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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Danvers mit einem silbernen Löffel im Mund geboren, sich dennoch um die kleinen Leute bemühte.
    Sie würde ihm natürlich helfen – wie sie allen ihren Kindern helfen würde, um sie für die Jahre ihres Fernseins zu entschädigen, als sie in die Rolle der Rabenmutter und Ehebrecherin gezwungen worden war. Witt hatte mit seiner Macht und seinem Geld dafür gesorgt, dass sie als Außenstehende zusehen musste, wie er die Kinder zu Zweitausgaben seiner selbst formte.
    Es war ihm natürlich nicht gelungen, denn ihre Kinder waren einerseits zu eigensinnig und andererseits zu schwach. Jason war Witt im Hinblick auf seine Persönlichkeit am ähnlichsten, und auch ihn schien kaum etwas zu interessieren als der Name Danvers, das Geld der Danvers' und die Geschäfte der Danvers'. Trisha würde niemals selbstständig werden, dafür hatte Witt schon vor langer Zeit gesorgt. Und Zach … Eunice lächelte bei dem Gedanken an ihren zweitältesten Sohn. Er war etwas Besonderes. Von Geburt an war er Witt ein Dorn im Auge, Eunice hingegen hatte sich über das rebellische Wesen ihres Sohnes gefreut.
    Die Scheidung war hässlich gewesen. Sie besaß weder die Energie noch die Mittel, gegen Witt anzutreten, deshalb erklärte sie sich mit einer Abfindung einverstanden und überließ ihre Kinder der Bestie von einem Vater. Noch jetzt biss sie in stummer Wut die Zähne zusammen, wenn sie daran dachte, wie Witt sie manipuliert hatte. Sie hätte ihn nicht so weit treiben dürfen, sie hätte sich opfern und mit seiner Launenhaftigkeit, seiner Impotenz und seiner Wut leben müssen, aber sie war feige gewesen, hatte die symbolische Abfindung – Blutgeld – genommen und war gegangen.
    Sie war nie darüber hinweggekommen. Selbst als sie ein zweites Mal heiratete, blieb sie rastlos, und es verging kein Abend, ohne dass sie sich schuldig fühlte, sich nach den pummeligen Ärmchen und den andächtigen Augen ihrer Babys sehnte.
    Ihre Affäre mit Polidori war, nachdem Witt Wind davon bekommen hatte, augenblicklich beendet gewesen. Sie fragte sich oft, ob Anthony sie tatsächlich benutzt hatte. Ob er sie nur verführt hatte, um Witt eins auszuwischen. Sie blinzelte, musste schon wieder gegen die Tränen ankämpfen.
    »Geht es dir wirklich gut?«, fragte Nelson und berührte sie leicht an der Schulter.
    »Ja, alles in Ordnung«, erwiderte sie und riss sich mit aller Macht zusammen. »Los jetzt. Lass uns herausfinden, was es mit dieser Hochstaplerin, die sich für London ausgibt, auf sich hat.«

    Adria zog den Reißverschluss ihrer übergroßen Tasche zu und ließ mit geschlossenen Augen den Kopf kreisen, um die Verspannungen zwischen ihren Schulterblättern zu lockern. Sie hatte eine Menge über die Familiengeschichte der Danvers' in Erfahrung gebracht. Der Clan war mächtig und einflussreich, und das schon seit über hundert Jahren. Ein paar Skandale waren durch die Presse gegangen, andere wurden nur angedeutet. Jedenfalls hatte sie das Gefühl voranzukommen. Sie verfügte bereits über mehr Informationen, als sie in Montana je hätte finden können.
    Sie hatte mit ihrer Suche im Jahr 1974, zum Zeitpunkt der Entführung, angefangen und von dort aus rückwärts und vorwärts recherchiert. Zwar war sie noch nicht fertig – sowohl vor als auch nach der Entführung tauchte der Name Danvers unzählige Male in den Zeitungen auf –, doch jetzt brauchte sie erst einmal eine Pause. Sie raffte ihre Papiere zusammen und erhob sich von ihrem Fenstertisch im zweiten Stock.
    Draußen hatte sich inzwischen die Sonne gegen die Wolken durchgesetzt und der Wind hatte sich gelegt. Ein paar Wolken zogen noch am Himmel, aber es war ein für den pazifischen Nordwesten milder Wintertag. Adria wandte sich nach Süden und ging zur Galleria, einem ehemaligen Kaufhaus, das in ein mehrstöckiges Einkaufszentrum umgewandelt worden war.
    Im Erdgeschoss fand sie eine Cafeteria.
    Sie hatte gerade nach der Speisekarte gegriffen, als sie Zach bemerkte. Ihr stockte der Atem. Ohne ein Wort ergriff Zach die Lehne des Stuhls ihr gegenüber, drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf.
    In den wenigen Stunden, die seit ihrer letzten Begegnung vergangen waren, hatte sie vergessen, wie eindrucksvoll er war. Er war unrasiert, trug eine ausgeblichene Levi's, ein Flanellhemd und ein Jackett und wirkte dennoch ehrfurchtgebietend. Augenscheinlich war er verärgert. Er verschränkte die Arme auf der Stuhllehne und sah Adria böse an.
    »Du hast mich belogen.«
    »Ach ja?«, entgegnete

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