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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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wurden jetzt schwarz. Die Haut jedoch war nicht verletzt.
    »Zumindest brauchen Sie keine Tetanusspritze«, sagte er.
    »Sind sie gebrochen?« fragte Edna. Sie streckte probeweise die Finger und Schmerz schoß durch ihren Arm.
    »Ich glaube nicht. Wenn Sie wollen, kann ich sie röntgen, aber ich glaube, sie sind nur stark geprellt. In ein paar Tagen müßte wieder alles verheilt sein. Wie ist das passiert?«
    Ednas Gesicht spannte sich voller Ärger, als sie sich daran erinnerte. »Dieses Kind.« Sie spuckte das Wort aus, als schmecke es verdorben. »Sie legte eine Rattenfalle im Hühnerhaus und bedeckte sie mit Hafer. Können Sie sich das vorstellen? Mit Hafer!«
    Bill runzelte die Stirn. »Warum sollte sie das tun?«
    »Warum tun Kinder irgend etwas?« fragte Edna bitter. »Ich verstehe nicht, warum Diana darauf besteht, sie hier zu behalten. Sie ist auch nicht besser dazu geeignet, eine Mutter zu sein, als ...« Ihr fehlten die Worte und sie schaute Bill an, »... als, ich weiß nicht was!« endete sie.
    Bill rieb ihre verletzte Hand mit Alkohol ein und schmierte dann etwas Salbe darauf.
    »Wozu ist das?« fragte Edna und blickte mißtrauisch auf ihre Hand.
    »Eigentlich für nichts. Es ist eine Zinkoxydsalbe, und sie ist mehr dazu da, daß Sie glauben, ich hätte etwas getan, als daß sie etwas nützt.«
    »Ein Placebo.«
    »Genau.«
    Edna stand auf, ging zum Ausguß und machte sich daran, die Salbe abzuwaschen. Dann trocknete sie ihre Finger. »Ich schätze solche Dinge nicht, Dr. Henry«, sagte sie. Sie kehrte an den Tisch zurück und setzte sich wieder. Sie musterte einen Augenblick Bills Gesicht, wandte dann den Blick von ihm ab.
    »Ich möchte, daß Sie mir helfen.«
    »Deshalb bin ich hier.«
    Die alte Frau ignorierte seine Bemerkung. »Sie haben einen ...« Sie hielt inne, als suche sie nach den richtigen Worten, und fuhr dann fort: »... einen gewissen Einfluß auf Diana. Ich möchte, daß Sie sie dazu überreden, Christie fortzuschicken.«
    Bill schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht tun«, sagte er.
    »Warum nicht?«
    Nun lehnte er sich zurück und verschränkte seine Arme über der Brust. »Aus vielen Gründen. Vor allem, weil ich keinen Anlaß dafür sehe. Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, so glaube ich, daß Christie gut für Diana ist. Es wird Zeit, daß Diana in ihrem Leben jemanden anderen hat, als nur Sie.«
    »Seien Sie nicht unverschämt, junger Mann«, schnappte Edna.
    »Das bin ich nicht.« Bills Stimme wurde eindringlicher. »Ich sage Ihnen die Wahrheit, Miß Edna. Sie haben Diana jahrelang für sich allein gehabt. Aber Sie werden nicht ewig leben. Haben Sie einmal darüber nachgedacht, was aus Diana werden wird, wenn Sie tot sind?«
    Die alte Frau schaute ihn finster an. »Wovon reden Sie überhaupt? Ich habe noch lange nicht die Absicht zu sterben.«
    »Aber es wird geschehen. Und was wird aus Diana dann? Wie soll ihr Leben dann verlaufen? Haben Sie darüber einmal nachgedacht?«
    Die alte Frau erhob sich und begann auf und ab zu laufen, wobei sie unbewußt ihre verletzte Hand massierte. »Natürlich habe ich das. Und ich weiß offen gestanden nicht, was ich daran ändern könnte. Ich weiß nicht, was ich tun kann. Diana kann nicht für sich alleine sorgen, das wissen Sie.«
    Bill fuhr auf. »Das weiß ich nicht, Miß Edna, und Sie ebensowenig. Sie haben ihr nie eine Chance gelassen, für sich selbst zu sorgen. Sie haben sie hier eingesperrt gehalten wie Ihre Hühner.«
    »Dafür gibt es Gründe«, sagte Edna mit kalter Stimme.
    »Nun, wenn es welche gibt, so kenne ich sie nicht.«
    Ednas Gedanken rasten. Vielleicht sollte sie ihm die Wahrheit sagen. Wenn sie ihm die Wahrheit sagte, würde er vielleicht verstehen und ihr helfen. Sie wandte sich ihm zu und umklammerte ihren Stock.
    »Wußten Sie, daß Diana einmal ein Baby hatte?«
    Die Frage traf Bill wie ein körperlicher Schlag. Er sank in seinem Stuhl zurück und fühlte sich plötzlich schwindlig. Dann erholte er sich wieder.
    »Nein, das wußte ich nicht«, sagte er, wobei er sich zwang, seine Stimme beherrscht klingen zu lassen. Worauf, zum Teufel, wollte die alte Frau jetzt hinaus?
    »Das weiß sonst auch niemand.« Ednas Augen glitzerten, während sie sprach. »Es geschah vor dreißig Jahren. Sie waren damals auf der Schule, glaube ich. Der Vater war ein Mann namens Travers.«
    »Ich erinnere mich nicht an jemanden mit solchem Namen.«
    »Das können Sie auch nicht. Er war nicht lange hier - ich hatte ihn für die Ranch

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