Wehe Dem, Der Boeses Tut
sie.
»Du wohnst gar nicht im Benson.«
»Ist das ein Verbrechen?«
»Mir ist es im Grunde verdammt egal, wo du wohnst, aber dem Rest der Familie offenbar nicht.«
»Dann machen sie sich also meinetwegen Gedanken.«
»Sieht so aus«, sagte er gedehnt.
»Und was ist mit dir? Wenn es dir so ›verdammt egal‹ ist, warum bist du dann hier?«
»Im Auftrag der anderen.«
Das kaufte sie ihm nicht ab. In ihren Augen war Zach nicht der Mann, der sich von irgendjemandem etwas aufbürden ließ, das ihm widerstrebte.
»Wie hast du mich gefunden?«
»Das war nicht schwer.«
Adria musste sich zusammenreißen. »Du hast mir nachspioniert.«
Er zuckte ungerührt die Achseln. Allmählich machte seine überlegene Art sie wütend.
»Wie?«
»Das spielt keine Rolle. Ich bin hier, um dir eine Einladung zu überbringen.«
Sie musterte ihn argwöhnisch. In diesem Moment kam die Kellnerin, sodass sie ihre Unterredung für eine Weile unterbrechen mussten.
»Du bist hier nicht erwünscht«, sagte Adria, als sich die Kellnerin dem Nachbartisch zuwandte.
»Genauso wenig, wie du gestern Abend erwünscht warst.«
»Warum folgst du mir?«
»Du machst einige Familienmitglieder nervös.«
»Was ist mit dir – mache ich dich auch nervös?«
Er zögerte und sah sie forschend an, musterte mit kalten, abschätzigen grauen Augen ihr Gesicht. »Du bist mir lästig«, gab er schließlich zu. »Aber du beunruhigst mich nicht.«
»Du glaubst mir immer noch nicht.
»Im Grunde glaubst du es doch selbst nicht.«
Adria war klar, dass sie Zach Danvers nicht überzeugen würde. Dieser Mann glaubte offenbar nur, was ihm gelegen kam. Schön, sagte sie zu sich selbst, soll er denken, was er will, doch die zynische Skepsis in seinem Blick war ihr unbehaglich. Sie trank einen Schluck aus ihrem Wasserglas und entschloss sich, nicht auf seine Feindseligkeit einzugehen.
»Du hast von einer Einladung gesprochen«, erinnerte Adria Zach, während sie eine Scheibe Sauerteigbrot mit Butter bestrich.
»Die Familie findet, du solltest ins Hotel Danvers übersiedeln.«
Damit hätte sie eigentlich rechnen müssen. »Damit sie mich besser überwachen können.«
»Vermutlich.«
»Nun, dann sag deinen Verwandten, sie sollen sich zum Teufel scheren.«
Er zog einen Mundwinkel hoch. »Das habe ich ihnen bereits gesagt.«
»Hör zu, Zach, ich lasse mich nicht gern manipulieren. Und ich hasse es, wenn man mir nachspioniert.« Sie brach ein Stückchen Brot ab und schob es in den Mund.
»Vergiss nicht, du bist zu uns gekommen.«
Das stimmte allerdings. Mit einem Seufzer blies sie sich die Ponyfransen aus der Stirn. Sie war müde, weil sie auf der durchhängenden Matratze zu wenig geschlafen hatte, mürrisch vor Hunger, und ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt bei der Aussicht, der Familie Danvers – ihrer Familie – erneut gegenübertreten zu müssen.
»Ich will nur, dass du mir hilfst, die Wahrheit herauszufinden.
»Ich kenne die Wahrheit«, sagte er.
»Wenn du so sicher bist, warum lässt du mich dann nicht einfach in Ruhe?«
Zach musterte sie eine endlose Minute lang. »Ich fürchte, du stichst da in ein Wespennest, dessen Ausmaß du nicht einmal ahnst, und ich glaube, du wirst es bereuen.«
»Lass mich meine Fehler selbst machen.«
»Ich will dich nur warnen.«
»Wovor?« Sie stützte die Ellenbogen auf den Tisch und beugte sich zu ihm vor. »Ich hatte monatelang Zeit, darüber nachzudenken, Zach. Natürlich hatte ich meine Zweifel, aber ich kann nicht für den Rest meines Lebens im Ungewissen darüber bleiben, wer ich bin.«
»Und wenn du feststellst, dass du nicht London bist?«
Sie lächelte kokett. »Über dieses Problem werde ich mir Gedanken machen, wenn es so weit ist.«
Die Kellnerin servierte das Essen und Adria machte sich mit großem Appetit über ihre Suppe her. »Jason ist der Meinung, in einer Suite im Hotel würdest du dich wohler fühlen.« Zach biss in sein Sandwich.
»Er scheint sich ja rührend um mich zu sorgen«, höhnte sie.
Zach zuckte mit der Schulter.
»Bestell ihm vielen Dank, aber ich möchte das Angebot nicht annehmen. Der Preis ist mir ein bisschen zu hoch.«
»Das Zimmer würde dich nichts kosten.«
»Ich rede nicht von Geld.« Ihre Blicke trafen sich flüchtig und wieder gab es Zach einen Stich. Diese Frau ging ihm unter die Haut. Er sprach kein Wort mehr, bis sie ihre Mahlzeit beendet hatten. Anschließend bestand er darauf, die Rechnung zu zahlen. Sie sträubte sich natürlich, doch er blieb
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