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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ihrem Sohn. Das Stadtgeschwätz hatte Dan Gurley in seiner Überzeugung gestärkt, daß Juan Rodriguez an nichts weiter schuld war, als daß er eine Leiche gefunden hatte. Deshalb hatte er ihn am Tag zuvor freigelassen. Mit seiner Mutter stand er nun am Rand der Menge und schaute zu.
    Schließlich trafen die Crowleys ein. Joyce führte ihren Mann und ihren Sohn zu den Ambers hinüber. Diana lächelte Joyce dankbar an und beugte sich zu ihr, um ihr ins Ohr zu flüstern.
    »Es ist gerade so, als glaubten sie, ich hätte Jay-Jay selbst umgebracht.«
    Joyce nickte mitleidsvoll. »Ich weiß. Davon bekomme ich auch etwas ab. Wenn ich nicht für sie bin, dann bin ich gegen sie, wie man so sagt. Es ist, als wäre ich eine Fremde, obwohl ich hier aufgewachsen bin. Matt wollte überhaupt nicht mitkommen, aber diese Genugtuung möchte ich den Leuten nicht geben.«
    Diana schüttelte traurig ihren Kopf. »Nun, zumindest sind sie nicht mehr auf Juan aus.«
    »Großartig!« sagte Joyce bitter. »Nun braucht man nur noch Sie ins Gefängnis zu sperren, bis jemand anders stirbt!«
    »Joyce!«
    Joyce grinste verzerrt. »Es tut mir leid. Ich glaube, die ganze Angelegenheit hat mich viel mehr aufgeregt, als ich dachte.« Sie hielt inne und nickte Mrs. Berkey zu, die sie anschaute. Mrs. Berkey erwiderte ihren Gruß nicht.
    Einige Augenblicke später stand Jerome Jennings auf, und die Menge fiel in Schweigen. Mit sonorer Stimme, die gefühlsgeladen war, begann er, für die unsterbliche Seele seiner Tochter zu beten.
     
    Nachdem die Feierlichkeiten beendet waren, blickte Christie zu Diana hoch.
    »Gehen wir zu den Jennings, so wie damals alle zu uns gekommen sind, als mein Vater starb?« fragte sie.
    »Ich ... ich glaube nicht«, stammelte Diana. Sie schaute Joyce hilfesuchend an, aber es war Edna, die sprach.
    »Wir werden nach Hause gehen«, sagte sie. Dann schwieg sie und wandte sich an Joyce. »Ich nehme an, daß Sie auch nicht zu den Jennings gehen werden, oder?«
    »Ich bezweifle das«, sagte Joyce trocken.
    »Dann kommen Sie zu uns«, sagte Edna. Sie ließ nicht erkennen, ob sie den überraschten Ausdruck in Joyces Gesicht wahrgenommen hatte. »Diana wird etwas Limonade machen, und wir werden ein Schwätzchen halten.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, entfernte sich Edna vom Grabfeld. Ihr Rücken war aufrecht, und sie hielt den Stock zuversichtlich umspannt. Während sie sich den Weg durch die Menge bahnte, sprach sie mit niemandem, doch vor ihr schien sich ein Weg aufzutun. Als sie außer Hörweite war, wandte sich Joyce an Diana. Dabei war ihr Gesichtsausdruck so komisch, daß Diana fast laut gelacht hätte.
    »Meinte sie das im Ernst?« fragte Joyce.
    Diana, die über die Einladung ebenso überrascht war wie Joyce, konnte nur die Schultern zucken. »Das muß sie wohl so gemeint haben.«
    Matt, der neben seiner Frau stand, kratzte seinen Kopf. »Ich möchte wissen, was sie mit ›einem Schwätzchen‹ gemeint hat.«
    Jetzt gestattete sich Diana ein kleines Kichern, obwohl darin wenig Humor mitschwang. »Bei Mutter kann das alles sein«, sagte sie. »Aber sie muß etwas wollen. Sie wissen ja, wie Mutter denkt, was die ...« Sie brach verlegen ab.
    »... die Untergebenen anbelangt?« schloß Joyce für sie.
    »Ich ... ich wollte das nicht sagen«, stammelte Diana.
    »Natürlich nicht«, stimmte Joyce zu, wobei sie Dianas Arm tätschelte. »Sie sind zu höflich. Aber machen wir uns nichts vor.« Sie lächelte. »Da jedoch kaum jemand aus der Stadt noch mit mir spricht, kann ich mich ebensogut bei Hof empfangen lassen. Könnten Sie meine Limonade mit etwas Gin würzen?«
    »Ich kann's versuchen. Wollen Sie uns zur Ranch hinterher fahren?«
    Joyce schüttelte den Kopf. »Ich wollte noch etwas hier bleiben, um zu sehen, wer noch mit mir spricht.«
    Dann war das plötzliche Schmettern einer Automobilhupe zu hören, und Diana warf einen raschen Blick zum Parkplatz, wo Edna neben dem alten Cadillac stand. »Wir sollten besser gehen. Sehen wir uns in einer Stunde?«
    »Wahrscheinlich früher«, entgegnete Joyce gequält. »Ich habe so das Gefühl, daß mir nur noch Freunde für zwanzig Minuten geblieben sind.« Dann hakte sie sich bei Matt ein, nahm Jeff an die andere Hand und begann durch die Menge zu gehen und jedermann anzusprechen.
    Nur wenige Leute erwiderten ihren Gruß.
    »Sollen wir das Wohnzimmer nehmen?« fragte Diana ihre Mutter, während sie einen großen Kristallglaskrug aus einem Regal nahm.
    »Ich sagte, ich wollte ein

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