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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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sprechen.
    »Manchmal glaube ich, daß alles schön ist, aber ein andermal wieder ...« Sie brach ab und hielt ihre Augen auf die Tür gerichtet. Als Bill ihrem Blick folgte, sah er Diana, die unsicher lächelte.
    »Wollt ihr zwei euch allein unterhalten, oder darf ich mich dazu gesellen?«
    »Wir reden über nichts Persönliches«, erwiderte Bill.
    Diana trat ins Zimmer und schaute auf die Uhr. »Ich denke, es ist Zeit für dich zum Schlafengehen«, sagte sie zu Christie. Das kleine Mädchen zögerte, stand dann auf und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen, blieb aber noch stehen, um Diana auf die Wange zu küssen. Dann war sie fort.
    Diana nahm in dem Ohrensessel, in dem Christie zuvor gesessen hatte, Platz. »Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Im Grunde über nichts. Wir fingen gerade an, uns zu unterhalten. Sie sagte, daß es manchmal unheimlich sei, hier zu wohnen.«
    Dianas Gesichtsausdruck wurde ernst und sie zögerte, bevor sie sprach. »Es ist Mutter«, sagte sie schließlich. »Sie hat sich noch nicht an Christie gewöhnt, und zuweilen macht sie ihr Angst. Das ist alles.«
    »Aber zwischen dir und Christie ist alles in Ordnung?« wollte Bill wissen.
    »Natürlich«, erwiderte Diana. »Warum sollte das nicht so sein?«
    »Kein Grund zur Sorge«, sagte Bill rasch. »Ich überlegte nur so.«
    »Alles ist bestens«, versicherte Diana ihm. Dann stand sie auf und schaute wieder auf die Uhr. »Es ist schon recht spät, nicht wahr?«
    Bill Henry verstand den Wink und erhob sich, und einige Minuten später war er auf dem Rückweg zur Stadt. Er fühlte sich durch den ganzen Abend sehr beunruhigt.

8
     
    christie lag im bett und lauschte den Geräuschen der Nacht. Sie wünschte, sie wäre unten. In der ersten Etage gab es viele Zimmer - warum konnte sie nicht eines davon haben? Warum mußte sie hier oben bleiben?
    Eine Woge der Einsamkeit überschwemmte Christie. Sie kletterte aus dem Bett und trat ans Fenster. Die Nacht war klar, und sie konnte die Berge im Mondlicht leuchten sehen. Unter ihr gluckten im Hühnerstall die Hennen leise im Schlaf. Das Geräusch war in der ruhigen Nachtluft klar zu hören.
    Sie wandte sich vom Fenster ab und schaute sich in der Kinderstube um. Sie haßte sie. Sie roch muffig, und es gab immer Geräusche in den Wänden - ein Trippeln und Kratzen. Sie war sicher, daß das Ratten waren. Manchmal träumte sie von ihnen, sah ihre gelben Augen in der Finsternis glühen, sah braune Zähne, von denen Speichel tropfte. Allein der Gedanke daran veranlaßte sie, eines der Stofftiere zu greifen und zurück ins Bett zu eilen. Das Spielzeug war kein Trost für sie; es war modrig und fühlte sich tot an, und was sie wollte, war etwas Lebendiges.
    Die Küken.
    Vielleicht konnte sie eines der Küken in ihr Zimmer schmuggeln.
    Sie zog ihren Bademantel und Hausschuhe an. Sie blieb an der Tür stehen und versuchte sich daran zu erinnern, ob Diana sie an diesem Abend abgeschlossen hatte. Schließlich streckte sie die Hand aus und berührte sie.
    Sie war verschlossen.
    Sie ging zurück zum Fenster und öffnete es langsam, glitt dann auf den Sims hinaus. Langsam kroch sie die Dachschräge hinunter, bis sie sich über der Küche befand. Sie streckte ihren Körper über die Kante, bis ihre Beine endlich den First des Küchendachs berührten. Sie bewegte sich weiter nach unten, verharrte dann an der Dachrinne und schaute hinab. Sollte sie den Sprung wagen? Was, wenn die Türen verschlossen waren? Wie sollte sie wieder hineinkommen?
    Sie dachte ein paar Sekunden darüber nach und traf dann ihre Entscheidung. Wenn die Türen verschlossen waren, würde sie eben einen anderen Weg finden. Wenn sie aus dem Haus herauskam, würde sie auch sicherlich wieder hineinkommen. Sie hielt den Atem an und sprang vom Dach. Einen Augenblick später huschte sie über den Hof.
    Als sie sich dem Hühnerstall näherte, wurden die Hennen unruhig, steckten aber dann, als sie keine Gefahr spürten, ihre Köpfe wieder unter die Schwingen und schliefen weiter.
    Christie lauschte vorsichtig. Das schwache Geräusch der piepsenden Küken drang zu ihr. Sie versuchte herauszufinden, woher das Geräusch kam. Selbst in dem schwachen Licht konnte sie sehen, daß eine der Hennen aufgeplusterter wirkte als die anderen. Christie steckte eine Hand unter das Huhn und faßte ein Küken. Es zappelte heftig, beruhigte sich aber, als Christie zärtlich über seinen Kopf streichelte. Als es ruhig war, stand sie auf und ging zurück zum Haus.
    Die

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