Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
bevor er überhaupt den Führerschein besaß.
    Der Teufel auf Rädern , so hatte Logan ihn manches Mal genannt.
    Auch Jason hatte sich für seinen jüngeren Bruder eingesetzt. »Das ist nur so eine pubertäre Phase«, hatte er seinem Vater zugeredet. »Er rebelliert ein bisschen, weiter nichts. Lass ihn einfach, das vergeht von selbst.«
    Kat schien sich sogar über seine Eskapaden zu amüsieren. »Ich möchte wetten, du hast zu deiner Zeit selbst genug angestellt, Witt«, sagte sie, als ihr Mann in seiner Wut über den Vorfall mit dem Leichenwagen im Begriff schien, den Jungen zu erwürgen.
    Jedes Mal, wenn Zach nach einer Prügelei mitten in der Nacht in Handschellen und blutüberströmt nach Hause gebracht wurde, hatte Nelson alles bis ins Detail erfahren wollen. Tagelang war er Zach auf den Fersen gefolgt und hatte immer wieder gesagt, er hoffte, sein Bruder habe »ordentlich zugeschlagen«.
    Nur Trisha hatte nichts gesagt, sondern still vor sich hin gelächelt, als sei sie froh, dass Zach den Ärger hatte und nicht sie.
    Ja, er hatte seiner Familie eine Menge Scherereien bereitet, doch das kümmerte ihn nicht im Geringsten. Gerade das wurmte Witt ganz besonders: die Tatsache, dass Zach kein Ziel, keinen Ehrgeiz besaß. Trisha hatte immerhin ihre Kunst und Jason würde einmal der beste Anwalt im ganzen Nordwesten sein, verdammt. Zach jedoch interessierte sich weder für das Hotel noch für das Holzgeschäft oder sonst für irgendetwas, das auch nur entfernt mit Danvers International zusammenhing.
    Aber Zach liebte die Ranch.
    Und er hatte nichts mit der Entführung zu tun. Warum glaubte ihm nur niemand?
    Sicher, London war eine Nervensäge gewesen, und Witt hatte sie maßlos verwöhnt, aber im Grunde hatte Zach die Kleine gemocht. Sie kam mit allem davon, wenn sie ihren Vater nur mit einem verschwörerischen Zwinkern ihrer blauen Augen verschmitzt anlächelte. Zach genoss es zu sehen, wie jemand den Alten manipulierte – selbst wenn es sich nur um eine vorwitzige Fünfjährige handelte.
    Es tat ihm leid, dass sie fort war, und er wollte sich gar nicht ausmalen, was wohl aus ihr geworden sein mochte. Insgeheim hatte er bereits alle Hoffnung aufgegeben und war fest davon überzeugt, sie sei tot. Zumindest würde der Kidnapper sie nicht mehr freilassen – nicht jetzt, nach so langer Zeit.
    »Okay, das dürfte reichen.« Manny prüfte den Zaunpfahl und signalisierte Zach mit hochgestrecktem Daumen, dass er mit der Festigkeit dieses Zaunabschnitts zufrieden war. »Es ist Freitag. Machen wir Schluss für heute.«
    Zach sah auf seine Uhr: Viertel nach fünf. Seit er sich auf der Ranch aufhielt – etwas über eine Woche –, hatte Manny ihm nie vor acht Uhr abends freigegeben. Der Tagesablauf war immer gleich. Hundemüde war Zach jeden Abend ins Haus gekommen und noch vor neun Uhr eingeschlafen, um am nächsten Morgen um fünf wieder auf den Beinen zu sein.
    Er nahm sein Stirnband ab, wischte sich den Schweiß und den Schmutz aus dem Gesicht und ging zum schattigen Ufer des Baches hinüber, wo er nach der Mittagspause sein Pferd zurückgelassen hatte. Er hätte auch in der staubigen Fahrerkabine des Pick-ups oder auf der Ladefläche sitzend mitfahren können, zog es jedoch vor zu reiten. Dieses Pferd, Cyclone, war sein Liebling – ein eigensinniger Fuchs mit weißen Fesseln, bekannt dafür, dass er biss und auskeilte. Außerdem war er das schnellste Pferd auf der Ranch.
    »Los, Junge«, sagte Zach und warf dem Pferd Decke und Sattel über den Rücken. »Es wird Zeit.«
    Cyclone legte die Ohren an, tänzelte und keilte aus, doch Zach wich geschickt aus und zog den Sattelgurt straff. »Du bist ein ganz Gefährlicher, nicht wahr?« Er schwang sich in den Sattel und ergriff die Zügel. »Nun, das soll mir recht sein, denn ich bin auch so einer. Hü!« Er drückte die Fersen in die Flanken des Tieres, beugte sich im Sattel vor und Cyclone galoppierte los. Der Wind fuhr durch Zachs Haar und trieb ihm die Tränen in die Augen. Dürre Strauchkiefern und rotborkige Goldkiefern flogen verschwommen an ihm vorüber und Zach fühlte sich wieder wild und frei – als könnte er tun und lassen, was ihm in den Sinn kam.
    Seine Geschwister fehlten ihm nicht. Jason hätte für ein wenig Geld seine Seele dem Teufel verkauft, während Trisha auf die einzige Art, die sie kannte, rebellierte: indem sie sich erneut mit Mario Polidori, dem Sohn von Witts Erzfeind, einließ. Man munkelte außerdem, dass sie Drogen nahm, doch Zach hatte

Weitere Kostenlose Bücher