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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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keine Beweise dafür. Was Nelson betraf – der Kleine war schlicht und einfach eine Nervensäge. Seit der Entführung folgte er Zach wie ein Hündchen und wollte die Geschichte von der Nutte und den Messerstechern immer und immer wieder in allen Einzelheiten hören, als sei Zach eine Art Kriegsheld. Zach fand diese Verehrung reichlich übertrieben.
    London hingegen … Das war eine andere Geschichte. Er schob den Gedanken an sie rasch von sich »Los«, schrie er dem Pferd ins Ohr.
    Zach gab dem Fuchs die Fersen und das Pferd reagierte prompt, jagte wie ein Komet auf die Kluft zu, die sich der Bach durch die Felder gegraben hatte. Kräftige Muskeln spannten sich an, streckten sich dann, und Pferd und Reiter flogen über den felsigen Abgrund, an dessen Boden nur ein kleines Rinnsal floss.
    Der Fuchs landete mit dumpfem Aufprall auf dem kiesigen Uferstreifen und strebte mit neu erwachter Energie im gestreckten Galopp über die gelben Stoppelfelder den Stallungen zu, die nun in Sicht waren. Fasane flatterten erschrocken aus dem Gebüsch auf.
    Zach beugte sich tief über den Hals des Fuchses und trieb das Pferd an, noch schneller zu laufen. Cyclone biss auf die Trense, seine Hufe hämmerten auf den rissigen Boden. Der Wind rauschte Zach in den Ohren, Schweiß verdunkelte das Fell des Tieres. Zum ersten Mal seit Wochen lachte Zach und schrie: »Beweg dich, du elende Mähre!«
    Erst als er sich der Koppel näherte, zog Zach die Zügel an, um dem eigensinnigen Tier Einhalt zu gebieten. »Langsam«, knurrte er und richtete sich in den Steigbügeln auf. Als sie schließlich die Koppel erreichten, war der Fuchs vom Galopp in Trab und schließlich widerstrebend in Schritt verfallen. Cyclone warf den Kopf auf, dass sein Zaumzeug klirrte, während er mit dem herrschsüchtigen Teufel auf seinem Rücken kämpfte.
    »Gut gemacht«, lobte Zach. Cyclone schnaubte aufgeregt, und Zach ließ ihn in langsamem Trott weitergehen, bis sich seine Atmung wieder beruhigt hatte. »Schon besser.«
    Dabei hatte Zach nicht bemerkt, dass Trisha ihn aus dem Schatten einer Krüppelkiefer heraus beobachtete. Er sah sie erst, als er das Pferd am Zaun anhielt und sie auf das Gatter stieg. Verdrossen begriff er, dass er sich wieder mit seiner Familie würde auseinandersetzen müssen, und plötzlich war ihm, als habe man ihm die Flügel gestutzt. All der alte Groll stieg erneut in ihm auf und die Ranch, die ihm eben noch so unendlich erschienen war, wurde beengend und klein.
    »Das hier ist ein Knast!«, sagte Trisha und schob einen Zweig zurück, der über den Zaun hing.
    »Was willst du denn hier?« Doch er wusste es bereits. Sie waren alle hier. Und sie würden bleiben.
    »Familienurlaub«, erwiderte sie sarkastisch. Naserümpfend beobachtete sie, wie sich die Pferdebremsen um die Hinterhand des Tieres scharten. Der Staub, der Schweiß, der Geruch nach Tiermist – all das war ihr zuwider. »Glaub mir, ich habe versucht, es Dad auszureden. Aber du weißt ja, wie er ist, wenn er einmal einen Entschluss gefasst hat.«
    »Hm.« Zach schwang sich vom Pferderücken.
    »Dad hat gesagt, wir gehen ihm alle auf die Nerven – na, das ist doch mal was Neues«, fügte sie spöttisch hinzu.
    Zach antwortete nicht.
    »Aber ich glaube, in Wirklichkeit befürchtet er, dass noch jemand entführt werden könnte.«
    »Ausgeschlossen.« Zach nahm seinem Pferd den Sattel ab und legte ihn über den Lattenzaun. »Hast du nicht selbst gesagt, es wäre ihm egal, wenn einer von uns entführt würde? Ihm geht es nur um London.«
    Trisha schob die Unterlippe vor.
    »Weißt du, wenn ich plötzlich verschwunden wäre, würde er sich zur Feier des Tages wahrscheinlich eine Flasche vom teuersten Champagner genehmigen.«
    »So schlimm ist er nun auch wieder nicht«, widersprach Trisha halbherzig, dann sah sie Zach in die Augen und seufzte. »Okay, also gut, er ist so schlimm. Im Grunde spielt es ja auch gar keine Rolle, warum er uns hierher geschickt hat – Tatsache bleibt, dass wir jetzt alle auf dieser gottverlassenen Ranch festsitzen.«
    »Ach ja?«
    »Einschließlich Kat.«
    Zach wurde ein wenig flau im Magen, doch es gelang ihm, sich keinerlei Gefühlregung anmerken zu lassen. »Es wird ihr hier wohl kaum gefallen«, sagte er tonlos.
    »Sie findet es jetzt schon furchtbar.« Trisha zupfte ein paar Nadeln von dem Kiefernzweig neben ihrem Kopf und zwirbelte sie seufzend zwischen den Fingern. »Du hättest den Streit mitanhören sollen. Es war fast wie damals, als Mom und Dad

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