Wehe Dem, Der Boeses Tut
gekommen, weil ich Sweeny sprechen muss.«
»Er hat vor Kurzem angerufen.« Jason leerte sein Glas. »Großartige Neuigkeiten.«
Zach wollte das Blut in den Adern gefrieren.
»Eigentlich rief er an, um zu protzen«, fuhr Jason fort, ging zur Bar und goss Whiskey auf die schmelzenden Eiswürfel in seinem Glas. »Offenbar hat er Bobby Slade aufgespürt, den Mann, der, wie wir hoffen, Adrias leiblicher Vater ist. Robert E. Lee Slade, Ginny Watsons Exmann. Er lebt in Lexington, Kentucky. Führt da eine KFZ-Werkstatt oder so.« Jason wedelte abschätzig mit der Hand, als sei es ihm von Herzen gleichgültig, womit Bobby Slade seinen Lebensunterhalt verdiente. »Laut Sweeny weiß Slade nicht, wo sich seine Exfrau aufhält. Er hat angeblich nichts mehr von ihr gehört, seit sie vor zwei Jahren eine Stelle als Kindermädchen in San Francisco annahm.«
Zachs Hände begannen zu schwitzen. Er erinnerte sich an Ginny Slade, eine unscheinbare, vogelhafte Frau in biederen Kostümen und klobigen Schuhen, die im Vergleich zu Kat uralt aussah. Doch irgendwie war es dieser Frau gelungen, ihre kostbare Schutzbefohlene unter Witts Nase weg zu entführen.
»Was wusste der Kerl sonst noch?«
»Eine ganze Menge. Bobby behauptet, seine Frau sei eine Spinnerin. Hätte nicht alle Tassen im Schrank. Sie hätte den Bezug zur Realität völlig verloren, als ihre gemeinsame Tochter als Kleinkind ertrank. Sie gab ihm die Schuld, er gab ihr die Schuld, und die Ehe zerbrach. Sweeny sagt, Slade war froh, sie los zu sein.«
»Und was ist mit London?«
»Jetzt kommt der Hammer«, kündigte Jason an. »Slade sagt, dass Ginny vor Jahren – Mitte der Siebziger, meint er, kurz bevor er selbst nach Kentucky zog – aus heiterem Himmel in Memphis auftauchte. Sie hatte ein Kind bei sich, ein dunkelhaariges Mädchen von etwa vier Jahren. Das fand er damals merkwürdig, nahm aber an, die Kleine sei ihr Kind, wie sie behauptete. Sie war schon immer ganz vernarrt in Kinder, auch schon bevor sie ihre Tochter verlor.« Jason sah seinen Bruder an und die verhaltene Wut in seinen Augen grenzte an Hass. »Merkwürdig war allerdings – Slade sagt, er fand es geradezu unheimlich –, dass Ginny die Kleine Adria genannt hatte, genauso wie das Mädchen, das ertrunken war.«
»Herr im Himmel«, flüsterte Zach.
»Das dachte ich auch. So ungern ich es zugebe, es sieht aus, als könnte Adria tatsächlich London sein.«
Zach umklammerte die Schreibtischkante. Es durfte nicht sein, dass sie verwandt waren. Adria konnte nicht seine Halbschwester sein. Ausgeschlossen!
»Nelson ist völlig außer sich. Er ist auf dem Weg hierher.«
»Und Trisha?«, fragte Zach, obwohl er dem Gespräch kaum noch folgen konnte.
»Ich habe sie noch nicht erreicht«, antwortete Jason. »Sie ist wahrscheinlich wieder mal auf der Rolle.«
»Lass mich mit Sweeny reden. Er lügt wahrscheinlich …«
»Verdammt, Zach, reiß dich zusammen.«
»Ich muss mit ihm reden!«
»Warum?«
»Ich will ihm nur ein paar Fragen stellen«, sagte Zach. Jason lächelte selbstgefällig, als könne er in den Gedanken seines Bruders lesen wie in einem offenen Buch.
»Die Nummer liegt auf dem Schreibtisch, Zach, aber es nutzt dir nichts. Die Tatsachen sprechen für sich. Adria Nash ist wahrscheinlich unsere Schwester. Erfreulich ist nur, dass sie es nicht weiß.«
»Noch nicht«, erwiderte Zach mit wachsender Verzweiflung.
»Sie wird es nie erfahren.« Jason biss die Zähne zusammen. Plötzlich sah er seinem Vater so ähnlich, dass es Zach kalt überlief. »Wenn es nach mir geht«, sagte Jason mit tödlicher Ruhe, »wird sie es nie erfahren.«
23. Kapitel
W ir sind endlich fündig geworden«, sagte Sweeny. Seine Stimme drang selbstgefällig und ölig durch die Leitung.
Jeder Muskel in Zachs Körper spannte sich an. »Haben Sie eine Adresse, unter der wir Ginny Slade finden können?«
»Nein, aber ich weiß, wo sie noch vor ein paar Jahren gearbeitet hat: Bei Pacific Palisades in San Francisco.«
»Geben Sie mir die Kontaktdaten.«
Der Detektiv zögerte einen Moment, doch dann nannte er Zach den Namen und die Telefonnummer von Virginia Watsons letztem bekanntem Arbeitgeber. Es war nicht viel, aber mehr brauchte Zach nicht. Gerade als er den Hörer auflegte, trat Nelson durch die Doppeltür in Jasons Büro, sah sich hastig um, dann blieb er unsicher mitten im Raum stehen und wurde eine Spur blasser. »Was zum Teufel ist los?«
»Sweeny hat Ginny Slade gefunden«, sagte Jason. »Das heißt,
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