Wehe Dem, Der Boeses Tut
vor zwanzig Jahren.
Zach kämpfte gegen das Déjà-vu-Gefühl an, das ihn zu überwältigen drohte.
»Ich finde, du solltest mich der übrigen Familie vorstellen.«
»Bist du deswegen heute Abend gekommen?«
Sie lächelte ein wenig und Zach blieb beinahe das Herz stehen. »Ich bin gekommen, um dich zu sehen, Zach.«
Genau wie Kat. Doch er war entschlossen, sich nicht zum Narren halten zu lassen. »Gib dir keine Mühe, meinem männlichen Ego zu schmeicheln – bei mir erreichst du nichts.«
Sie schmunzelte wie über einen Scherz und sagte dann: »Du bist der Einzige, an den ich mich wenden kann, das einzige Familienmitglied, das mir vielleicht Glauben schenken, mir wenigstens eine Chance geben würde.«
»Da bist du auf dem Holzweg, Schwester . Ich glaube dir kein Wort. Wer du bist und was du im Schilde führst, ist mir gleichgültig, jedenfalls glaube ich nicht, dass du London bist. Verkauf deine Geschichte meinetwegen der Presse, erzähl sie dem Rest der Familie – von mir aus könntest du die Königin von England sein, es wäre mir einerlei.«
»Du lügst, Zach«, sagte sie in einem Tonfall, der ihn frösteln ließ, denn in einem Punkt war sie im Vorteil: Sie wusste entschieden mehr über ihn als er über sie.
»Schön. Du sollst den Rest des Clans kennenlernen. Es sind lauter ganz reizende Menschen.« Er packte sie am Arm und zog sie mit sich durch die Schar der Gäste, die ihnen tuschelnd und mit hochgezogenen Augenbrauen nachblickten.
So sehr sich Adria auch über diese Behandlung ärgerte, sie ließ sich dennoch widerstandslos von Zach durch das Gedränge führen und klammerte sich an die armselige Hoffnung, einen anderen Verbündeten in der Familie zu finden, jemanden, der es ehrlich mit ihr meinte.
Sie erkannte Jason aufgrund der Fotos, die sie studiert hatte. Er war groß und grobknochig und hatte rotbraunes, grau meliertes Haar. Mit ernster Miene stand er da, in ein Gespräch mit einer blonden, gertenschlanken Frau vertieft, die halb so alt schien wie er. Als er die plötzliche Unruhe bemerkte und aufsah, fiel sein Blick auf Adria. Jason stutzte, kniff die Augen zusammen, dann erbleichte er unter seiner Sonnenbräune und schluckte krampfhaft. Es dauerte einen Moment, ehe er seine Haltung des stoischen, aalglatten Anwalts wiedergewann.
Seine Reaktion überraschte Adria nicht. Sie war sich bewusst, wie unheimlich ähnlich sie der Frau sah, die vermutlich ihre Mutter gewesen war, und die Angst, die in Jasons blauen Augen aufblitzte, verriet ihr, dass ihm diese Ähnlichkeit nicht entging.
»Hier ist jemand, den du sicher kennenlernen willst«, sagte Zach im Näherkommen.
»Entschuldige mich einen Augenblick«, flüsterte Jason seiner Freundin zu. Als das Mädchen Adria erblickte, erschien zwischen ihren perfekt geschwungenen Augenbrauen ein feines Fältchen. »Es dauert nicht lange, versprochen, Kim.«
Kim schob die Unterlippe vor und rührte sich nicht von der Stelle, offenbar entschlossen, es mit der Rivalin aufzunehmen.
Zachs Finger schlossen sich fester um Adrias Arm, als fürchtete er, sie könnte die Flucht ergreifen. »Adria Nash – mein Bruder Jason.«
»Kennen wir uns?«, fragte Jason.
»Aus einem anderen Leben«, antwortete Zach an ihrer Stelle. »Adria glaubt, sie sei London.«
Kim stand die Verblüffung ins Gesicht geschrieben, Jason jedoch brachte ein herablassendes Lächeln zustande. »Schon wieder eine London. Und zu einem solch passenden Zeitpunkt.« Seine Stimme war so kalt wie sein Blick. »Lassen Sie mich raten: Sie sind heute Abend gekommen, um Aufsehen zu erregen und sicherzustellen, dass die Reporter und Fotografen Sie beachten?« Er trank einen Schluck, wobei er sie über den Rand des Glases hinweg im Auge behielt. »Habe ich recht?«
»Genau genommen ist sie schon letzte Woche aufgetaucht«, erklärte Zach und ließ ihren Arm los.
Jason wandte sich seinem Bruder zu. »Und du hast nichts gesagt?«
»Ich dachte, sie würde wieder verschwinden.«
»So, dachtest du.« Kaum hörbar knurrte Jason etwas Abschätziges. Röte kroch seinen Hals hinauf, während er Adria mit hartem, unerbittlichem Blick fixierte. »Wie sind Sie reingekommen?«
»Ich habe behauptet, dass sie zu mir gehört«, mischte sich Zach ein.
Jason spannte die Lippen über seinen makellosen Zähnen. »Du hast sie reingelassen, weißt aber nicht, was sie im Schilde führt? Oder steckt ihr zwei etwa unter einer Decke? Wie?«
Zach zuckte nur wortlos mit den Schultern.
»Du wolltest uns anderen
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