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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mrs Danvers gespielt hatte.
    »Verdammt noch mal«, flüsterte sie, wütend darüber, dass ihre Pläne fehlgeschlagen waren. Warum hatte das geldgierige kleine Miststück nicht einfach die Stadt verlassen? Warum war sie nicht von ihrer Behauptung zurückgetreten, sie sei London, Witts Lieblingskind?
    Es ärgerte sie maßlos, so sehr, dass ihr Magen revoltierte und es ihr sauer in die Kehle stieg. Weißglühende Wut tobte in ihr. Sie hatte Witt vier prächtige Kinder geboren. Vier! Und er hatte sich von ihnen abgewandt, kaum dass dieses geldgierige Miststück mit ihren falschen Wimpern klimperte.
    Der dumme alte Mann.
    Er hatte bekommen, was er verdiente, als er sein Lieblingskind verlor und seine Zuckerpuppe im Bett mit seinem eigenen Sohn ertappte. Ihre Knie wurden weich, wenn sie an Zach und Kat dachte. Es war widerlich. Schmutzig. Inzestuös. Und jetzt … Jetzt ließ er sich mit der Tochter dieser schrecklichen Frau ein.
    Es war undenkbar.
    Eunice zweifelte nicht daran, dass Adria London war; die Ähnlichkeit des Mädchens mit Kat war geradezu unheimlich. Sie jagte Eunice eine Gänsehaut über den Rücken. Wäre Zach doch wenigstens von Anthony Polidori gezeugt worden, dann wäre alles einfacher. So viel einfacher. Sauberer.
    Aber so, wie die Dinge lagen …
    Eunice schauderte und rieb sich den Arm, auf dem sich nach ihrem Angriff auf Adria in dieser widerlichen Absteige von Motel ein großer Bluterguss gebildet hatte. Sie hatte immer noch Schmerzen und hinkte, denn der Überfall war misslungen. Sie war so wütend gewesen, so aufgebracht, so verzweifelt. Sie erinnerte sich, wie sie im Dunkeln gelauert, gewartet hatte in dem Wissen, dass Adria, wie damals Kat, etwas mit Zach hatte.
    Himmel, warum wurde er nicht klug? Warum zog es ihn erst zu seiner Stiefmutter hin und dann zu deren Tochter, seiner eigenen Halbschwester? Eunice glaubte sich bei dem Gedanken übergeben zu müssen und sie begann am ganzen Körper zu zittern.
    Beruhige dich … Du musst die Ruhe bewahren. Anders geht es nicht. Du musst mit Zach sprechen. Bald. Und womöglich auch mit London! Gott, warum hatte Ginny Slade sich nicht an die Absprache gehalten? Zweifellos war Zach genauestens über die Entführung informiert, und dann konnte er sich denken, welche Rolle seine Mutter dabei gespielt hatte.
    Flüchtig erwog sie unterzutauchen. Vielleicht blieb ihr noch genügend Zeit, um sich nach Kanada oder Mexiko abzusetzen.
    Und dann?
    Dann hat Katherine gewonnen.
    Dann hat London gewonnen.
    »Nein!«, stieß sie hervor und ballte die Fäuste so fest, dass ihre Fingernägel sich ins Fleisch gruben.
    Sie musste zu Ende führen, was sie begonnen hatte.
    Der nächste Schritt war die Konfrontation mit Zach.
    Sie kannte ihre Kinder gut und verstand Zach besser als die anderen. Inzwischen wusste er sicher, dass sie hinter dem Überfall auf seine geliebte Adria steckte, und er würde sie zur Rede stellen.
    Gut, das sollte er haben. Sie ging aus der Küche ins Schlafzimmer und öffnete den Medizinschrank. In den schmalen Glasfächern waren zahlreiche Röhrchen und Fläschchen aufgereiht, Mittel gegen allerlei Wehwehchen und Schmerzen, die kein Arzt bestimmen konnte. Denn die Schmerzen, an denen sie zu leiden vorgab, existierten nicht. In Wirklichkeit fühlte sie sich so kräftig und gesund wie als Fünfunddreißigjährige, vielleicht sogar noch kräftiger. Dennoch war es ihr gelungen, verschreibungspflichtige Medikamente von mehr als einem Dutzend verschiedenen Ärzten zu sammeln. In Verbindung mit ihren eigenen Grundkenntnissen in Chemie, Anatomie und Medizin war sie in der Lage, daraus ihre eigenen kleinen »Cocktails« zu mischen.
    Sie dachte daran zurück, wie sie am Abend von Kats Tod in ihrem Hotelzimmer eine Mischung aus Valium und Schlaftabletten in Kats Wodka gegeben hatte. Während Kat sich in der Hotelbar aufhielt, hatte Eunice sich mithilfe eines zuvor gestohlenen Schlüssels Zugang zu ihrem Zimmer verschafft. Es war ein Leichtes gewesen, die Flasche in Kats Zimmer zu präparieren und dann auf dem Balkon zu warten, während Kat sich einen Drink einschenkte und irgendwann das Bad aufsuchte.
    Kat war schwach gewesen. Der Verlust ihrer Tochter hätte das Miststück beinahe umgebracht.
    Es war so einfach gewesen, die beklagenswerte Frau auf den Balkon zu locken.
    »Mama«, sagte Eunice jetzt mit der gleichen Kleinmädchenstimme, die ihre Widersacherin auf den Balkon gelockt hatte. »Mama.« Kat war so verwirrt, dass sie die Falle erst erkannte, als

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