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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihr bleiches Gesicht im Spiegel sah. Nicht von den anderen und von ihm auch nicht. Doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass etwas Bedrohliches, Böses in diesem herrschaftlichen Haus lauerte.
    Als sie ins Arbeitszimmer zurückkehrte, stand Zach wieder am Fenster und blickte hinaus in düstere Nacht.
    Adria griff nach dem Drink, den Zach für sie bereitgestellt hatte, und trank einen Schluck, der ihr in der Kehle brannte. Sie musste noch einen Versuch unternehmen, die Barrikaden einzureißen, die er um sich errichtet hatte. »Ist dir eigentlich nicht klar, warum ich mich zuerst an dich gewandt habe?«, fragte sie.
    Er schwieg finster.
    »Ich dachte, du würdest es vielleicht verstehen.« Sie zögerte. »Ich meine, du weißt schließlich, wie es ist, ein Außenstehender zu sein.«
    Seine Schultermuskeln spannten sich an. Er trank noch einen Schluck von seinem Scotch. »Lass dir nicht von ein paar Bildern an der Wand weismachen, dass du und ich irgendwas gemeinsam hätten. Gut, ich stand außen vor – na und?«
    »Aber du wolltest dazugehören.«
    Sein Rücken straffte sich. »Merk dir eines, Schwester : Ich wollte nie dazugehören. Der Alte wollte es.«
    »Tatsächlich?«, entgegnete sie und beschloss, ihn ein wenig in die Enge zu treiben. Anders würde sie nie etwas von ihm erfahren. »Was war eigentlich der Grund dafür, dass er dich enterbt hat?«
    »Wieso gehst du davon aus, dass der Grund bei mir lag? Warum nicht bei ihm?« Er warf ihr einen kalten Blick zu, der sie bis ins Mark traf, und sah dann wieder aus dem Fenster.
    »Ich stelle nur Vermutungen an«, gab sie zu. Ihre Hände zitterten ein wenig und sie umfasste ihr Glas fester. Seine bloße Anwesenheit machte sie nervös – es war nahezu unmöglich, unter seinem abweisenden Blick ruhig sitzen zu bleiben.
    »Dann finde es doch selbst heraus.«
    »Was ist geschehen, Zach?«
    Jetzt fuhr er zu ihr herum und sein eben noch so kalter Blick hatte sich ein wenig verändert. Adria hatte das Gefühl, als sei die Temperatur im Raum plötzlich angestiegen. Der Feuerschein vom Kamin hob die harten Konturen seines Gesichts hervor, die huschenden Schatten ließen die Ecken und Kanten noch schroffer erscheinen, doch Adria spürte noch etwas anderes, etwas, das tief aus ihrem Inneren kam und ihr Herzklopfen verursachte. Sie scheute sich, die Empfindung näher zu analysieren. Angespannt fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »Das geht dich nun wirklich nichts an.«
    Trotz des flauen Gefühls im Magen sagte sie: »Ich habe versucht herauszufinden, was zwischen Witt und dir vorgefallen ist, habe aber kaum Hinweise darauf entdeckt. Ich dachte, es hinge vielleicht damit zusammen, dass du zu den Verdächtigen in dem Entführungsfall gezählt wurdest – dass das, was dir in jener Nacht zugestoßen ist, irgendwie als Beweis dafür aufgefasst wurde, dass du an der Sache beteiligt warst.«
    Er schnaubte verächtlich. »Zum Teil war es wohl so.«
    »Und zum anderen Teil?«
    Zach biss die Zähne zusammen, und sekundenlang glaubte Adria, er werde sie ins Vertrauen ziehen. Doch stattdessen drehte er sich wieder zum Fenster um und starrte finster hinaus. »Das spielt keine Rolle.«
    »Aber natürlich …«
    »Lass es, Adria.« Sie hörte die Warnung in seinem Tonfall und entschied, besser nachzugeben. Vorerst wenigstens. Dennoch war sie nach wie vor entschlossen, Zachs Geheimnis zu ergründen. Mehr denn je brannte sie darauf, hinter die Fassade von Witts rebellischem Sohn zu blicken. Vielleicht war doch etwas an den Gerüchten, dass er gar nicht Witts Sohn, sondern der von Anthony Polidori sei. Und womöglich steckte noch mehr dahinter. Wie er Katherines Porträt angestarrt hatte … Das war unheimlich gewesen. Dieses Haus barg entschieden mehr Geheimnisse, als Adria vermutet hatte. Sie trank noch einen Schluck, lehnte sich in die Polster des Sofas zurück und wartete.

    Jason Danvers ließ alle Vorsicht außer Acht und verlangte seinem Jaguar Höchstleistungen ab. Während er die schmalen, regennassen Straßen in den West Hills entlangraste, bemühte er sich, rational zu überlegen. Er hatte die Feier frühzeitig verlassen, nachdem er seine einstudierte Rede gehalten und lange genug mit der Bürgermeisterin – einer überaus beliebten Frau, die erst kürzlich in das Amt gewählt worden war – getanzt hatte, um der Höflichkeit Genüge zu tun. Er hatte Smalltalk gemacht, vom Präsidenten der Historischen Gesellschaft Gratulationen zur Restaurierung des alten

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