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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Betonboden vor dem Badehäuschen. Zachs Kopf dröhnte, seine Schulter schmerzte. Zwar befand er sich auf dem Wege der Genesung, allerdings heilten die Verletzungen sehr langsam. Er griff nach seiner Coladose und lächelte still in sich hinein, weil er in weiser Voraussicht den ursprünglichen Inhalt ausgegossen und stattdessen aus einer Flasche im Kühlschrank Colt 45 eingefüllt hatte. Wahrscheinlich würde er auffliegen, doch das war ihm von Herzen gleichgültig. Er nahm einen tiefen Zug Bier und fühlte es kühl durch die Kehle rinnen. In wenigen Minuten würde die Entspannung einsetzen. Bis dahin wollte er seine Schwester einfach ignorieren.
    »Dad ist außer sich, weil die Polizei und das FBI nicht herausbringen, wer dahintersteckt«, sagte sie und verwischte mit der Fingerspitze ihre Kohlezeichnung. »Er will den Polidoris die Schuld zuschieben, nur weil die zwei Typen, die dich überfallen haben, früher für sie gearbeitet haben.«
    Warum behelligte sie ihn damit? Zach war erst seit vier Tagen aus dem Krankenhaus entlassen und heute hatte er sich zum ersten Mal aus seinem Zimmer gewagt. Er hatte beschlossen, am Pool zu entspannen, weil ihm drinnen die Decke auf den Kopf fiel und er fürchtete, den Verstand zu verlieren, wenn er noch länger die Jimi-Hendrix- und Ali-McGraw-Poster anstarrte.
    »Mom hat neulich angerufen und sich nach deinem Befinden erkundigt … Aber du hast wohl gerade geschlafen.«
    Er wollte nicht an seine Mutter denken. Eunice. Was für eine tolle Mutter sie ihm war … Ich gebe es ungern zu, denn eine Mutter sollte weiß Gott nicht so empfinden, aber du bist immer mein Liebling gewesen. Ihre Worte hallten immer noch in seinem Kopf nach. Die Brust wurde ihm plötzlich eng und es fiel ihm schwer zu sprechen. »Sie hat mich im Krankenhaus besucht.«
    »Aber du hast nicht mit ihr geredet.«
    »Ich hatte ihr nichts zu sagen.«
    »Herrgott, Zach, du kannst ein solches Ekel sein«, sagte Trisha und betrachtete stirnrunzelnd das Bild auf ihrer Staffelei.
    »Das liegt in der Familie.«
    »Sei doch mal ernst.«
    »Das bin ich ja.« Wenn sie wüsste. Er streckte die Hand aus und schaltete das Transistorradio auf dem Tisch ein, in der Hoffnung, sie mit Musik – Hardrock – vertreiben zu können. Es knisterte, dann fand er einen Sender, auf dem ein alter Rolling-Stones-Hit gespielt wurde. Der pulsierende Rhythmus von »Satisfaction« hallte über das aquamarinblaue Wasser.
    I can't get no … no, no, no …
    »Ich kann bei dem Gedudel nicht denken!«
    Er antwortete nicht. Wenn sie ihn nur endlich in Ruhe ließe. Er wollte nicht an seine Mutter denken, nicht an London … an überhaupt nichts. Er trank noch einen Schluck Bier. Die meiste Zeit hatte er das Gefühl, dass alle, Trisha eingeschlossen, Informationen über die Entführung aus ihm herauszubekommen versuchten. Sie legten es darauf an, dass er sich verplapperte und zugab, die Kleine gekidnappt zu haben. Aber warum? Und wie? Und wohin?
    Er traute niemandem, der den Namen Danvers trug. Man munkelte, in seinen Adern fließe das Blut der Polidoris – nun, vielleicht war tatsächlich etwas Wahres daran, überlegte er und zog eine sarkastische Grimasse. Das wäre doch mal was, wenn sich nach all diesen Jahren herausstellen würde, dass er in Wirklichkeit Anthony Polidoris Sohn war. Das würde eine ganze Menge erklären – nicht zuletzt, warum er Eunices Liebling war. Doch die Vorstellung gefiel ihm nicht. Witt war ein Dreckskerl erster Güte, zweifellos, aber Polidori war keinen Deut besser. Seit Jahren arbeitete die Polizei daran, ihn mit organisiertem Verbrechen in Verbindung zu bringen.
    »Schalte endlich das Ding aus!«, kreischte Trisha.
    Zach ignorierte ihren Protest. »Konnten eigentlich inzwischen Ginny Slades Verwandte ausfindig gemacht werden?«, fragte er. Jason hatte ihm erzählt, die Polizei habe das Zimmer des Kindermädchens auseinandergenommen. Ginny schien die Schlüsselfigur in der Entführung zu sein. Ihre Empfehlungsschreiben hatten sich als Fälschungen erwiesen und ihre Familie war praktisch vom Erdboden verschwunden.
    »Nicht dass ich wüsste.« Trisha legte den Kopf schief und betrachtete skeptisch ihr Werk. »Aber keiner glaubt ernsthaft daran, dass Ginny beteiligt ist. Sonst hätte sie doch Geld gefordert. Aber sie hat nicht einmal ihr eigenes Konto angerührt, dabei sind immer noch ein paar hundert Dollar darauf. Außerdem hat sie Ersparnisse bei der First National, glaube ich. Beinahe tausend Dollar. Auch

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