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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihre Hand an seinen Hosenschlitz. »Öffnen.«
    »Nein, ich …« Sie zog die Hand zurück und unterdrückte einen Schrei, als sie sah, wie sich unter seinem Hemd die Muskeln spannten. Er zog seinen Ledergürtel aus den Schlaufen und sekundenlang sah sie die silberne Schnalle blitzen – ein galoppierendes Pferd mit scharfen kleinen Hufen aus Metall, das Schnitte verursachen und Narben hinterlassen würde.
    »Öffne den Reißverschluss.«
    »Witt, nicht …«
    »Mach schon, Eunice. Noch bist du meine Frau.«
    »Bitte, Witt, zwing mich nicht dazu«, flüsterte sie und sah, wie sich seine Nasenflügel blähten und seine Augen hervortraten. Wie hatte es so weit kommen können? Wie hatte sie je glauben können, dass sie ihn liebte?
    »Auf der Stelle!«
    Ihre Hände zitterten, und sie empfand Abscheu, als sie die Beule unter seinem Hosenbund sah. Es bereitete ihm Lust, sie zu quälen, er hatte dadurch eine Erektion bekommen, nach Monaten der Impotenz, nach Monaten des stummen Zorns. Zuerst hatte er seine Arbeit dafür verantwortlich gemacht, dann sie, und jetzt nahm er Rache.
    Mit einem widerlichen Zischen glitt der Reißverschluss hinab.
    »Du weißt, was du zu tun hast. Mach mit mir, was du mit Polidori machst. Zeig mir, was nötig ist, damit das Dreckschwein kommt.«
    »Witt, nein, ich will nicht …« Er griff in ihr Haar und seine Augen glühten vor Bosheit und Hass. Seine Finger krallten sich schmerzhaft in ihren Zopf und lösten ihn.
    »Wir tun jetzt, was ich will, Eunice, ganz gleich, was passiert, ganz gleich, wie weh es tut.« Er zerrte an ihrem Haar. »Und wenn ich mit dir fertig bin, läufst du nie wieder zu diesem Scheißkerl!«
    Ihr war übel, sie hatte die Augen geschlossen und sich ihrem Mann und seiner unglaublichen Perversität ergeben.
    »Mom?« Nelsons Stimme riss sie aus ihren schmerzlichen Erinnerungen.
    Sie räusperte sich erschrocken und griff hastig nach ihrer Serviette, um sich die Augen abzutupfen.
    Nelson starrte sie an. Ihr Jüngster. Das letzte ihrer Kinder. Der Junge, der in dieser höllischen Nacht gezeugt wurde. Wer Nelsons Vater war, hatte nie infrage gestanden. Selbst jetzt, als er sie besorgt ansah, war er das Ebenbild seines Vaters in jungen Jahren, des Mannes, den Eunice zu lieben glaubte, eines Mannes, an den sie sich kaum erinnerte. Witt Danvers mit seiner unfassbaren Energie, mit seinem Ehrgeiz, mit seinen Visionen für Portland war in ihren Augen der perfekte Partner gewesen. Sie war keine zierliche Frau, doch das hatte ihn nicht gestört, wahrscheinlich, weil sie aus der richtigen Familie stammte, über ein eigenes kleines Vermögen verfügte und weil er ahnte, dass sie ihn unterstützen und fördern würde.
    »Eines Tages wird es uns gehören«, hatte er gesagt und lächelnd von einer Penthouse-Wohnung hinunter auf die Stadt geblickt. »In jedem Block wird ein Gebäude mit dem Namen Danvers darauf stehen!« Damals hatte sie ihm geglaubt, hatte ihm vertraut. Bis die anderen Frauen kamen … und sich herausstellte, dass nach zwei Kindern sein Sexualtrieb zu Hause erschöpft war.
    Anthony war Balsam für ihre Seele gewesen und sie hatte sich dummerweise in ihn verliebt.
    »Fehlt dir etwas?«, fragte Nelson und holte sie damit in die Gegenwart zurück. Besorgnis stand in seinem schönen Gesicht, die blonden Brauen waren zu einer durchgehenden Linie zusammengezogen. Wie bei Witt. Das arme Kind. Trotz der brutalen, erniedrigenden Art und Weise seiner Zeugung hatte Eunice Nelson geliebt, wie sie alle ihre Kinder geliebt hatte.
    »Mir geht's gut«, log sie mit einem gezwungenen Lächeln. Als sie jetzt zu ihrem Sohn aufblickte, dachte sie, dass sich all der Schmerz und die Demütigung gelohnt hatten. Sie räusperte sich und ergriff die Hand ihres Jungen. »Und jetzt erzähl mir, was du über dieses Mädchen weißt – über die Frau, die behauptet, sie sei London.«
    »Da gibt es nicht viel zu sagen. Bisher weiß niemand etwas Näheres, nur das, was wir gestern Abend erfahren haben.«
    Eunice rührte in ihrem Kaffee, während Nelson sich alles von der Seele redete. Er war beunruhigt, doch das lag nun einmal in seiner Natur. Als Kind verfügte Nelson über eine lebhafte Fantasie, träumte sich in eine eigene Welt, und als Erwachsener stand er ständig unter dem Zwang, sich zu beweisen – als wisse er tief im Inneren, dass er kein Wunschkind, sondern in einem Akt der Gewalt gezeugt war. Sein Job als Pflichtverteidiger diente nur dazu, der Bevölkerung zu zeigen, dass er, obwohl als

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