Wehe Dem, Der Boeses Tut
kleine Danvers.« Mit einem Wink bedeutete er seinem Besucher, in einem Ledersessel Platz zu nehmen, dann ging er zur Bar, schenkte in zwei Gläser aus geschliffenem Kristall jeweils drei Fingerbreit irischen Whiskey und reichte Logan einen der Drinks.
Der rauchige Duft des Whiskeys kitzelte Logan in der Nase, aber er stellte das Glas auf Polidoris massivem Schreibtisch ab. Er lechzte nach dem Drink, ließ es sich jedoch nicht anmerken. »Ihr Name fällt in dem Zusammenhang immer wieder.«
»Das hörte ich bereits.« Polidori setzte sich nicht, sondern blieb an einem der bleiverglasten Fenster stehen und blickte hinaus auf den Fluss. »Ihre Leute waren in der letzten Zeit täglich hier. Ich bin, wie Sie wissen, ein geduldiger Mensch, aber selbst ich betrachte das als eine Verschwendung von Zeit und Steuergeldern. Ich kann diesen Männern und auch Ihnen nichts sagen. Pfeifen Sie sie zurück, Logan. Sie sollen lieber wirkliche Kriminelle jagen.«
Logan enthielt sich einer Antwort.
»Es überrascht mich allerdings, dass Sie persönlich herkommen.«
»Taylors Bericht hat mir nicht genügt. Er, ähm, erschien mir unvollständig.«
Polidori seufzte. »Hören Sie, Logan, ich habe nichts mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun.«
»Lassen Sie doch den Unsinn«, sagte Logan so leise, dass er seine eigene Stimme kaum erkannte.
Polidoris dunkle Augen blitzten. »Sie glauben mir also auch nicht.«
»Kommen wir zur Sache: Zwei von Ihren Gorillas haben Zachary Danvers überfallen und ihn krankenhausreif zugerichtet. Ungefähr zur gleichen Zeit sind die kleine London Danvers und ihr Kindermädchen verschwunden. Zufall?«
»Muss ich meinen Anwalt rufen?«
»Das frage ich Sie.«
»Ich habe mit keinem der beiden Vorfälle etwas zu tun«, beharrte Polidori, ging zur Bar und schenkte sich noch einen Drink ein. »Absolut nichts.«
Logan glaubte ihm kein Wort. »Vielleicht möchten Sie wissen, warum wir Ihnen so zusetzen. Ich habe ein ziemlich gutes Gedächtnis und erinnere mich, dass Sie, als Ihr alter Herr starb, ein paar ziemlich heftige Äußerungen getan haben.«
»Das liegt Jahre zurück.«
Logan beobachtete ihn mit unbewegter Miene. »Sie haben keinen Hehl daraus gemacht, dass Sie Julius Danvers, Witts Vater, die Schuld an dem Unfall in diesem Restaurant gaben.«
Anthony wurde hochrot im Gesicht.
»Sie haben dem gesamten Danvers-Clan Rache geschworen.«
Polidoris Lippen wurden schmal. Aus seinen Augen sprühte ein solch inniger Hass, dass es selbst dem zähen Logan durch Mark und Bein ging. »Das liegt Jahre zurück. Julius Danvers …«
»… ist tot.«
»… war ein verfluchter Mörder. Er hat meinen Vater umgebracht, Logan. Das wissen Sie und ich und ganz Portland. Er hat einen seiner Schläger beauftragt, Kerosin im Hotel auszugießen, und das ganze verdammte Gebäude ist in Flammen aufgegangen.« Seine Nasenflügel bebten. »In diesem Inferno sind sieben Menschen umgekommen. Und es wären noch mehr gestorben, wenn das Hotel nicht an jenem Wochenende geschlossen gewesen wäre. Dahinter steckte jemand, der wusste, dass mein Vater dort sein würde.«
»Oder Ihr alter Herr hat selbst das Feuer gelegt, um die Versicherungssumme zu kassieren.« Logan spielte gern den Advocatus diaboli.
Polidori biss die Zähne zusammen. »Er wurde ermordet, Logan. Jemand hat ihm eins über den Schädel gezogen und ihn in seinem Büro im Hotel liegen lassen, dann Kerosin über ihn und um ihn herum ausgegossen und ein Streichholz hineingeworfen. Ich werde nie erfahren, ob mein Vater bewusstlos war, als er starb, oder ob er geschrien und sich vor Schmerzen gekrümmt hat, während die Flammen ihn verschlangen. Kein Tag vergeht, ohne dass ich mir diese Frage stelle.« Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Drink und begegnete Logans Blick im Spiegel über der Bar. »Stephano war ein anständiger Kerl. Ein treuer Ehemann. Ein guter Vater. Julius Danvers hat ihn ermordet. Und Witt wusste davon.«
»Das ist reine Spekulation.«
Polidoris Lächeln wurde diabolisch. »Was zahlt er Ihnen eigentlich, damit Sie ihm die Stange halten, Jack? Ganz gleich, wie viel – es ist nicht genug.«
Ein Muskel in Logans Wange begann zu zucken. Er war drauf und dran, nach seinem Drink zu greifen, lehnte sich dann jedoch in seinem Sessel zurück und bemühte sich, lässig zu wirken. »Kommen wir auf Witts kleine Tochter zurück. Wo ist sie?«
»Ich weiß es nicht. Wie ich bereits sagte, ich kann Ihnen nicht helfen.«
»Sie haben sich nicht
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