Wehe wenn der Wind weht
schicken würde, als er sich an eine der Grundregeln von Elliot Lyons erinnerte. Fahr nie, unter keinen Umständen, allein in ein Bergwerk. Und das hatte, wie jedermann wußte, Elliot Lyons getan. Und Elliot war tot.
Matt trat aus dem Aufzug und verließ die Grube.
Er wußte, daß er nach Amberton zurückfahren und jemanden suchen sollte, der ihm half - Dan Gurley vielleicht. Wenn zwei daran arbeiteten, konnten sie das Dynamit in nur wenigen Stunden gelegt haben. Aber heute wollte Matt alleine arbeiten. Es war ruhig in den Hügeln, und der Nachmittag war warm, und es gab wirklich keinen Grund zur Eile.
Er beschloß, das Dynamit zu lassen, wo es war, und auf dem Hügel rings um das Bergwerk herumzuklettern, um nach Rissen und Dolinen zu suchen, die einen beginnenden Einsturz anzeigten. Wenn das Bergwerk einstürzte, würde es ein gewaltiges Loch in der gesamten Umgebung geben, und je mehr er über die schwachen Stellen da unten wußte, desto effektiver konnte er den Sprengstoff legen.
Er folgte einem überwachsenen Pfad, der vom Eingang des Bergwerks hoch zum Hügel führte. Er ging langsam, musterte den Boden sorgfältig und suchte nach Vertiefungen, die ihm verrieten, daß die Erde unter der Oberfläche weggesackt war.
Eine Stunde später, nachdem er nichts gefunden hatte, setzte er sich auf den Boden und lehnte sich an einen Felsen. Er schaute sich um und suchte eigentlich nach gar nichts - und das war wahrscheinlich der Grund, warum er es entdeckte.
Er hatte nach Vertiefungen im Boden Ausschau gehalten.
Doch was er fand, war eine Spalte im Hügel.
Ein Gewirr von Sträuchern bedeckte das Loch fast, und Matt mußte das meiste davon abbrechen, bevor er hineingehen konnte. Und selbst dann noch mußte er sich bücken, weil der Spalt kaum einen Meter fünfzig hoch war. Als er etwa drei Meter weit hineingegangen war, hatte ihn Schwärze umgeben. Langsam bekam er das Gefühl, in einem Vakuum zu schweben, obwohl er die Wände zu beiden Seiten des Tunnels mit Leichtigkeit berühren konnte.
Er rief etwas und lauschte dem Echo seiner Stimme. Der Schacht war lang, und wenn er ihn weiter untersuchen wollte, brauchte er Licht.
Er verließ die Höhle und kletterte wieder über den Hang zum Bergwerk hinunter, nahm seinen Helm und kehrte dann zurück.
Es schien eine natürliche Formation zu sein. Es gab keine Schlagspuren an den Wänden und der Boden war mit den Knochen kleiner Tiere bedeckt. Im Laufe der Jahre mußte es von einem Raubtier als Bau benutzt worden sein. Obwohl Wölfe und Pumas früher in diesem Teil des Landes sehr verbreitet gewesen waren, hatte man seit Jahren keine gesehen. Vielleicht hatte ein Kojote die Höhle benutzt.
Matt leuchtete weiter in die Tiefe des Tunnels und rief noch einmal. Obwohl er wußte, daß es nicht möglich war, schien das Licht das Echo seiner Stimme zu dämpfen. Er begann durch den Stollen zu gehen und prüfte den Boden mit jedem Schritt, bevor er sein Gewicht darauf verlagerte.
Nach vierzig Metern fiel der Boden ab.
Matt legte sich bäuchlings hin und schob sich vorsichtig vorwärts. Er streckte seinen Kopf über den Abgrund.
Tief unten erfaßte das Licht etwas.
Auf dem Grund des senkrechten Schachtes stand Wasser. Seine Oberfläche war völlig unbewegt und fast unsichtbar. Und unter der Oberfläche war etwas anderes.
Knochen.
Der See schien mit winzigen Knochen gefüllt zu sein, die zu einem Durcheinander gehäuft waren.
Matts Magen zog sich zusammen, als er zu ahnen begann, daß das, worauf er schaute, ein Wassergrab war, das mit den sterblichen Überresten von Kindern gefüllt war.
In kalten Schweiß gebadet schob er sich vom Rand des Schachts zurück, stand auf und begab sich wieder zurück ins Tageslicht.
Lange Zeit starrte er auf das Loch in der Hügelwand.
Er erschauerte, als er begriff, was das sein mußte.
Die Geschichte, die ihm sein Sohn über die Wasserkinder erzählt hatte! Er hatte das unheimliche Gefühl, daß er soeben auf die Quelle dieser Geschichte gestoßen war.
Edna Amber selbst öffnete ihm die Tür, und als sie sah, wer es war, trat sie beiseite, um Matt hineinzulassen. Sie führte ihn in die Küche und bot ihm eine Tasse Kaffee an.
»Sie haben nicht zufällig ein Bier, Miß Edna?«
»Seit mein Mann gestorben ist, hat es in diesem Hause kein Bier gegeben. Einen Drink?« schlug sie vor. »Aber ich fürchte, Sie müssen ihn sich selbst mixen.«
»Kaffee ist schon gut«, sagte Matt zu ihr. Während sie ihm eine Tasse holte, bemerkte Matt, daß
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