Weiberregiment
Nur nicht, äh, jetzt. Und vielleicht nicht ganz so laut.«
Nur zwei Männer standen noch da, mit erhobenen Armbrüsten. Der dritte eilte durch den Korridor und rief.
Der Gruppe, ob Mann oder Frau, gingen die gleichen Gedanken durch den Kopf. Sie haben Armbrüste, wir nicht. Sie haben Verstärkung hinter sich. Hinter uns liegt eine Dunkelheit, in der es von wandelnden Leichen wimmelt. Wir haben jetzt nicht einmal mehr ein Gebet.
Bluse unternahm trotzdem einen Versuch. »Oh, Soldaten…«, schrillte er mit Daphnes Stimme. »Wir scheinen uns auf dem Weg zur Damentoilette verirrt zu haben…«
Sie wurden nicht in einem Verlies untergebracht, kamen aber an vielen vorbei. Der Weg führte durch zahlreiche trostlose steinerne Korridore, vorbei an vielen schweren Türen mit vielen Riegeln. Polly und ihre Begleiter sahen jede Menge Bewaffnete, deren Arbeit vermutlich nur dann interessant wurde, wenn alle Riegel verschwanden. Die Reise endete in einer Küche. Sie war groß und ganz offensichtlich kein Ort, an dem Kräuter und Pilze geschnitten wurden. In diesem düsteren, schmutzigen und rußverkrusteten Saal hatten Köche vermutlich die Mahlzeiten für Hunderte von hungrigen Männern zubereitet. Gelegentlich wurde die Tür geöffnet, und schattenhafte Gestalten sahen zu ihnen herein, ohne ein Wort zu sagen.
»Man hat uns erwartet«, brummte Knaller. Sie saßen auf dem Boden, mit dem Rücken an einem uralten Hackklotz. Igorina kümmerte sich um die immer noch bewusstlose Reißer.
»Sie können den Lift noch nicht nach oben gezogen haben«, sagte Polly. »Dazu saß der Stein viel zu fest.«
»Vielleicht haben uns die Waschfrauen verraten«, meinte Toller. »Frau Enid gefiel mir nicht sonderlich.«
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, sagte Polly. »Ist das die einzige Tür?«
»Auf der anderen Seite gibt es einen Lagerraum«, sagte Toller. »Aber keinen Ausgang, abgesehen von einem Gitter im Boden.«
»Ein möglicher Fluchtweg für uns?«
»Nur wenn wir uns in Würfel schneiden lassen.«
Sie blickten verdrossen zur fernen Tür. Sie hatte sich erneut geöffnet, und die Silhouetten dahinter sprachen leise miteinander. Toller hatte sich einmal der offenen Tür genähert, woraufhin plötzlich Männer mit Schwertern vor ihr standen. Polly sah zu Bluse, der an der Wand lehnte, den Kopf nach hinten geneigt.
»Ich gebe ihm besser Bescheid«, sagte sie. Toller zuckte mit den Schultern.
Bluse öffnete die Augen und lächelte matt, als Polly näher kam. »Ah, Perks«, sagte er. »Wir hätten es fast geschafft, wie?«
»Tut mir Leid, dass wir dich enttäuscht haben, Herr«, sagte Polly. »Bitte um Erlaubnis, mich setzen zu dürfen.«
»Fühl dich auf diesen kalten Fliesen ganz wie zu Hause«, erwiderte Bluse. »Und ich fürchte, ich habe euch enttäuscht.«
»O nein, Herr…«, protestierte Polly.
»Ihr wart mein erstes Kommando«, sagte Bluse. »Abgesehen von Korporal Drebb, und er war siebzig und hatte nur einen Arm, der arme Kerl.« Er rieb sich den Nasenrücken. »Ich brauchte euch nur aus dem Tal zu bringen. Das war alles. Aber törichterweise träumte ich von einer Welt, in der eines Tages alle eine Bluse tragen. Oder vielleicht eine essen. Ich hätte auf Feldwebel Jackrum hören sollen! Ach, kann ich meiner lieben Emmeline jemals wieder in die Augen sehen?«
»Ich weiß es nicht, Herr«, sagte Polly.
»Das war keine Frage, sondern eine Art rhetorischer Verzweiflungsschrei, Perks«, meinte Bluse.
»Bitte um Verzeihung, Herr.« Polly atmete tief durch und bereitete sich auf den Sprung in die eisigen Tiefen der Wahrheit vor. »Du solltest da etwas wissen, Herr…«
»Ich fürchte, dass man uns ins Verlies wirft, sobald klar wird, dass wir keine Frauen sind«, fuhr der Leutnant fort. »Sie sind sehr groß und sehr schmutzig, habe ich gehört. Voller Leute.«
»Herr, wir
sind
Frauen, Herr«, sagte Polly.
»Ja, gut, Perks, ausgezeichnet, aber jetzt brauchen wir uns nicht mehr zu verstellen.«
»Du verstehst nicht, Herr. Wir
sind
Frauen, wirklich. Wir alle.«
Bluse lächelte nervös. »Ich glaube, du bist ein wenig… durcheinander, Perks. Das geschah damals auch mit Wriggelwoll…«
»Herr…«
»…obwohl ich sagen muss, dass er es verstand, die richtigen Gardinen und Vorhänge auszuwählen…«
»
Nein,
Herr. Ich war… ich
bin
ein Mädchen und habe mir die Haare abgeschnitten, um wie ein Junge auszusehen und den Schilling der Herzogin zu nehmen, Herr. Ich gebe dir mein Wort darauf, Herr, denn ich
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