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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Freunde an, doch Susan und Jeff wichen ihrem Blick aus. »Ich habe ja nur einen Scherz gemacht«, beschwichtigte sie. Dann wurde ihr Gesichtsausdruck widerspenstig. »Aber vielleicht hat sie's trotzdem.« Sie erzählte ihre Geschichte noch einmal Jeffs Mutter, doch als sie fertig war, schüttelte Joyce zweifelnd ihren Kopf.
    »Jay-Jay, warum sollte Christie so etwas tun? Kim und Christie waren Freundinnen.«
    »Vielleicht hatten sie Streit«, meinte Jay-Jay.
    »Und vielleicht geht deine Fantasie mit dir durch. Und jetzt seid ihr alle ruhig.«
    »Können wir nicht heimgehen?« bettelte Jeff.
    »In ein paar Minuten«, versprach Joyce. Als sie in das Wohnzimmer zurückkehrte, blickte Matt sie fragend an.
    »Was war denn da los?«
    »O nichts«, sagte Joyce. Sie sah keinen Anlaß, Jay-Jays Geschichte zu wiederholen, da sie insgeheim völlig der Meinung ihres Sohnes war, daß Jay-Jay eine Lügnerin sei. Kinder von Geistlichen, dachte sie. Warum sind das bloß immer solche kleinen Ekel? Sie versuchte, den Zwischenfall laut zu überspielen. »Ich glaube, sie sind müde, und ich werd's auch.«
    Ein paar Minuten später löste sich die Gesellschaft auf, und während sie heimfuhren, erzählte Joyce Matt, was sich in der Küche ereignet hatte.
    »O Gott«, seufzte Matt, nachdem Joyce damit fertig war. »Ich hoffe nur, daß Jay-Jay nicht anfängt, diese Geschichte zu verbreiten. So etwas kann ein Kind zu einer Ausgestoßenen machen. Hat Christie denn nicht schon genug Probleme?«
    »Aber jedermann mag doch Christie«, sagte Jeff.
    »Jeder mag sie viel lieber, als diese blöde alte Jay-Jay!«
    »Ich hoffe nur, daß es so bleibt«, sagte Joyce leise. »Aber es ist eine so kleine Stadt ...«
     
    Diana lag in ihrem Bett und lauschte den Geräuschen des Hauses. Der Tag hatte sie erschöpft, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Sie warf sich ruhelos auf dem Bett hin und her, und wollte sich entspannen.
    Schließlich ging sie nach unten und schlich wie eine ruhelose Katze durch die Räume. Sie hatte das Gefühl, daß sie nach etwas suchte, aber sie wußte überhaupt nicht, nach was.
    In Gedanken ließ sie den Tag noch einmal gründlich vorübergehen.
    Die leeren Stellen in ihrem Gedächtnis waren noch da, und was sie auch tat, nichts konnte sie füllen.
    Und dann, nachdem Dan Gurley gegangen war, hatte ihr Christie wieder nicht gehorcht.
    Sie hatte Christie gesagt, sie solle oben bleiben, und am späten Nachmittag war sie nach oben gegangen. Doch die Kinderstube war leer gewesen.
    Sie hatte Christie in der Scheune gefunden.
    Das Scheunentor stand auf, und als sie in das Dunkel trat, hatte Diana zuerst geglaubt, sie sei bis auf die Pferde leer.
    Dann hatte sie Christies Stimme gehört, die aus Hayburners Stall kam.
    »Guter Junge«, summte die Stimme des kleinen Mädchens leise. »Bist du mein guter Junge?«
    Diana bewegte sich langsam durch die Scheune, bis sie in den Stall schauen konnte. Christie stand neben dem Pferd, hatte die Arme um seinen Hals geschlungen und hätschelte ihn.
    Das Pferd stand ganz still. Sein großer grauer Leib überragte das winzige Mädchen und seine braunen Augen waren friedlich. Und dann bewegte er seinen Kopf, und seine Augen schienen Dianas Gesicht anzustarren.
    Ein seltsames Gefühl erfüllte Diana.
    Es war, als ob das Pferd sie herausforderte.
    Und dann, wie um dieses Gefühl zu bestätigen, wieherte Hayburner plötzlich und scharrte auf dem Boden.
    Christie blickte auf und sah Diana an der Pforte. Als Diana hinschaute, schien Christie zu Hayburner zurückzuweichen, und auch das Pferd schien ein paar Rückwärtsschritte in den Stall zu machen.
    »Was tust du da?« fragte Diana. »Du solltest doch in der Kinderstube sein.«
    »Ich - ich war so einsam«, erklärte Christie.
    »Und warum kommst du dann nicht zu mir?«
    Christies Augen glitten suchend wie die eines gefangenen Tieres durch den Stall. »Du - du warst böse auf mich.« Ihre Stimme hatte sich zu einem Flüstern gesenkt. »Ich wollte bei Hayburner sein. Er ist mein Freund.«
    »Er ist nicht dein Freund«, schnappte Diana. »Er ist nur ein Pferd, und du bist ihm völlig egal! Wenn du einen Freund willst, dann komm zu mir.«
    Christie duckte sich unter Dianas Worten und plötzlich, so als hätte sie sich selbst zum ersten Mal gehört, begriff Diana, wie das geklungen haben mußte. Augenblicklich tat ihr leid, was sie gesagt hatte. »Christie? Oh, Christie, ich hab's doch nicht so gemeint. Natürlich ist Hayburner dein Freund. Aber das bin ich

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