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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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ganz recht«, bestätigte er mit schiefem Grinsen. »Nun, wie hätten wir's denn gern, Miss Nash?«
    »Ich sehe keinen Grund, mich zu wiederholen. Wir können auf die übrige Familie warten.«
    »Wie du willst.« Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu, eisig wie der Himmel über der Arktis, dann ging er zur Bar. »Einen Drink?«
    »Ich glaube, das wäre keine gute Idee.«
    »Es würde das Ganze vielleicht etwas leichter machen.« Er fand eine Flasche Scotch und goss einen großzügigen Schluck in ein Whiskeyglas. »Glaub mir, du wirst ihn brauchen, noch ehe wir mit dir fertig sind.«
    »Falls du mich einschüchtern willst, vergeudest du nur deine Zeit.«
    Er schüttelte den Kopf und hob das Glas an die Lippen. »Ich will dich nur warnen.«
    »Danke, aber ich glaube, ich kann das, was sie mir zu sagen haben, verkraften.«
    »Da wärst du die Erste.«
    »Gut.«
    Er zuckte mit den Schultern, trank aus und stellte das leere Glas auf den Bartresen. »Setz dich doch«, sagte er mit einer Handbewegung zum Sofa, dann legte er seine Krawatte ab, öffnete den obersten Hemdknopf und krempelte die Ärmel hoch. Dunkle Haare bedeckten seine Unterarme, die trotz der Jahreszeit sonnengebräunt waren. »Nur mal eine Frage«, sagte er. »Wie viel müssten wir dir bieten, damit du einfach den Mund hältst und wieder nach Hause fährst?«
    »Wie bitte?«
    Er stützte die Hände auf den Tresen und fixierte sie mit unerbittlichem Blick. »Ich mag es nicht, um den heißen Brei herumzureden, okay? Das ist reine Zeitverschwendung. Also kommen wir zur Sache. Du hast vor, großes Aufhebens zu machen, du wirst die Presse und die Anwälte einschalten und behaupten, du wärst London, stimmt's?« Er schenkte sich einen zweiten Drink ein, ließ ihn jedoch unberührt auf der Bar stehen.
    »Ich bin London. Jedenfalls glaube ich das. Und vorerst möchte ich Anwälte aus der Sache heraushalten.«
    »Natürlich bist du London«, bestätigte Zach, triefend vor Sarkasmus.
    »Du brauchst mich gar nicht so herablassend zu behandeln.«
    »Schon gut. Womit wir wieder am Anfang wären, also: Wie viel müssen wir dir bieten, damit du es dir anders überlegst und beschließt, dass du doch einfach nur Adria Nash bist?«
    »Ich bin Adria.«
    »Du willst also beides sein.«
    »Vorerst.«
    »Bis wir dich als London akzeptieren.« Der brennende Holzkloben knackte laut.
    »Ich habe nicht erwartet, dass ihr mir glaubt«, sagte sie, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. Ihr war flau im Magen, ihre Hände waren schweißnass, doch sie zwang sich, äußerlich ruhig zu bleiben. Lass dich von ihm nicht einschüchtern. Darauf legt er es doch an. »Ich hätte die weite Reise nicht unternommen, wenn ich nicht überzeugt wäre, deine Schwester zu sein.«
    »Halbschwester«, korrigierte er. »Wenn du diese Sache durchziehen willst, Adria, dann halte dich wenigstens an die Tatsachen.«
    Verärgert erwiderte sie: »Die Tatsachen sind mir bekannt. Ich weiß alles über deine Familie.«
    »Und deshalb hast du beschlossen, Vorteile aus deiner Ähnlichkeit mit meiner Stiefmutter zu ziehen.«
    »Vielleicht solltest du das Band anschauen.«
    »Das Band?«, wiederholte er herausfordernd.
    »Ja, die Videokassette, deretwegen ich hergekommen bin.« Die Videokassette, die zwar der Grund ihrer Überzeugung, aber ganz sicher kein Beweis dafür war, jedenfalls kein hinreichender Beweis. Plötzlich erschien das Material, das sie in der Hand hatte, ihr lächerlich unzureichend, so zerbrechlich wie der Traum ihres Vaters, sie könne eine Art moderne Märchenprinzessin sein. »Ich habe sie nach dem Tod meines Vaters gefunden. Er hat sie mir hinterlassen.«
    »Ich kann es kaum erwarten«, knurrte Zach höhnisch und goss ein weiteres Glas ein. »Aber wir wollten doch nicht ohne die anderen anfangen.« Er stellte ihren Drink auf die Ecke eines Glastisches, nahm seinen vom Tresen und trat ans Fenster. Dort stand er wie ein Wachtposten und starrte durch die regennasse Scheibe nach draußen.
    Nach einer Weile stand Adria auf und sagte: »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mir gern die Nase pudern.«
    »Die Nase pudern?« Er schnaubte. »Vornehmer Ausdruck für ein Bauernmädchen aus Montana.«
    Sie senkte kurz den Blick auf ihre Hände und sah ihm dann in die Augen. »Du liebst dieses Spielchen, wie?«
    »Ich liebe überhaupt nichts.« Er musterte sie von oben bis unten.
    »Aber es macht dir Spaß, mich zu provozieren, zu versuchen, mich in die Falle zu locken.«
    »Du hast damit angefangen«,

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