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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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auszupacken und wegzuräumen. Gegen Mittag, als Christie nicht vom Schwimmen zurückgekommen war, war Diana zum Fenster gegangen und begann ihre Wache.
    Der Wind wurde stärker und wirbelte eine Staubwolke auf, die alles verschwimmen ließ. In der Ferne bewegte sich eine Gestalt, aber sie konnte sie nicht deutlich sehen. Noch während sie hinschaute, verschwand sie; wer immer es war, er hatte einen anderen Weg genommen.
    Gegen ein Uhr konnte Diana es nicht länger ertragen.
    »Da ist etwas passiert«, sagte sie zu ihrer Mutter.
    Edna blickte finster von ihrer Stickarbeit auf.
    »Was passiert ist, ist nur, daß du nervös bist. Setz dich hin, Diana.«
    »Nein, Mutter. Ich muß sie finden.«
    Edna erhob sich und stützte sich auf ihren Stock. »Du kannst nicht jedes Mal losrennen, wenn du das Gefühl hast, daß mit dem Kind etwas nicht stimmt. Was ist mit mir? Was ist, wenn du fort bist und mir etwas zustößt?«
    Dianas Magen krampfte sich zusammen, aber sie hatte sich entschlossen. »Dir wird nichts zustoßen, Mutter. Du bist noch nie in deinem Leben krank gewesen, und das bist du auch jetzt nicht. Aber Christie ist nur ein kleines Mädchen - kaum größer als ein Baby. Ich werde nach ihr suchen.«
    Sie wandte sich um und verließ das Zimmer, bevor Edna noch etwas sagen konnte. Nachdem sie gegangen war, blieb die alte Frau stehen und ging zum Fenster. Sie beobachtete, wie Diana zur Scheune hinüberging und dann ein paar Minuten später ihr Pferd herausführte. Erst nachdem Diana aufgesessen und in Richtung der Hügel davongeritten war, widmete sich Edna wieder ihrer Stickarbeit. Während sie stickte, lauschte sie dem Wind. Er wurde stärker, stöhnte um das alte Haus und ließ seine Balken knarren. Es war ein böser Wind, dachte Edna. Sie wünschte, Diana wäre nicht hinausgegangen. Doch seit das Kind bei ihnen wohnte, hatte sich Diana verändert. Und diese Veränderung, das wußte Edna, war nicht zum Besseren.
    Die vier Mädchen saßen auf dem Kiesstreifen, der den Steinbruchsee vom Laubwald ringsum trennte. Die Sonne stand hoch oben, und im Schutz des Hügels wehte kein Lüftchen.
    »Ich bin hungrig«, sagte Jay-Jay.
    Kim Sandler zuckte die Achseln. »Ich sagte ja, daß wir Sandwiches hätten mitnehmen sollen.«
    »Hat jemand eine Uhr?« fragte Christie. »Tante Diana hat gesagt, ich soll mittags daheim sein.«
    »Also, jetzt ist es nach Mittag«, sagte Kim zu ihr. »Schau doch nur mal zur Sonne.«
    Christie blinzelte in den Himmel. Der Glanz blendete sie rasch, aber sie hörte ein klagendes Geräusch. »Was ist das?« fragte sie, wobei sie unbewußt ihren Kopf so schräg hielt wie Susan Gillespie. Die drei anderen Mädchen lauschten aufmerksam.
    »Der Wind«, sagte Jay-Jay. »Er fängt wieder an zu wehen.« Sie und Susan rappelten sich auf. »Laßt uns heimgehen«, sagte Susan. »Ich hasse es, wenn der Wind weht.«
    »Dann laßt uns doch bleiben, bis er aufhört«, schlug Kim vor.
    »Das ist dumm. Er wird nicht vor heute abend nachlassen.« Jay-Jay folgte Susan auf die Lichtung, wo sie ihre Kleidung abgelegt hatten, während Christie noch zögerte.
    »Ich gehe auch lieber«, sagte Christie schließlich, da sie Angst vor dem hatte, was vielleicht passieren könnte, wenn sie zu spät käme. »Ich hab's Tante Diana versprochen.«
    »Dann geh doch.« Kims Stimme war schmollend. »Ich kann auch alleine hierbleiben. Ich mag's viel lieber, wenn ich alleine bin.«
    Christie ging zur Lichtung, streifte ihre Kleider über den Badeanzug und kehrte dann zu dem kleinen Sandstreifen zurück. Susan und Jay-Jay warteten auf sie.
    »Wir nehmen eine Abkürzung«, verkündete Jay-Jay. »Kommst du mit uns?«
    »Führt sie an meinem Haus vorbei?« fragte Christie.
    Jay-Jay schüttelte den Kopf. »Nee. Sie beginnt beim Bergwerk, aber du kannst über die Straße laufen. Wir gehen hinten den Hügel hinunter. Komm.« Als sei die Angelegenheit damit geregelt, verschwand Jay-Jay auf dem Pfad. Susan folgte ihr.
    Christie zögerte und blickte zu Kim, aber Kim starrte interessiert auf den See.
    »Bist du ganz sicher, daß du nicht mitkommen willst?« fragte Christie sie.
    Kim schüttelte den Kopf. »Wenn du gehen willst, dann geh. Außer dir mußte niemand mittags zurück sein.«
    Christie zögerte noch immer, aber als Kim sie weiter ignorierte, drehte sie sich um. Einige Augenblicke später hatte sie die anderen eingeholt.
    »Ist Kim böse auf uns?« fragte Susan.
    Christie zuckte die Schultern. »Ich glaube ja.«
    »Kim ist schon komisch.

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