Wehe Dem, Der Boeses Tut
summte es und in der Küche blinkten noch mehr Lämpchen auf. Frank richtete sich auf und schob den Herd mit Zachs Hilfe zurück an seinen Platz. »Ein verdammt schweres Teil«, bemerkte er, dann befahl er dem Koch, einem dürren Chinesen mit Ziegenbart: »Schalte ihn ein!« Mit einem skeptischen Blick zu Frank tat der Koch, wie ihm geheißen. Die Lichter auf der Schaltfläche leuchteten auf. Als der Koch das Gas aufdrehte, klickte es mehrmals, dann entzündeten sich blaue Flammen. »Na, wer sagt's denn – scheint, als ob es jetzt funktioniert«, stellte Frank fest. »Manchmal staune ich über mich selbst.«
»Erzähl mir, was sonst noch schiefgelaufen ist«, verlangte Zach.
»Hast du ein paar Stunden Zeit?«
»Alle Zeit der Welt«, sagte Zach, und gemeinsam verließen sie die Küche und gingen einen kurzen Flur entlang, der zu einem kleinen Büro hinter dem Empfangspult führte. »Gut«, sagte Frank. »Also da wäre zunächst mal die Alarmanlage …«
Oswald Sweeny war stolz darauf, alles das zu sein, was Jason Danvers nicht war – nun ja, fast alles. Klein, mit umfänglicher Taille und dunklen Augen, denen nichts entging, hatte Oswald ein Jahrzehnt beim Geheimdienst der Army verbracht, bevor er unehrenhaft entlassen wurde. Der Grund war eine kleine Schlägerei mit einem Soldaten, der den Fehler gemacht hatte, sich Sweeny in zweifelhafter Absicht zu nähern. Dieser hatte ihm daraufhin die oberen zwei Schneidezähne ausgeschlagen, was ihm der Junge verübelte. Er brachte den Mut auf, Oswald anzuzeigen. Am Ende wurden beide aus der Armee ausgeschlossen.
Oswald war das nur recht. Und ebenso war es ihm recht, kein Schlipsträger zu sein wie Danvers. Sie waren so unterschiedlich, wie zwei Männer nur sein konnten.
Jason war reich, Oswald war zum Monatsende hin immer pleite. Jason war gebildet, in Oswalds Augen taugten die Universitäten nur für Idioten. Jason war verheiratet und hielt sich eine Geliebte. Oswald amüsierte sich mit Bordsteinschwalben zu dreißig Dollar und fragte keine nach ihrem Namen.
Seine einzigen Laster waren filterlose Zigaretten, billige Weiber und schnelle Pferde. Manchmal allerdings waren die Weiber schneller als die Gäule, auf die er setzte.
Doch trotz aller Unterschiedlichkeiten hatten Oswald und Jason eines gemeinsam: Beide schreckten vor nichts zurück, wenn es darum ging, ihre Ziele zu erreichen.
Momentan war Jason daran gelegen, dunkle Punkte im Leben einer Frau namens Adria Nash aufzudecken, einer Frau, die sich für London Danvers ausgab. Und Jason war bereit, es sich etwas kosten zu lassen. Diese Adria war seiner Stiefmutter – einer schönen Frau, die sich unter dem Einfluss von Alkohol und Tabletten das Leben genommen hatte – offenbar wie aus dem Gesicht geschnitten. Nur die wenigsten verstanden, weshalb Katherine LaRouche Danvers in den Tod gesprungen war. Sweeny gehörte zu den Privilegierten, die sich einbildeten, das Geheimnis zu kennen. Er sollte ein Buch darüber schreiben – mit seinen Enthüllungen über die Familie Danvers hätte er ein verdammtes Vermögen machen können.
»Wie Sie es anstellen, ist mir gleichgültig.« Jason schritt rastlos auf dem rissigen Linoleumboden in Oswalds heruntergekommenem Büro auf und ab. Die Einrichtung bestand aus ein paar Aktenschränken aus Armeebeständen, einem Telefon mit Anrufbeantworter, einem Schreibtisch, in dem sämtliche Schubladen klemmten, und zwei Stühlen.
Oswald traute niemandem; er führte seine Bücher selbst und tippte seine Briefe eigenhändig. Er zahlte die Miete für seine kleine Zelle mit Blick auf die Stark Street jeden Monat bar – für den Fall, dass er einmal überstürzt die Stadt verlassen musste, wollte er nicht an einen Jahresvertrag gebunden sein. Für Oswald war es entscheidend, mobil zu bleiben, und dieser alte Betonbau mochte zwar keine vornehme Adresse sein, erfüllte jedoch seinen Zweck ausgezeichnet. Sein Geld bewahrte Oswald in einem Bankschließfach auf. Inzwischen hatte er an die fünfzigtausend angespart – kein Vermögen, aber doch eine ganz ordentliche Rücklage. Jetzt drückte er in einem alten, überquellenden Aschenbecher seine Zigarette aus.
»Bringen Sie so viel wie möglich über sie in Erfahrung. Hier« – Jason ließ seine Aktentasche aufschnappen und entnahm ihr eine Videokassette –, »das ist eine Kopie ihres sogenannten Beweises: Eine Aufnahme von einem Kerl, der angeblich ihr Vater ist und der in herzzerreißender Weise gesteht, dass er glaubt, sie
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