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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht abschütteln, so sehr Adria auch versuchte, sich seinem Griff zu entwinden. Um eine Szene zu vermeiden, ließ sie sich schließlich aus dem Ballsaal führen, der ihr geradezu unheimlich vertraut erschien. Sie wusste, dass sie vor Jahren schon einmal hier gewesen war; alles war beinahe genauso wie damals. Die Lichter, die Musik … Nein, damals hatte eine Band gespielt, kein Solo-Pianist, und die Champagnergläser waren anders geformt. Auch sonst stellte sie einige Veränderungen fest: Damals hatte es eine riesige grüne Torte mit sechzig Kerzen gegeben, die Eisskulptur hatte ein galoppierendes Pferd dargestellt, nicht einen steigenden Hengst. Und die Rosenblätter hatten wie ein duftender pinkfarbener Teppich den Boden bedeckt.
    Sie erinnerte sich ganz klar an Witts sechzigsten Geburtstag, an ihren letzten Abend bei ihren Eltern … Oder erträumte sie sich all das etwa, befangen in der Einbildung, sie sei London Danvers? In den vergangenen paar Monaten hatte sie alle Informationen über die Familie Danvers verschlungen, derer sie habhaft werden konnte. Sie erkannte ihre Halbbrüder aufgrund der Fotos, die sie von ihnen gesehen hatte, und hätte auch ihre Eltern erkannt, wären sie noch am Leben gewesen.
    Witt hatte den Glauben nie aufgegeben, dass seine Lieblingstochter eines Tages zurückkehren und ihr Erbe antreten würde. Er hatte eine Belohung von einer Million Dollar ausgesetzt für denjenigen, der sie fand. Außerdem hatte er London in seinem Testament bedacht und sein Vermögen belief sich Gerüchten zufolge auf weit über hundert Millionen.
    Auf das Geld kommt es nicht an, sagte sich Adria, während Zachary ihren Mantel holte. Sie war fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, und scherte sich nicht um die Folgen.

    Geldgieriges Miststück! Betrügerin!
    Aus der Düsternis einer engen Gasse blickte Katherine LaRouche Danvers' Mörder dem davonfahrenden Wagen nach. Es nieselte unablässig; das Wasser gurgelte in den Abflüssen, tropfte von den Giebeln, doch es vermochte nicht die weißglühende Wut zu löschen, die Katherines Mörder erfasst hatte.
    War Katherines Tod denn noch nicht genug gewesen?
    Warum musste die Brut dieser Teufelin gerade jetzt auftauchen?
    Sollte sich herausstellen, dass Adria Nash tatsächlich die Tochter des Weibsstücks war, dann wäre alles ruiniert, das Danverssche Vermögen aufgesplittert … Doch sie war natürlich nichts als eine Betrügerin. Es konnte gar nicht anders sein.
    Katherines Mörder hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass sie schmerzten. Plötzlich bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Er fuhr herum und entdeckte eine nasse, halb verkrüppelte Ratte, die, ihren langen Schwanz hinter sich herschleifend, auf eine Spalte im Gehsteig zuhuschte. Die kleinen Augen glänzten im Licht der Straßenlaterne. An dem gelähmten Hinterbein klaffte eine blutige Wunde.
    »Verschwinde«, zischte der Mörder, für einen Moment abgelenkt. Dann drängen die Gedanken an Adria Nash und ihre empörende Behauptung erneut in sein Bewusstsein.
    Beruhige dich , redete er sich selbst zu. Du wirst damit fertig wie mit allem anderen. Diese Familie schuldet dir eine ganze Menge und sie wissen es nicht einmal.
    »Sie ist nicht London.«
    Höchstwahrscheinlich nicht. Aber du darfst kein Risiko eingehen. Du hast zu hart gearbeitet, um jetzt zuzulassen, dass alles in die Brüche geht. Du musst ihr Einhalt gebieten.
    »Sie ist nicht London.«
    Vielleicht nicht, aber das Alter stimmt, nicht wahr? Und diese Ähnlichkeit mit Kat … Sie ist ihr Ebenbild.
    Bei dem Gedanken an Katherine überwältigte ihn der Zorn erneut. Schön. Sexy. Aalglatt. Kein Wunder, dass sie so vielen Männern die Köpfe verdreht hatte. Auf Frauen hatte sie eine seltsame Faszination ausgeübt, Männer jedoch hatten unweigerlich ihren Sexappeal gespürt.
    Katherines Mörder hatte einen üblen Geschmack im Mund.
    Es durfte nicht sein.
    Das Vermögen der Danvers' durfte nicht untergehen.
    Ein erbärmliches Quieken ließ ihn aufhorchen.
    Die Ratte!
    Sie war zu groß oder zu schwer verletzt, um sich durch den Spalt im Gehsteig zu zwängen. Er beobachtete das verängstigte Tier, das hin und her huschte, verzweifelt auf der Suche nach einem Ausweg. Die rosa Nase zitterte in der Dunkelheit, die kleinen Zähne waren bereit zum Angriff, sollte sich die Ratte in die Enge getrieben fühlen. Jetzt huschte sie hinter einen Lieferwagen, der ihr spärliche Zuflucht bot. Mit neu gefundener tödlicher Ruhe näherte

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