotionale Kämpfe durchgestanden, um jetzt einfach aufzugeben und alles seinen Lauf nehmen zu lassen.
    Adria wandte sich wieder den Stallungen zu und beschloss, das Schicksal herauszufordern. Sie stieß die Tür auf. Ihre Beine bewegten sich, als hätten sie einen eigenen Willen, ihre Schritte hallten, als sie über den Holzboden zur Sattelkammer lief. Sie fand Zaumzeug und eilte zurück zu den Boxen. Eine schwarze Stute hob die Nüstern über die Tür und Adria nutzte die Gelegenheit, um dem Pferd das Zaumzeug anzulegen. Dann führte sie es im Laufschritt nach draußen, wobei sie ihre Schmerzen ignorierte. Zach war schon fast außer Sichtweite, doch Adria wollte ihn nicht entkommen lassen. Sie sprang auf den bloßen Rücken der Stute, beugte sich vor und schnalzte mit der Zunge. »Auf geht's!« Sie stieß dem Pferd die Fersen in die Flanken.
    Mit einem mächtigen Satz stob das Tier davon, Muskeln spannten und streckten sich, der kalte, harte Boden flog unter den hämmernden Hufen dahin. Adrias Rücken und Arme schmerzten, doch sie hielt durch. Der Wind zerrte an ihrem Haar und trieb ihr die Tränen in die Augen, während die kleine Stute ungestüm über das endlose Grasland galoppierte, über dürre Weiden, die sich bis ins baumgrüne Vorgebirge erstreckten. In der Ferne ragten zerklüftete, schneebedeckte Berge in den dunkler werdenden Himmel.
    Sie trieb das Pferd zu noch größerem Tempo an, als fürchtete sie, ihr könnte bewusst werden, wie töricht diese gefährliche Hetzjagd war, sie könnte das Tier zügeln und sich zwingen, zur Ranch zurückzukehren – in Sicherheit, fort von dem einen Mann, der sie retten oder

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