Wehe Dem, Der Boeses Tut
hartnäckig. Schließlich gab sie nach und sagte sich, dass sie den Kleinkrieg lassen und sich auf die bevorstehenden großen Schlachten konzentrieren sollte.
Als sie zurück zur Bibliothek gingen, wimmelte es auf der Straße von Menschen. Autos, Pick-ups, Fahrräder und Fußgänger verstopften die Gassen und Gehsteige. Adria nahm das Gummiband aus dem Haar und schüttelte ihre Locken aus. Zachs Gaumen wurde trocken, als die wilde, blauschwarze Mähne in der Sonne schimmerte. Sie sah Kat so ähnlich, dass es schon unheimlich war.
»Was war nun eigentlich der Grund für das Zerwürfnis zwischen dir und deinem Vater?«, fragte sie und legte den Riemen ihrer Tasche über die andere Schulter.
»Ach, er hat einfach die Geduld mit mir verloren.«
Sie lachte leise. »Das kann ich mir vorstellen.«
»Ich bin ständig mit dem Gesetz in Konflikt geraten.«
»Oh.«
»Das passte Witt nicht. Er wollte, dass wir als Klassenbeste unseren Abschluss an einer Eliteschule machen … Oder falls wir dort nicht aufgenommen wurden, durfte es auch das Reed College sein, denn das ist gewissermaßen Familientradition. Danach sollten wir Jura studieren und in eine angesehene Kanzlei einsteigen.«
»Dann bist du also Anwalt?« Natürlich wusste sie, dass er keiner war, doch sie wollte seine Reaktion sehen.
»Von wegen«, sagte er mit einem verächtlichen Schnauben.
»Aber du sagtest doch –«
»Ich zählte ja nicht wirklich, hast du das schon vergessen?« Sein Gesicht hatte wieder den harten, verschlossenen Ausdruck angenommen, den sie bereits von ihm kannte, doch er schien keineswegs zerknirscht. Eher trotzig-herausfordernd, als müsse er sich beweisen.
Aber vor wem?
»Was genau arbeitest du denn, wenn du nicht gerade Hotels restaurierst?«
»Komm schon, Adria, stell dich nicht dumm. Du weißt längst, dass ich Bauunternehmer bin. Ich habe jahrelang Häuser umgebaut und irgendwann die Ranch in Schuss gebracht. Da bin ich dann einfach geblieben.«
»Auf der Familienranch?«
Er warf ihr einen raschen Blick zu. »Ja.«
»Du leitest sie jetzt also?«
»Auch das weißt du längst.
»Und dein Bauunternehmen?«
»Das besitze ich auch noch. In Bend.«
»Du scheinst recht vielseitig zu sein.«
»Ich tue, was ich tun muss.« Sie hatten den Park vor der Bibliothek erreicht. Zach wies mit einer Kopfbewegung auf das Gebäude und fragte: »Und? Hast du die ganze schmutzige Wäsche unserer Familie ans Tageslicht gezerrt?«
»Noch nicht, aber ich werde es tun.«
»Und dann wirst du wissen, ob du London bist.«
»Das hoffe ich.«
Er presste die Lippen aufeinander. »Ich kann dir eine ganze Menge Zeit, Geld und Arbeit ersparen: Du bist nicht London.«
Eine leichte Brise fuhr durch ihr Haar. »Wie kannst du so sicher sein?«
»Erfahrung«, sagte er.
Sie zog eine fein geschwungene Augenbraue hoch, eine Geste, die Zach so deutlich an seine Stiefmutter erinnerte, dass sich sein Magen zusammenkrampfte. »Willst du mich jetzt für den Rest meines Lebens beschatten?«
»Ich warte lediglich auf eine Antwort.«
»Eine Antwort?«, wiederholte sie und blinzelte ein wenig in die Sonne.
»Ganz recht. Also, Adria, wie sieht es aus?«, fragte er mit unverhohlener Verachtung. »Willst du in dieser Absteige an der 82nd bleiben, oder nimmst du die Herausforderung an und ziehst in eine teurere Gegend, in die völlig kostenlose Suite im Hotel Danvers?«
Diese ist anders.
Sie war Kat wie aus dem Gesicht geschnitten, das konnte niemand bestreiten. Die Augen, das Haar, die Wangenknochen, das Lächeln … Verdammt! Warum jetzt? Warum?
Wütend schlug er mit der Faust auf das Lenkrad, sodass der Wagen auf der vertrauten regennassen Straße durch die West Hills ins Schlingern geriet. Mit klopfendem Herzen brachte der Fahrer seinen Wagen wieder unter Kontrolle, während ihm beunruhigende Bilder von Katherine LaRouche Danvers in den Sinn kamen.
So geschmeidig.
So sexy.
Und so grenzenlos überzeugt von ihrer eigenen erotischen Ausstrahlung – niemals hätte sie daran gezweifelt, dass sie mit einem verführerischen Lächeln oder einem koketten Lachen jeden, buchstäblich jeden Mann um den Finger wickeln konnte.
Und sie hatte recht.
Es stieg ihm sauer in die Kehle angesichts der erotischen Bilder, die Kat heraufbeschwören konnte.
Doch wohin hatte all das letztendlich geführt?
Ein Lächeln umspielte die Lippen des Fahrers, als der Wagen sich einer Ampel näherte.
Die Vorstellung von der gesunden, bildschönen Frau wich dem Bild der
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