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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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dann griff er nach dem Telefonhörer und wählte eine dreistellige Nummer. »Ist McHenry noch hier? Ich habe jemanden nach ihm geschickt. Ja, in meinem Büro. Was? Ach, es geht um Zach. Er ist zusammengeschlagen worden. Sieht böse aus.« Witt knallte den Hörer auf die Gabel und bedeutete zwei Polizisten, sich von dem grünen Ledersofa zu entfernen. »Komm, leg dich lieber hin. Du scheinst eine Menge Blut verloren zu haben.«
    »Mir fehlt nichts.«
    Witt riss der Geduldsfaden. »Könntest du wohl einmal im Leben tun, was ich dir sage, ohne zu widersprechen, Zach? Jetzt leg dich aufs Sofa und lass dich von McHenry untersuchen, verflucht noch mal!«
    Zach schien aufbrausen zu wollen, setzte sich dann jedoch folgsam auf das Sofa. Gleich darauf trat McHenry ins Zimmer. Er war ein rüstiger Mann, der auf die Siebzig zuging, seit Jahren Witts Arzt und der beste Mediziner, der für Geld zu haben war. McHenry verstand nicht nur sein Metier – man konnte sich auch auf sein Stillschweigen verlassen, eine Eigenschaft, die Witt zu schätzen wusste.
    »Ich will nicht wissen, wie dein Gegner aussieht«, scherzte der Arzt, während er Zach vorsichtig das Hemd auszog. Beim Anblick der Wunde drehte sich Witt der Magen um.
    »Also, Zach, nun rede endlich«, verlangte er, setzte sich auf die Schreibtischkante und griff nach einer neuen Zigarre, während die vorige noch in einem überquellenden Aschenbecher verglomm. Zach duldete mit verzerrtem Gesicht, dass der Arzt seine Wunden versorgte, und schwieg mürrisch. Wie üblich. »Hör zu, Zach, es ist mir völlig gleichgültig, was du von mir hältst. Verdammt, mir geht es im Moment nur um eins: dass London nichts geschieht. Und deshalb solltest du mir jetzt besser verraten, was dir heute Nacht zugestoßen ist. Vielleicht hängt das Leben deiner Schwester davon ab.«
    Zach bedachte ihn mit einem hasserfüllten Blick, doch Witt störte sich nicht daran. Er wandte sich Jack Logan zu und sah dem Detective fest in die Augen. »Und alles, was jetzt hier gesprochen wird, bleibt unter uns, klar?«
    Logan nickte knapp, woraufhin sich Witt zufrieden in seinem Sessel zurücklehnte. »Zach, wir hören.«
    Zach schloss die Augen in der Hoffnung, der Raum möge aufhören, sich um ihn zu drehen. Sein erster Impuls war, eine Geschichte zu erfinden, doch dann besann er sich und erzählte, was wirklich vorgefallen war. Nur in zwei Punkten wich er ein wenig von der Wahrheit ab: Er gestand nicht ein, dass seine Stiefmutter ihn beim Tanzen in sexuelle Erregung versetzt hatte, und er hielt Jason aus der Sache heraus. Warum, das wusste er selbst nicht recht. Vielleicht, weil er sich Jason später persönlich vorknöpfen wollte, vielleicht aber auch aus einer gewissen Loyalität zu dem älteren Bruder, der doch, so lange er denken konnte, ein Stachel in seinem Fleisch gewesen war.
    Doc McHenry sprach kein Wort, während er Zach behandelte. Er stieß nur hin und wieder missbilligende Laute aus, legte Salben auf und etwas, das höllisch brannte, dann nähte er die Verletzung an der Schulter und die Schnittwunde über dem Ohr. Zufrieden mit seinem Werk wandte er sich Zachs Gesicht zu. »Deine Nase ist wieder einmal gebrochen, Kleiner, aber im Alter verleiht das deinem Gesicht Charakter«, sagte der Arzt und wischte das geronnene Blut ab. Jedes Mal, wenn er Zachs Nase berührte, war der Junge kurz davor, wieder das Bewusstsein zu verlieren. »Warte, ich gebe dir etwas gegen die Schmerzen.« Er kramte eine Spritze aus seiner schwarzen Tasche, zog Zachs Hose hinunter und stieß ihm die Nadel ins Gesäß. »Und die Tetanusimpfung frischen wir auch gleich noch auf.«
    Zach weigerte sich, Beschämung darüber zu empfinden, dass McHenry vor seinem Vater und Logans Männern sein Hinterteil entblößt hatte. Ihm war es völlig egal, was der Alte oder der Arzt ihm antat. Es war nicht schlimmer, als sich mit den Bullen abgeben zu müssen.
    Endlich war Detective Sergeant Jack Logan an der Reihe, ihm Fragen zu stellen. Zach sah die Skepsis in Logans Augen, und ihm entging auch nicht, dass zwei Polizisten einen skeptischen Blick wechselten, als er von der Prostituierten berichtete. Ganz gleich, was er sagte – sie glaubten, dass er log, das war ihm klar.
    »Diese Männer, die dich angegriffen haben«, sagte Logan schließlich, als McHenry seine Arzttasche wieder einpackte. »Rudy und Joey …?«
    »So haben sie einander angesprochen.«
    »Hast du sie schon mal gesehen?«
    »Nein, noch nie.«
    »Er muss ins Krankenhaus«,

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