Wehe Dem, Der Boeses Tut
zufällig entschlossen, endlich Rache zu üben, indem Sie die Kleine entführen?«
»Machen Sie sich doch nicht lächerlich.« Polidori schnaubte, doch er umklammerte sein Glas so krampfhaft, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.
»Wie könnte man Witt empfindlicher treffen als durch die Entführung seiner Tochter? Sie ist sein Ein und Alles.«
»Glauben Sie mir, ich habe nichts mit dieser Angelegenheit zu tun. Und wenn Sie jetzt nicht aufhören, mich zu behelligen, rufe ich meinen Anwalt.« Er trat an den Schreibtisch und griff zum Telefon.
»Ich glaube Ihnen nicht.« Logans Stimme war ausdruckslos, und er sah Polidori so eindringlich an, dass sich an den ergrauenden Koteletten des alten Mannes Schweißtröpfchen sammelten. Er hatte eindeutig kein reines Gewissen. Aber warum nicht?
»Was Sie glauben, spielt keine Rolle, Jack. Es kommt darauf an, was Sie beweisen können. Nun, wenn dies ein Höflichkeitsbesuch sein soll, besinnen Sie sich auf Ihre Manieren und trinken Sie den Whiskey, den ich Ihnen so großzügig offeriert habe. Sind Sie aber in Ihrer Eigenschaft als Polizist gekommen, dann sagen Sie mir, was Sie mir zur Last legen, oder Sie verlassen auf der Stelle mein Haus.«
Jack ließ sich nicht beirren. Jetzt gewann er an Boden: Polidori verlor die Nerven. »Joey Siri und Rudy Gianotti haben für Sie gearbeitet.«
»In letzter Zeit nicht mehr.«
»Dann arbeiten sie für Ihren Jungen.«
Polidoris Gesicht wurde hochrot. Mit versteinerter Miene beugte er sich über den Schreibtisch vor. »Halten Sie Mario da heraus.« Seine Lippen bewegten sich kaum unter dem säuberlich gestutzten Bärtchen.
»Es ist aber durchaus möglich, dass er bis über beide Ohren in der Sache drinsteckt«, entgegnete Logan. »Man munkelt, er hätte vor ein paar Jahren was mit der älteren Danvers-Tochter gehabt. Damals war sie noch minderjährig – sechzehn, wenn ich mich recht erinnere –, und die Romanze hielt wohl nicht lange an.«
Polidoris Nasenflügel bebten. »Mein Junge war auf Hawaii, als das kleine Mädchen verschwand.«
»Welch glücklicher Zufall.«
»Er weiß überhaupt nichts von der Entführung.«
»Die ganze Stadt weiß davon, Tony. Sämtliche Zeitungen und sogar das Fernsehen haben darüber berichtet. Ich möchte wetten, die Geschichte war selbst in Waikiki in den Nachrichten.« Er durchbohrte Polidori mit seinem Blick, jeder Zoll ein Polizist. »So, wie ich das sehe, wollte jemand Witt Danvers gründlich eins auswischen. Also habe ich nachgeforscht, habe Leute aufgespürt, die etwas gegen den Kerl haben, und raten Sie mal, wessen Name immer wieder ganz oben auf der Liste erscheint?«
»Ich muss mir das nicht anhören.« Polidori griff erneut nach dem Telefon.
»Ist Mario zu Hause? Ich würde gern mit ihm reden.« Logan hatte endlich doch das Gefühl, die Oberhand gewonnen zu haben. Er griff nach seinem Drink. Auch wenn er im Dienst war – egal.
»Ich wüsste nicht, was Sie mit Mario zu bereden hätten.«
»Ich kann hier mit ihm sprechen«, sagte Logan und strich mit dem Finger über den Rand seines Glases. »Oder ich kann ihn im Streifenwagen auf die Wache bringen lassen.« Er runzelte nachdenklich die Stirn, als müsse er überlegen. »Hier lungern immer noch eine Menge Reporter herum. Hungrige Jungs auf der Suche nach einer Story. Aber Sie haben die Wahl.«
»Sie sind ein Schwein, Logan.«
»Und Sie sind ein Lügner.« Er sah den kleinen Mann in dem teuren Anzug fest an. »Also?«
Polidori legte den Hörer wieder auf die Gabel und strich sein Jackett glatt. Logan konnte beinahe sehen, wie sein Gehirn fieberhaft arbeitete. Herrgott, es tat gut, den Dreckskerl schwitzen zu sehen.
»Wenn Mario sich in dieser Sache kooperativ zeigt, werde ich wohl darauf verzichten können, ihn mitzunehmen. Wenn nicht …« Logan zuckte vielsagend mit den Schultern und beobachtete Polidori über den Rand seines Glases hinweg. »Nun ja, es würde sich nicht besonders gut machen, wenn in den Klatschkolumnen die alten Geschichten über Ihren Sohn wieder hervorgezerrt würden.« Er lächelte in sein Glas. »Skandale haben es so an sich, von Zeit zu Zeit wieder aufzuleben. Die Leute hier in der Stadt haben ein gutes Gedächtnis.«
Polidori kniff ein wenig die Augen zusammen. »Sie werden also Stillschweigen bewahren?«
»Ich mag ein Schwein sein, aber ein Lügner bin ich nicht.«
Mit einem ungläubigen Schnauben ließ Polidori sich in einen ochsenblutroten Sessel fallen und betätigte einen in der
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