Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
und vor dem Hoteleingang wartenden Fahrzeugen auswich, Pfützen umging und schließlich am Türsteher vorbeischlüpfte.
    Sie besaß also den Mut, hier aufzukreuzen.
    Mit einem letzten Schluck trank Zach sein Bier aus, ließ die leere Flasche auf dem Tisch stehen und drängte sich eilig durch die Menschenmenge. Mehrere Gäste versuchten ihn aufzuhalten, Frauen lächelten ihm einladend zu und Männer hoben den Blick, wenn er vorbeiging. Womöglich war er das Gesprächsthema des Abends, doch es kümmerte ihn nicht sonderlich, dass er als schwarzes Schaf der Familie galt und dass die Leute glaubten, er habe sich kurz vor Witts Tod mit dem Alten ausgesöhnt, um im Testament bedacht zu werden.
    Als er durch die Flügeltür stürmte, sah er Adria, die gerade dem Hotelmanager strahlend versicherte, aber natürlich besitze sie eine Einladung.
    »Nash ist Ihr Name, sagten Sie?«, fragte der Manager mit einem freundlichen Lächeln und überflog die Gästeliste.
    »Eigentlich heiße ich Danvers.«
    Der Manager lächelte unbeirrt weiter. »Danvers? Dann sind Sie eine Verwandte?«
    »Ja …«
    »Schon gut, Rich. Sie gehört zu mir.« Zach ergriff Adrias kalte Hand, rang sich jedoch kein Lächeln ab.
    Sie sah ihn aus diesen klarblauen Augen an, die bis auf den Grund seiner Seele zu blicken schienen. »Danke, Zach«, sagte sie, als kenne sie ihn schon ein Leben lang.
    Die Enge in seiner Brust warnte ihn, dass er einen gewaltigen Fehler beging, doch er half ihr an der Garderobe aus dem Mantel und geleitete sie in den Ballsaal. Er kam sich vor wie ein Verräter, genau wie damals in der Nacht, als er mit seiner Stiefmutter geschlafen hatte. Auch jetzt überkam ihn wieder dieses Gefühl, dass Unheil drohte, dass er einen Weg ohne Anfang und Ende beschritt, und doch ließ er zu, dass sie sich bei ihm unterhakte.
    Zahlreiche Gäste blickten sich nach ihr um. Sie war genauso schön wie die Frau, die angeblich ihre Mutter gewesen war. Ihr glänzend schwarzes Haar streichelte die bloße Haut ihres Rückens. Ihr Kleid, weiß schimmernd, fiel über der Brust gerafft von einer Schulter hinab, umspielte die schmale Taille und ergoss sich von den Hüften an glockig ausgestellt bis zum Boden.
    »Was willst du hier?«, fragte Zach, als sie außer Hörweite der meisten Gäste waren.
    »Wenn du auf meine Anrufe reagiert hättest, dann hätte ich es dir erklärt.«
    »Ja, sicher.« Er glaubte ihr nicht.
    »Ich gehöre hierher.«
    »Ach was!«
    Sie lächelte verkrampft. »Warum bist du mir zur Hilfe gekommen?«
    »Bin ich nicht.«
    »Doch, sicher. Sonst hätte der gute Richard mich glatt wieder hinausgeworfen.« Ein Kellner hielt ihnen auffordernd ein Tablett hin. Adria nahm eine Champagnerflöte, Zach lehnte ab, und der Kellner verschwand wieder in der Menge.
    »Ich wollte nur verhindern, dass es eine Szene gibt.«
    Ihr Lächeln war bezaubernd. »Du denkst, ich hätte vorgehabt, eine Szene zu machen?«
    »Ich weiß es.«
    »Du weißt überhaupt nichts von mir.«
    »Außer dass du eine geldgierige Hochstaplerin bist.«
    »Das glaubst du selbst nicht.«
    »O doch.«
    »Warum lässt du mich dann nicht einfach meine ›Szene‹ machen und zum Teufel gehen?« Sie nippte an ihrem Glas und zwang sich zu einem Lächeln, weil sie spürte, dass Blicke auf ihr ruhten.
    »Das würde meinem Ruf schaden.«
    »Seit wann interessiert dich dein Ruf?«
    »In unserer Familie hat es schon genug Skandale gegeben«, sagte er.
    »Und ich dachte, der gute Name deiner Familie kümmert dich nicht.« Sie zog die Augenbrauen hoch, was eine so sinnliche Wirkung hatte, dass er eine Spannung in den Weichteilen verspürte.
    »Allerdings nicht.« Er beobachtete sie scharf. Sie war nicht so selbstbewusst, wie sie sich gab. Ihre Augen blickten fragend, doch es lag auch ein herausforderndes Funkeln darin. Schön wie Kat, strahlte sie doch zugleich eine Unschuld aus, wie Katherine LaRouche Danvers sie nie besessen hatte. Selbst im Zustand äußerster Verwundbarkeit schien Kat ständig eine Rolle zu spielen, war stets berechnend sexy und manipulativ.
    »Kannst du beweisen, dass du London bist?«, fragte Zach, um gleich auf den Punkt zu kommen.
    »Ich kann und werde es.«
    »Unmöglich.«
    Sie hob die bloße Schulter und trank ruhig aus ihrem Glas, während der Pianist einen alten Beatles-Song anstimmte und es dabei fertig brachte, der Melodie jede Spur von Nostalgie zu nehmen. Lachen scholl zur Decke empor, unter der die tausend winzigen Lichter der Kronleuchter funkelten – genau wie

Weitere Kostenlose Bücher