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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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vernichten konnte.
    Zachs Pferd galoppierte durch niedriges Gehölz und Adria folgte ihm. »Mach schon, mach schon«, rief sie. Der Wind riss ihr den Atem von den Lippen, die Angst, ihrem Schicksal zu begegnen, saß ihr in den Knochen. Doch sie ritt weiter, jagte diesem Mann nach und zugleich ihrem Traum und gewann an Boden.
    Endlich zog er die Zügel an, und sein Pferd verlangsamte sein Tempo am Ufer eines breiten Flusses, der sich durch die Berge schlängelte und in einem tosenden Fall von einer Klippe stürzte. Dann, als ob Zach plötzlich ahnte, dass sie ihm folgte, drehte er sich im Sattel um.
    Adrias Herz drohte stehen zu bleiben, als sie sein Profil sah, die harten Züge, rau wie die schroffen Berge hinter ihm, wild wie der Fluss, der durch die Schlucht toste. Zach spannte sich an und kniff in stummer Zurückweisung die Augen zusammen, doch sie beachtete ihn nicht. Stattdessen trieb sie ihr Pferd weiter an. Zachs Miene zeigte keine Spur von Belustigung.
    Sein Blick folgte jeder ihrer Bewegungen. Als sie bis auf Hörweite herangekommen war, sagte er: »Du solltest umkehren.«
    »Noch nicht.« Sie saß ab und Zach folgte ihrem Beispiel. Mit zusammengezogenen Brauen und schmalem Mund schritt er auf sie zu und sah aus, als wollte er sie erwürgen … oder, schlimmer noch: als wollte er sie küssen und nie wieder aufhören.
    »Um Himmels willen …«
    »Nein. Um meinetwillen. Und um deinetwillen«, sagte Adria schwer atmend. Sie sah ihm trotzig in die Augen, straffte die Schultern und hielt seinem wütenden Blick stand.
    Adria spürte die Gischt des Wasserfalls kühl an ihrem Hals und hörte das Tosen des Wassers, das fünfzehn Meter in die felsige Tiefe der Schlucht stürzte. Sie stand dicht vor Zach und forderte ihn stumm heraus.
    »Du weißt ja nicht, was du da verlangst«, sagte er heiser.
    »Sag's mir.«
    Er sah sie lange und eindringlich an, blinzelte gegen die tiefstehende Sonne, sein Atem bildete weiße Dampfwolken in der kalten Bergluft. »Du gibst wohl nie auf«, sagte er, und plötzlich klang seine Stimme gequält, als ob er einen aussichtslosen Kampf gegen sich selbst ausfocht. Widerwillig strich er ihr eine schwarze Haarlocke aus dem Gesicht.
    »Warum auch?«
    »Dafür gibt es reichlich Gründe, Adria.«
    »Aber keine, die ich hören will.« Sie hob das Kinn, forderte seinen Widerspruch heraus. Der Wind spielte in ihrem Haar.
    Sein Blick hielt den ihren fest und ihr Herz stolperte erwartungsvoll. Rohe, ungezügelte Leidenschaft glomm dunkel in seinen Augen. Adria wurde es plötzlich eng in der Brust, als schlösse sich ein stählernes Band darum, und flüchtig fragte sie sich, ob er recht hatte, ob es nicht vielleicht doch unklug war, ihm in den Wald zu folgen. Sie begehrte ihn, ja, wahrscheinlich liebte sie ihn, aber das Zusammensein mit ihm war tückisch und tödlich, denn sie bekam offenbar nie genug von ihm.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, packte er zu, legte die kräftigen Finger um ihren Nacken, zog sie grob an sich und küsste sie, bis sie keine Luft mehr bekam. Sein freier Arm schlang sich um ihre Taille, zog ihren bereitwilligen Körper noch enger an sich, sodass sie das Hämmern seines Herzens und die Härte in seiner Hose spürte. Er roch nach Leder und Schweiß und schmeckte nach Kaffee und etwas Alkoholischem. Eine sengende Glut tief in ihrem Inneren breitete sich langsam in ihrem gesamten Körper aus.
    Seine Hände strichen besitzergreifend über ihren Rücken, er drückte sie wütend an seine harte Brust.
    Adria schlang die Arme um seinen Nacken, schmiegte sich an ihn, weigerte sich, auf die skeptische innere Stimme zu hören. Sie gab sich seinen Küssen hin, genauso, wie sie ihm bereitwillig ihren Körper hingeben würde.
    Sie klammerte sich an ihn, als er sie zu Boden zog und sie auf trockenes Gras und Laub bettete. Er bedeckte ihren Hals und ihre Augen mit zahllosen Küssen und grub die Hände in ihr Haar. »Bist du sicher?«, fragte er atemlos wie der Wind, der durch die Bäume fuhr.
    »Ich will es, Zach«, sagte sie und sah ihm tief in die Augen.
    »Ich will dich.«
    Er zögerte noch, doch sie presste die Lippen auf seinen Mund, und er war wehrlos. Sie wusste, warum er sich sträubte: Er glaubte, sie seien Halbgeschwister, doch sie war überzeugt, dass er sich irrte. Sie konnten einfach nicht blutsverwandt sein. Sie wollte es nicht glauben; niemals würde sie sich in ihren eigenen Halbbruder verlieben. Die meisten Leute glaubten, Anthony Polidori hätte ihn gezeugt, und

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