Wehe Dem, Der Boeses Tut
Ranchhaus und die Wirtschaftsgebäude erkennen konnte. Aus mehreren Fenstern des Hauses fiel warmes Licht. Kat war noch wach und lief unruhig durch die Zimmer. Hin und wieder sah er ihren Schatten an den Fenstern. Zach entschied sich zu warten, bis alle Lichter gelöscht waren und Kat schlief, ehe er ins Haus zurückkehrte. Bisher war er ihr aus dem Weg gegangen, doch auf Dauer würde es schwierig werden, ihr auszuweichen.
Er riss eine Dose Coors auf und das Bier schäumte über. Zach trank rasch einen Schluck, da hörte er den alten Hund leise bellen. Gleich darauf ertönten Schritte, die sich rasch dem Stall näherten. Ihm blieb beinahe das Herz stehen. Sekunden später stieg jemand die Leiter zum Heuboden hinauf. Was jetzt?
Er nahm den Duft ihres Parfüms wahr, noch ehe er sie im offenen Fenster des Heubodens sah, das Gesicht bleich im Mondlicht, das schwarze Haar mitternachtsdunkel. Zach hatte das Gefühl, als legte sich ein eiserner Reif um seine Brust.
»Manny sagte, du wärst vielleicht hier«, sagte sie so lässig, als sei es für sie etwas völlig Alltägliches, in Scheunen herumzuschleichen und auf Heuböden zu klettern.
Sein Magen krampfte sich zusammen, als sie durch das Fenster hinausstieg. Mit einer Hand hielt sie sich am Stalldach fest, und mit wenigen Schritten war sie bei ihm, um sich neben ihm niederzulassen.
Der Duft ihres Parfüms stieg ihm jetzt noch deutlicher in die Nase, und sie war ihm so nahe, dass er ihre Körperwärme spürte. Er erinnerte sich an das Gefühl, als er sie in den Armen hielt, geschmeidig und anschmiegsam und willig … O Gott … »Was willst du?«
»Gesellschaft.« Sie lächelte ihn an. »Ich dachte, wir sind Freunde.«
In der Ferne heulte ein Kojote.
»Ich weiß nicht, ob das überhaupt möglich wäre.«
»Wir könnten es versuchen. Wie wäre es, wenn du mir für den Anfang ein Bier anbietest?«
Zachs Kehle wurde trocken wie Wüstensand. Er reichte seiner Stiefmutter die zweite Dose Bier. Kat riss sie mit einem strahlenden Lächeln auf und lachte leise, als ihr der Schaum über die Finger lief. Sie leckte das Bier ab und Zach bemühte sich, nicht darauf zu achten, wie sexy sie mit den weißen Schaumflocken auf den Lippen wirkte.
»Es ist wunderschön heute Nacht«, bemerkte sie, hob den Blick zum Himmel und seufzte laut. »Wenn man so etwas mag.«
»Dir gefällt es nicht?«
»Ich bin eben ein Stadtmensch.« Sie trank aus der Bierdose, zog die Beine an und legte die Arme um ihre nackten Knie. Ihre Shorts bedeckten nur knapp ihren Po, und Zach musste sich zusammenreißen, um sie nicht anzustarren. Krampfhaft versuchte er, an etwas anderes zu denken als daran, wie verdammt sinnlich sie war. »Bin in Ottawa aufgewachsen.«
Er brachte keine Erwiderung heraus.
Schweigend saßen sie nebeneinander, eine halbe Ewigkeit lang, wie es Zach erschien. Sein Herz hämmerte so heftig, dass er glaubte, sie müsse es hören. So gleichgültig er auch tat – vermutlich durchschaute sie ihn doch.
»Ich wollte nicht hierher kommen«, gestand sie ihm. »So weit fort – was, wenn es Neuigkeiten über London gibt …« Ihre Kehle wurde eng, als sie den Namen ihrer Tochter aussprach, doch sie bewahrte die Fassung. Seufzend fuhr sie sich mit den Fingern durch die dichten schwarzen Locken, die ihr makelloses Gesicht einrahmten. »Du magst mich nicht besonders, nicht wahr, Zach?«, fragte sie plötzlich.
»Du bist eben … meine Stiefmutter.«
»Die böse Stiefmutter, meinst du?«
Zach zuckte mit einer Schulter und trank den letzten Schluck Bier. Er hielt immer noch die leere Dose umklammert, als Kat sich ihm zuwandte, einen seltsamen Glanz in den Augen. Zach vermochte kaum zu atmen. Mit dreistem Blick legte sie die Hände auf seine Schultern und strich mit den Lippen über seinen Mund.
»Herrgott, Katherine …«, hauchte er, und das Herz schlug ihm bis zum Hals. »Nicht!«
»Schschsch.« Wieder legte sie ihre weichen Lippen auf seine, nur eine Sekunde lang – eine Sekunde, die, dessen war er sicher, sein Leben für immer verändern würde. Ihr Mund war verführerisch, warm, verheißungsvoll.
Zach stöhnte tief in der Kehle. »Tu das bitte nicht, Kat.«
»Du willst es doch auch«, flüsterte sie mit einem Seufzer, so weich wie die Sommernacht. Er ermahnte sich, dass er sie nicht küssen oder anfassen oder auch nur an so etwas denken durfte, und doch war er zu schwach, sich aus ihrer Umarmung zu lösen. Ihre Lippen verschlossen seinen Mund und ihre Brüste unter dem
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