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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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später traf Dan Gurley ein. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, ging er in den Salon, und wartete dann darauf, daß die beiden Frauen sich setzten.
    »Haben Sie Jay-Jay heute nacht gesehen?« fragte er schließlich.
    »Gewiß nicht«, antwortete Edna bissig. »Hätte ich das, hätte ich Sie angerufen und ihre Eltern auch.«
    »Diana? Haben Sie sie gesehen?«
    »Nein«, sagte Diana. »Ich war heute abend mit Bill Henry aus.«
    »Was ist mit Christie?« fragte Dan.
    »Sie war den ganzen Abend bei mir«, entgegnete Edna.
    »Kann ich mit ihr sprechen?«
    »Weshalb, Himmel noch mal?« Die alte Frau erhob sich. »Es ist schlimm genug, daß Sie uns um diese Zeit stören«, sagte sie. »Ich möchte nicht, daß Sie Christie auch noch aufregen.«
    Dan zögerte und gab dann nach, als er merkte, daß Miß Edna nicht umzustimmen wäre, selbst wenn er mit ihr diskutierte. Und außerdem war es im Augenblick wichtiger, Jay-Jay zu finden, als mit den Ambers zu streiten. »Also gut«, sagte er. »Tut mir leid, daß ich Sie stören mußte. Dann werde ich eben zum Bergwerk hochfahren und mich dort umsehen.«
    Einige Minuten später, nachdem Dan gegangen war und sie allein waren, sah Edna Diana an.
    »Was ist heute nacht dort passiert?« fragte sie.
    Diana blickte verwirrt. »Wo?«
    »Am Bergwerk. Du bist dorthin gegangen, Diana.«
    »Bin ich nicht«, behauptete Diana. »Bill hat mich heimgebracht, ich habe Christie gute Nacht gesagt, und dann bin ich zu Bett gegangen.«
    »Das ist nicht wahr, Diana.« In der Stimme der alten Frau schwang jetzt Verzweiflung mit. »Diana, hast du Jay-Jay Jennings etwas angetan?«
    Diana schüttelte völlig verblüfft ihren Kopf. »Mama, wir wissen doch nicht einmal, ob Jay-Jay etwas zugestoßen ist. Wahrscheinlich ist sie schon wieder daheim.«
    »Ich hoffe das«, sagte Edna düster. »Um deinetwillen hoffe ich das.«
    »Was meinst du mit ‚um deinetwillen’ Mama, wovon redest du überhaupt?«
    »Ich möchte dich nicht wieder ins Hospital schicken, Diana. Aber vielleicht muß ich es.«
    »Das Hospital?« Wovon redete sie denn überhaupt? »Aber, Mama, warum?«
    »Ein Kind ist tot, Diana, und ein anderes wird vermißt.«
    Diana wich vor ihrer Mutter zurück. »Mama ... du denkst doch nicht ... du kannst doch nicht ...«
    »Hör mir zu, Diana«, sagte Edna. »Ich will dich beschützen. Ich wollte dich immer beschützen. Aber wie kann ich das? Du läßt mich ja nicht!« Ihre Stimme wurde lauter. »Du läßt mich ja nie!«
    Jetzt erhob auch Diana ihre Stimme.
    »Mich vor was beschützen, Mama? Was habe ich getan, wovor du mich beschützen müßtest?« Plötzlich wußte sie es. »Du meinst mein Baby?« fragte sie mit leiser Stimme.
    Edna erblaßte. »Er hat es dir erzählt?«
    »Ja, Mama, Bill hat es mir erzählt. Ist es das, wovor du mich all diese Jahre glaubtest beschützen zu müssen? Vor meiner eigenen Erinnerung?«
    Edna sank auf das Sofa und starrte zu ihrer Tochter hoch. Sie hatte einen Fehler gemacht, als sie Dr. Henry von dem Baby erzählt hatte. Jetzt versuchte sie nachzudenken. Wieviel wußte Diana? Nur soviel, dessen war sich Edna sicher, wie sie dem Arzt erzählt hatte. Sie entspannte sich ein wenig. »Vielleicht hätte ich es dir sagen sollen«, sagte sie weich. »Aber es ist so viele Jahre her ...«
    »Meinst du damit vielleicht, daß es nicht mehr wichtig ist, Mutter?« fragte Diana. »Gott, Mutter, es war mein Baby!«
    »Es war niemandes Baby«, schrie Edna. Sie funkelte ihre Tochter an, und ihre Hände zitterten, als sie ihren Stock umklammerte. »Es wurde tot geboren.«
    Diana erblaßte und sank in einen Sessel. »Erzähl mir darüber«, sagte sie.
    »Da ist nichts zu erzählen«, erwiderte ihre Mutter. »Es wurde tot geboren, und das ist alles.«
    »Das ist nicht alles«, jammerte Diana. »Um Gottes willen, Mutter, kannst du denn nicht verstehen? Mein ganzes Leben lang wollte ich ein Baby haben, und jetzt, wo ich fünfzig bin, finde ich heraus, daß ich eins hatte und du sagst, das ist alles?«
    Edna schüttelte traurig ihren Kopf. »Warum das alles wieder ausgraben, Diana?« fragte sie. »Es ist vor so vielen Jahren geschehen.«
    »Und so viele Jahre lang«, entgegnete Diana, »bin ich unglücklich gewesen. Was ist sonst noch mit mir geschehen, wovon du mir nie erzählt hast, Mutter? Außer der Tatsache, daß du mich immer geschlagen hast.«
    Edna starrte sie an. »Ich habe dich nie ...«
    »Das hast du, Mutter. Ich habe mich daran erinnert. Oben im Bergwerk, als ich mit Christie und

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