Wehe Dem, Der Boeses Tut
sich getrennt haben. Kat hat sich mit Händen und Füßen gesträubt. Sie wollte unbedingt am Puls der Ermittlungen bleiben. Ich dachte schon, sie würde sich Dads .22er greifen und ihm eine Kugel in den Kopf jagen, ehe sie sich bereit erklärte, die Stadt zu verlassen. Aber natürlich hat Dad seinen Willen durchgesetzt.« Trishas Blick trübte sich, und Zach wusste, dass sie mit ihren Gedanken nicht mehr bei Kat war.
»Er setzt immer seinen Willen durch.«
Trisha riss sich aus ihren Grübeleien und sah ihren Bruder an. »Ich glaube, Dad hatte einen bestimmten Grund dafür, sie aus der Stadt zu schaffen.«
Zach zog desinteressiert eine Augenbraue hoch.
»Kat wird außer sich sein, wenn sie die Ermittlungen einstellen, und ich denke, bald ist es so weit. Die Polizei hat keinerlei Anhaltspunkte und das FBI tappt auch im Dunkeln. Ein Haufen Idioten, die nichts können außer Däumchen drehen.«
»Und Phelps?«
»Der Privatdetektiv? Der ist ein Witz. Hast du schon jemals einen so … so gewöhnlichen Mann gesehen?« Sie ließ die Tannennadeln fallen, wischte sich die Hände ab und funkelte Zach so böse an, als trüge er die Schuld an der ganzen Situation. »Das ist sowieso alles nur Show. Dad hat sich felsenfest in den Kopf gesetzt, dass die Polidoris hinter der Entführung stecken.«
»Und? Stecken sie dahinter?«
»Sie sind nicht blöd, Zach. Anthony hätte doch von vornherein klar sein müssen, dass er ganz oben auf der Liste der Verdächtigen stehen würde.«
Zach war nicht restlos überzeugt, schwieg jedoch. Mochte Trisha glauben, was sie wollte.
»Das alles ist so nervenaufreibend. Seit Londons Verschwinden kann keiner von uns mehr einen Schritt tun, ohne gleich einen verdammten Bodyguard auf den Fersen zu haben.«
Zach band die Zügel am Zaun fest. Er war nicht in der Stimmung, sich das Gejammer seiner Schwester anzuhören. Trisha war doch nur wütend, weil sie sich nicht mehr heimlich mit Mario Polidori treffen konnte. Beide Familien missbilligten die Romanze zwischen Mario und Trisha – der einzige Punkt seit hundert Jahren, in dem die Polidoris und die Danvers' einer Meinung waren. Trisha argumentierte, sie und Mario seien erwachsene Menschen, worauf Witt entgegnete, dann solle sie sich auch benehmen wie ein erwachsener Mensch und ausziehen. Solange sie noch die Füße unter seinen Tisch streckte, müsse sie sich auch nach seinen Regeln richten.
Trisha sah das nicht ein. Sie schien sich für eine Art moderne Julia und Mario für einen ebensolchen Romeo zu halten. Bei der Vorstellung wurde Zach beinahe übel und er spie auf den staubigen Boden. Mit einem Knurren griff er den Sattel, warf ihn sich über die Schulter und trug ihn zum Stall.
Trisha folgte ihm. »Ich dachte mir, du und ich, wir könnten ein Abkommen schließen.«
Zach gab ihr mit einem Blick zu verstehen, sie möge ihn endlich in Ruhe lassen. Trishas privater Ärger interessierte ihn nicht, er hatte genug eigene Sorgen. Sein Aufenthalt auf der Ranch bedeutete lediglich einen Aufschub, doch der Alte redete immer noch von dem Internat. Zach spielte mit dem Gedanken, dem gesamten Danvers-Clan den Rücken zu kehren und auf und davon zu gehen.
»Komm schon, Zach. Ich brauche deine Hilfe.«
Zach legte den Sattel über einen Sägebock und warf die Pferdedecke über die Trennwand einer Box. Dabei wirbelte er eine Wolke von Staub und Pferdehaar auf.
Trisha hustete und Zach unterdrückte ein Grinsen. Das geschah ihr recht. Sie hatte nichts für Pferde übrig, sondern war nur hier, weil sie etwas von ihm wollte. Die Angelegenheit schien dringend zu sein.
»Okay«, sagte sie. »Mein Vorschlag: Ich muss eine Möglichkeit finden, mich hier rauszuschleichen. Nachts.«
»Warum?«
»Aus persönlichen Gründen.«
»Um dich mit Mario zu treffen, stimmt's?«
»Je weniger du weißt, desto besser.«
»Nein.«
»Was?« Ihr Gesicht nahm einen Ausdruck verletzten Stolzes an. »Ich bin schließlich auch für dich in die Bresche gesprungen …«
»Wie das?«, wollte er wissen.
»Ich habe Kat versichert, dass du London niemals auch nur ein Haar krümmen würdest.«
»Danke für diesen Vertrauensbeweis«, knurrte er, zog das Tuch, das er als Stirnband benutzt hatte, aus der Tasche und wischte sich den Schweiß aus dem Nacken.
»Das ist mehr, als alle anderen für dich getan haben, und Kat ist immer noch nicht restlos überzeugt davon, dass du nicht irgendwie in der Sache drinsteckst. Wenn du etwas älter wärst, würden alle denken, dass du der
Weitere Kostenlose Bücher