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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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konzentrieren, was Christie sagte. Ihre Schuld? Wie sollte das, was geschehen war, Christies Schuld gewesen sein? Das ergab doch keinen Sinn.
    Sie bemerkte nicht, daß der Wind ebenso rasch erstorben war, wie er aufgekommen war.
     
    Juan Rodriguez ritt in den Baumwollhain und fand Diana und Christie auf ihren Pferden sitzend. »Ich habe neue Löcher gefunden«, verkündete er stolz, wobei sein Gesicht vor Freude strahlte. »Dort!« Er deutete in die Ferne, aber Diana ignorierte seine Handbewegung.
    »Kümmere dich nicht darum, Juan«, sagte sie mit bebender Stimme. »Wir reiten heim. Wir sind auf eine Schlange gestoßen, und Christie ist sehr aufgeregt.«
    »Schlange?« fragte Juan. »Wo?«
    »Es war bei den Felsen«, erklärte Diana. Juan stieg ab und ging auf die Quelle zu. »Juan!« sagte Diana scharf. »Es war eine Klapperschlange. Laß sie in Ruhe!«
    Juans Gesicht spiegelte seine Enttäuschung, als er gehorsam wieder das Pferd bestieg. »Kann ich jetzt spielen gehen?« fragte er.
    »Meinst du nicht, es sei besser nach Hause zu reiten?« entgegnete Diana.
    Juan schüttelte den Kopf.
    Diana zuckte die Schultern. »Na gut, aber paß auf, daß du dich nicht verirrst. Ich möchte nicht den Marshal benachrichtigen müssen, damit der nach dir sucht.«
    »Ich passe auf«, versprach Juan. »Ich verirre mich nie.« Dann winkte er Lebewohl, gab seinem Pferd die Sporen und trabte aus dem Wäldchen.
    Einen Augenblick später verließen Diana und Christie ebenfalls den Hain, und während sie heimwärts ritten, war Christie für eine Weile ganz still. Schließlich jedoch ergriff sie Dianas Hand. »Ich habe nichts getan«, sagte sie leise. »Wirklich, das habe ich nicht, Tante Diana.«
    Diana drückte die Hand des kleinen Mädchens. »Natürlich hast du nichts getan, Süße«, sagte sie. »Ich glaube, ich hatte nur ebensoviel Angst wie du.«
    Da Christie nun sicher war, daß sie ihr verziehen hatte, grinste sie und schlug die Zügel auf Hayburners Hals. »Jetzt komm«, schrie sie. »Jetzt galoppieren wir zum Stall zurück!«
     
    Juan zügelte sein Pferd und blickte auf das ruhige Wasser unter sich hinab.
    Er hatte den Teich entdeckt, als er noch ein Junge war. Er lag in den Hang eines Hügels eingebettet und war von dichtem Laubwald umgeben. Das Wasser, das ihn speiste, sprudelte klar und rein aus den Tiefen der Erde. Juan betrachtete ihn als sein Eigentum und er nahm einen besonderen Platz in seinen Träumen ein. Er kam gerne hierher, streifte seine Kleidung ab und schwamm im kalten Wasser. Dann legte er sich auf einem Felsen in die Sonne und schaute auf die Ebenen und träumte seine Träume.
    Juan träumte, daß er eines Tages erwachsen sein und wie andere Menschen seines Alters sein würde. Dann würde er zur Schule gehen und all die Dinge lernen, die alle anderen wußten. Aber bis dahin hatte er nichts dagegen, so zu leben, wie er lebte. Er liebte die Ranch, er half Miß Diana gerne beim Zaun, und er mochte es, draußen zu sein, in seiner kleinen Welt herumzuwandern und alles zu erforschen.
    Vor allem liebte er diesen Teich.
    Aber heute hatte man ihm den genommen.
    Heute schwammen zwei kleine Mädchen in seinem Teich.
    Er beobachtete sie einige Minuten, bis sie ihn entdeckten. Dann, als sie schreiend davonrannten, um sich im Gebüsch zu verstecken, trieb Juan Rodriguez sein Pferd wieder an und ritt davon. Aber er würde zurückkommen; es war schließlich sein Teich.
     
    Die Hitze des Spätnachmittags begann zu schwinden, als Bill Henry seinen alten Rambler auf den Zufahrtsweg zu den Ambers steuerte. Er sah Juan Rodriguez ein Pferd in den Stall führen und hupte, aber falls Juan ihn bemerkt hatte, gab er das nicht zu erkennen.
    Bill parkte seinen Wagen vor dem Haus und nahm zwei Stufen gleichzeitig, als er auf die Veranda stieg. Er drückte die Klingel und klopfte anschließend laut, da er drinnen nichts hörte. Einen Augenblick später öffnete Edna Amber die Tür. Sie starrte ihn an.
    »Ja?«
    Bill lächelte verlegen. »Guten Tag, Miß Edna. Ich - ich wollte nur mal vorbeischauen und hallo sagen.«
    »Mir?« Die alte Frau machte keine Anstalten, ihn herein zu bitten.
    »Ihnen und Diana und Christie.«
    »Ich werde Diana sagen, daß Sie da sind.« Edna Amber schloß die Tür und ließ ihn auf der Veranda stehen. Eine Minute verging, dann eine weitere. Die Tür wurde wieder geöffnet und Diana, die irgendwie geistesabwesend wirkte, nickte ihm zu.
    »Bill? Was tust du hier draußen? Und warum kommst du nicht

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