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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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nickte.
    »Sieht so aus. Sollen wir nicht noch ein paar Meilen reiten und dann Schluß machen?«
    »Sie sind Boß!« Juan grub seine Sporen in sein Pferd, und das Pferd ging hoch, schlug kurz in die Luft und fiel dann in Galopp.
    »Ich wollte, er würde das nicht tun«, sagte Christie, während der Mexikaner in einer roten Staubwolke verschwand. »Er braucht ihm doch nur etwas Druck zu geben. Er muß ihn doch nicht treten.«
    »Dabei fühlt er sich wie ein Cowboy«, erwiderte Diana gelassen. »Und außerdem sind die Sporen nicht scharf.«
    »Aber er muß ihn trotzdem nicht treten«, entgegnete Christie stur. Sie blickte auf die hügelige, grasbewachsene Landschaft, die mit Gruppen von Espen, einigen Baumwollsträuchern und zuweilen einer Weide getupft war. Hier und da ragten rote Sandsteinbrocken zum Himmel. »Wie groß ist die Ranch?«
    »Ein Township.« Dann, als Christie sie verständnislos ansah, erklärte sie. »Das sind sechsunddreißig Quadratmeilen. Jede Quadratmeile wird Abschnitt genannt, und jeder Abschnitt hat sechshundertundvierzig Morgen.«
    »Ist es eine ganze Stadt?« keuchte Christie verhalten, und Diana lachte darauf.
    »Nun ja, aber es gibt darauf keine Stadt. Das klingt, als sei es viel, aber in Wirklichkeit ist es das nicht, jedenfalls nicht mehr. Das meiste liegt einfach brach, wartet darauf, daß ein Rind zum Grasen kommt.«
    Wieder schaute Christie sich um. Diesmal suchte sie nach Rindern. Es war keins zu sehen.
    »Wir haben seit Jahren kaum noch Vieh gehabt. Nachdem das Bergwerk stillgelegt wurde, versuchte Mutter, die Herde zu halten. Doch jetzt verpachten wir nur Weiderechte. Wir haben nur noch ein paar Rinder zum Vergnügen.« Ihre Stimme senkte sich, als sie über das Tal blickte. »Kannst du's nicht sehen? Früher einmal waren wahrscheinlich zehntausend Stück Vieh da draußen, und ich weiß nicht, wie viele Männer, um sie zu hüten.« Während Christie neben ihr stand, betrachtete Diana das Land und wünschte sich, daß es noch so wäre, wie es einmal gewesen war, lange vor ihrer beider Geburt.
    »Ich bin froh, daß ich hier bin.«
    Diana hörte die geflüsterten Worte und wandte sich an Christie. »Bist du das? Bist du das wirklich?«
    Christie nickte, überwältigt von der Schönheit der Ranch. »Ich wünschte, meine Mutter wäre hier. Ich bin sicher, das hätte ihr gefallen.«
    »Erinnerst du dich an sie?«
    »Nur ein bißchen. Aber ich vermisse sie sehr.«
    Diana schaute das Kind an, doch ihr Gesicht war ausdruckslos. Das kurze Aufflackern von Eifersucht, das sie empfunden hatte, war so schnell vergangen, wie es gekommen war. »Komm«, sagte sie.
    Die beiden schüttelten ihre Zügel und ihre Pferde begannen weiterzulaufen, bewegten sich langsam den Zaun entlang. Lange Zeit herrschte Schweigen zwischen ihnen, doch dann, als die ersten Brisen des kommenden Windes sie streichelten, sprach Christie wieder, und ihre Stimme bebte und klang vor Erregung fast erstickt.
    »Tante Diana?«
    »Hmmm?«
    »Könntest du - könntest du jetzt meine Mutter sein?«
    Diana zügelte ihr Pferd neben Christies und streckte eine Hand aus, um ihre Wange zu streicheln. »Möchtest du das?« flüsterte sie. Das kleine Mädchen nickte stumm. »Dann werde ich deine Mutter sein«, versprach Diana. Sie richtete sich im Sattel auf und blickte sich nach Juan Rodriguez um, doch der war nirgendwo zu sehen. Sie schaute zur Sonne empor, die sich auf die Bergspitzen niederzusenken begann, und erschauderte leicht, als der Wind zu wehen begann. Dann schlug sie leicht mit den Zügeln auf den Hals des Pferdes. Das Pferd bewegte sich ruhig vorwärts und Hayburner hielt mit ihm Schritt. Vor ihnen wuchs eine Gruppe von Baumwollsträuchern um eine kleine Quelle, und Diana führte ihr Pferd dorthin. Juan war wahrscheinlich dort und schlief im Schatten.
     
    Die Schlange, eine fast zwei Meter lange Klapperschlange, lag im Schutz eines Felsens zusammengerollt. Ihre Augen waren wachsam und ihre Zunge schnellte vor und zurück, während sie im Gelände nach Beute suchte.
    Sie bewegte sich unruhig, als die Vibrationen der Pferdehufe sie störten, und ihr sehniger Leib glitt tiefer unter den Felsen.
    Als die Pferde in ihr Revier eindrangen, durchfuhr ein Zittern ihren Körper, und die Klappern an ihrem Schwanzende begannen leise zu flüstern. Sie entfernte sich von dem Felsen und verschwand zwischen Sandsteinbrocken nahe der Quelle.
    Christie zügelte Hayburner und glitt aus dem Sattel.
    Sie schlang die Zügel um den tiefhängenden

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