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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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ausgestanden war. Sonst sähe es so aus, als habe er ein schlechtes Gewissen, und die Hälfte aller Bullen des Landes würde sich an seine Fersen heften. Aber vielleicht – hoffentlich – war London bereits gefunden und wohlbehalten wieder zu Hause, wenn er aus dem Krankenhaus kam. Dann konnte er fortgehen, ohne sich verdächtig zu machen.
    Er musste Geduld haben, auch wenn das nicht leicht sein würde. Geduld war nie seine starke Seite gewesen. Doch im Augenblick saß er fest. Es gab einfach keinen verdammten Ausweg.

9. Kapitel
    J ack Logan mochte die Polidoris nicht, am allerwenigsten Anthony. Er hatte den Clan nie gemocht und würde ihn nie mögen.
    Er betätigte den Zigarrenanzünder seines 1969er Ford Galaxy Zweitürers. Der Wagen war sein ganzer Stolz, kirschrot mit elfenbeinfarbenem Verdeck und einer Menge PS. Es handelte sich um ein Geschenk von Witt Danvers – ein kostspieliges Geschenk, doch Logan sträubte sich dagegen, es als Bestechung anzusehen. Er runzelte die Stirn, als er sein eigenes wettergegerbtes Gesicht im Rückspiegel sah, und schob den Gedanken von sich, dass er – im Grunde ein ehrlicher Bulle – sich von Witt Danvers hatte kaufen lassen. Als er vor einer Ampel in der Nähe der 17th Street halten musste, klopfte er eine Marlboro aus dem Päckchen auf dem Armaturenbrett und steckte sie zwischen die Lippen. Der Anzünder klickte, und während die Ampel auf Grün schaltete, zündete er seine Zigarette an.
    Logan traute Leuten mit Geld nicht über den Weg, schon gar nicht reichen Leuten mit politischen Ambitionen. Ganz oben auf seiner Liste der am wenigsten vertrauenswürdigen Personen standen Anthony Polidori und Witt Danvers. Polidori machte großes Aufhebens darum, dass er für den Senat kandidierte, und die katholischen und italienischstämmigen Wähler waren auf seiner Seite; Witt liebäugelte damit, Bürgermeister oder Gouverneur zu werden, wie Logan vermutete, und die konservativen weißen Protestanten in Portland würden für ihn stimmen. Bei dem Gedanken drehte sich Logan der Magen um. Wenn sich alles so entwickelte, wie Witt es sich erhoffte, dann wäre er eines Tages Logans Boss. Zum Teufel!
    Am McLoughlin Boulevard fuhr er bei Gelb über die Kreuzung, dann steuerte er den Wagen aus der Stadt hinaus südlich in Richtung Milwaukie, wo es seit fast einem Jahrhundert eine ganze Enklave italienischer Farmer gab. Die Polidoris hatten als Gemüsebauern angefangen, doch sie hatten gespart, in Grundbesitz investiert, wo immer es Land billig zu erwerben gab, ihre Produkte an die feinsten Restaurants in Portland verkauft und in aller Stille ein Vermögen angehäuft – nicht so groß wie das der Danvers', aber doch beträchtlich.
    Ja, dachte Logan, ihn würde es freuen, wenn Anthony Polidori an der Danvers-Entführung scheiterte. Es wäre ein Vergnügen, den Mistkerl vor Gericht schwitzen zu sehen. Doch so weit würde es nicht kommen. Das wusste er, Polidori wusste es, und der starrsinnige alte Witt Danvers, ob er es nun zugeben wollte oder nicht, wusste es ebenfalls.
    Er schnippte die Zigarettenasche aus dem Fenster, trat aufs Gas und raste mit überhöhter Geschwindigkeit durch die kurvenreichen Straßen von Milwaukie bis zu der von Fichten gesäumten Zufahrt zum Waverley Country Club, der inmitten von Landhäusern und parkähnlichen Gärten am Ostufer des Willamette River lag. Hektarweise üppiger Rasen und Wasserläufe gehörten zu dem elitärsten Club der Stadt.
    Stirnrunzelnd bog Logan in die Zufahrt ein und wartete am Tor darauf, dass der Wachhabende vom Sicherheitsdienst sich bequemte, ihn einzulassen. Er klappte seine Brieftasche auf und zeigte dem Mann seine Marke – reine Zeitverschwendung, denn der Wachmann wusste sowieso, wer er war –, dann drückte er seine Zigarette im Aschenbecher aus.
    Summend glitt das Tor zur Seite. Logan gab Gas und der Ford Galaxy rollte an Rosengärten und Springbrunnen vorbei zu dem weitläufigen Landhaus.
    Anthony Polidori empfing ihn an der Eingangstür. Er war ein kleiner Mann mit beträchtlichem Bauchumfang, einem schmalen Oberlippenbärtchen, dunklen Augen, die Funken sprühten, wenn er wütend war, und mehreren Goldzähnen. Polidori führte Logan in ein Foyer, so groß, dass Logans gesamter Bungalow darin Platz gefunden hätte.
    »Sie brauchen mir nicht zu erklären, weshalb Sie hergekommen sind«, sagte Polidori und ließ den Polizisten durch die Doppeltür aus poliertem Holz vorangehen. »Ich weiß, es geht wieder einmal um die

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