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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Jeff dort war, erinnerte ich mich. Du hast mich für den Tod meines Vaters verantwortlich gemacht. Und du hast mich geschlagen.«
    Mit aschfahlem Gesicht erhob sich Edna. »Wie kannst du es wagen?« erboste sie sich. »Wie kannst du es wagen, so mit deiner Mutter zu reden?«
    »Aber es ist doch wahr, oder?« fragte Diana.
    »Vielleicht ist es das!« Edna richtete sich auf und schien Diana zu überragen. »Du warst ein böses Kind, Diana, aber ich habe dich großgezogen, so gut ich konnte. Und du solltest nie vergessen, daß ich noch deine Mutter bin und daß ich weiß, was am besten für dich ist. Das habe ich immer gewußt und werde ich immer wissen. Aber das ist für dich nie genug gewesen, nicht wahr? Gleich, was ich getan habe, immer hast du dich mir widersetzt. Nun, vielleicht hätte ich dich Bill Henry heiraten lassen sollen; vielleicht hättest du mehr Kinder haben sollen!«
    »Ja, vielleicht hättest du das«, flüsterte Diana.
    Edna hob ihre Hand und schlug ihre Tochter. »Damit sie auch hätten sterben können? Niemals!«
    Betäubt starrte Diana ihre Mutter an, spürte, wie Blut über ihre Wange rann, und als sie in Ednas wütende blaue Augen schaute, regte sich eine Erinnerung in ihr.
    Nur für einen Augenblick hörte sie ein Baby schreien.
    »Es war nicht tot geboren«, flüsterte sie. »Mein Baby war nicht tot geboren, das stimmt doch?«
    Wieder schlug Edna Diana.
    »Sag das nicht«, zischte sie. »Sag das nie wieder. Es war tot, Diana! Hörst du mich? Es war tot geboren!«
    Doch als Diana ein paar Minuten später die Treppe hochging, und sie ihre Hand an die Wange hielt, auf die Edna sie geschlagen hatte, blieb der Gedanke in ihrem Verstand.
    Es war nicht tot.
    Mein Baby war nicht tot.
    Sie wiederholte das immer wieder, während sie ihre Wange mit kaltem Wasser abwusch und der Schmerz langsam nachließ.
    Aber wenn es nicht tot geboren war, was war dann mit ihm geschehen?
    Sie ging in ihr Zimmer, zog sich aus und schlüpfte in ihr Nachthemd.
    Dann ging sie hoch ins Obergeschoß, da in ihrem Verstand noch immer alles durcheinander war. Sie blieb stehen, als sie die Tür zur Kinderstube erreichte und lauschte.
    Drinnen weinte ein Kind.
    Ihr Kind?
    »Baby?« rief sie leise, schloß die Tür auf und öffnete sie. In der Wiege konnte sie ihr Baby sehen. Es weinte. Sie ging zu ihm und nahm es hoch.
    »Baby«, flüsterte sie in die Stille der Nacht. »Du mußt nicht weinen. Mama möchte nicht, daß du weinst. Mama liebt dich.«
    In Dianas Armen zwang sich Christie Lyons, völlig still zu sein.
     
    Dan fuhr mit seinem Wagen zum Bergwerk hoch. Als er abbog, um nahe dem Eingang zu parken, streiften seine Scheinwerfer über die alte Wärterhütte. Er runzelte die Stirn, als er auf das gedrungene dunkle Gebäude schaute, das fünfzig Meter von ihm entfernt lag. Dann stellte er den Motor ab, stieg aus dem Wagen und näherte sich der Hütte. Er klopfte an die Tür und rief leise »Esperanza?«
    Als keine Antwort erfolgte, drückte Dan auf die Türklinke. Die Tür war nicht verschlossen. Er öffnete sie und trat in die Hütte. Er schaltete seine Taschenlampe ein und schaute sich um.
    Esperanza Rodriguez hatte eine Decke eng um sich gezogen, lag im Bett und beobachtete ihn mißtrauisch. Dan fand den Lichtschalter und plötzlich war die Hütte erhellt.
    »Ich bin's nur, Esperanza«, sagte er. Das dunkle Gesicht der Frau entspannte sich, jedoch nur ein wenig.
    »Was wollen Sie?« fragte sie. »Juan? Ist es wegen Juan? Ist etwas mit mi hijo passiert?«
    »Nein, beruhige dich, Esperanza. Das hat nichts mit Juan zu tun. Er ist im Gefängnis, und ich bin sicher, daß er schläft.«
    Esperanza zog die Decke noch enger um sich und richtete sich im Bett auf. »Was wollen Sie dann?« fragte sie.
    »Es geht um eines der Kinder«, erzählte Dan ihr. »Eines der Kinder wird vermißt.« Als Esperanzas Gesicht unbeteiligt blieb, sprach er wieder. »Ich muß dir ein paar Fragen stellen, einverstanden?«
    Esperanza nickte stumm.
    »Hast du heute nacht jemanden hier gesehen?« fragte er.
    Wieder nickte Esperanza.
    »Kannst du mir bitte darüber erzählen?« Einen Augenblick lang dachte Dan, sie würde sich weigern, aber dann begann sie so zu sprechen, als wolle sie sich vergewissern, daß sie alle Worte richtig sagte.
    »Ich war im Bett, und der Wind wehte. Dann hörte ich etwas. Deshalb schaute ich aus dem Fenster. Es war ein kleines Mädchen. Ich ging zur Hintertür, um zu sehen, was sie tat, und sie rannte davon.«
    Sie schwieg und

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