Weiberregiment
Aber Polly erkannte auch einige ankh-morporkische, oder wie man sie nannte. Die Männer waren bewaffnet und hielten ihre Waffen so, als rechneten sie damit, Gebrauch von ihnen machen zu müssen.
Als sie Aufstellung bezogen hatten und die gefangene Gruppe beobachteten, kamen einige weitere Männer herein. Auch an ihnen bemerkte Polly unterschiedliche Uniformen, aber sie wirkten teurer und prächtiger. Ihre Träger waren Offiziere, und die Verachtung in ihren Gesichtern wies darauf hin, dass sie einen hohen Rang bekleideten. Der größte von ihnen – der hohe, mit einem Federbusch versehene Kavalleriehelm ließ ihn noch größer aussehen – starrte an seiner Nase entlang zu den Frauen. Er hatte hellblaue Augen, und seine Miene betonte, dass er in diesem Raum eigentlich nur das sehen wollte, was zuvor gründlich gewaschen worden war.
»Wer ist hier der Offizier?«, fragte er wie ein Anwalt.
Bluse stand auf und salutierte. »Leutnant Bluse, Herr. Zehnte Infanterie.«
»Ich verstehe.« Der Mann wandte sich an seine Begleiter. »Ich glaube, wir brauchen die Wache nicht mehr. Wir sollten dies ganz ruhig erledigen. Und um Himmels willen, können wir nicht irgendwo eine Hose für den Mann auftreiben?«
Gemurmel erhob sich im Raum. Der Mann nickte dem Feldwebel der Wache zu. Die Bewaffneten gingen hinaus und schlossen die Tür.
»Ich bin Lord Rust«, sagte der Mann. »Mir untersteht die hiesige Abteilung aus Ankh-Morpork.« Er schniefte. »Zumindest die militärische. Hat man sich euch gegenüber korrekt verhalten? Ihr seid nicht misshandelt worden? Wie ich sehe, liegt dort eine… junge Frau auf dem Boden.«
»Sie ist in Ohnmacht gefallen, Herr«, sagte Polly. Der Blick der hellblauen Augen richtete sich auf sie.
»Und du bist…?«, fragte Lord Rust.
»Korporal Perks, Herr«, sagte Polly. Die anderen Offiziere konnten sich ein Lächeln nicht verkneifen.
»Ah. Ich glaube, du bist diejenige, die ihren Bruder sucht, nicht wahr?«, fragte Lord Rust.
»Woher kennst du meinen Namen?«, entgegnete Polly.
»Unser Militär ist, mm, tüchtig«, sagte Lord Rust und gestattete sich ein eigenes Lächeln. »Heißt dein Bruder Paul?«
»Ja!«
»Wir werden ihn finden, früher oder später. Und ich glaube, eine andere junge Frau sucht ihren jungen Mann?«
Knaller knickste nervös. »Ich, Herr.«
»Wir werden auch ihn finden, wenn du uns seinen Namen nennst. Hört jetzt gut zu. Du, Fräulein Perks, und ihr anderen: Man wird euch heute Abend unverletzt zurückbringen in euer Land, so weit, wie unsere Patrouillen vorstoßen können, und ich schätze, das ist ziemlich weit. Habt ihr verstanden? Ihr bekommt das, weshalb ihr hierher gekommen seid. Ist das nicht schön? Und ihr werdet nicht hierher zurückkehren. Der Troll und der Vampir sind gefangen genommen worden. Das gleiche Angebot gilt auch für sie.«
Polly beobachtete die Offiziere. Sie wirkten nervös.
…bis auf den ganz hinten. Sie hatte geglaubt, dass alle Wächter gegangen waren, doch dieser trug zwar die Kleidung eines Wächters – er sah wie ein schlecht gekleideter Wächter aus –, verhielt sich aber nicht wie einer. Er lehnte an der Wand neben der Tür, eine halb gerauchte Zigarre im Mund, und grinste. Er wirkte wie jemand, der eine Vorstellung genoss.
»Großzügigerweise schließt das Angebot auch dich ein, Leutnant… Bluse«, fuhr Rust fort. »Wir dachten daran, dich in einem Haus in Zlobenien unterzubringen, mit allem Komfort, soweit ich weiß, gesunde Spaziergänge auf dem Land und so. Ich möchte betonen, dass deine vorgesetzten Offiziere in dieser Festung nicht in den Genuss dieses Angebots kommen.«
Warum bietest du uns so etwas an?, dachte Polly. Habt ihr Angst? Vor einem Haufen
Mädchen?
Das ergibt doch keinen Sinn…
Hinter den Offizieren zwinkerte der Mann mit der Zigarre Polly zu. Seine Uniform war sehr altmodisch: ein uralter Helm, ein Brustharnisch, ein angerostetes Kettenhemd und große Stiefel. Er trug die Sachen wie ein Arbeiter seinen Overall. Im Gegensatz zu den hübschen Tressen und Borten vor Polly vermittelte die Kleidung jenes Mannes die Botschaft, dass er nicht verletzt werden wollte. Insignien konnte sie nicht erkennen, nur ein kleines Abzeichen am Brustharnisch.
»Wenn du mich einen Moment entschuldigen würdest…«, sagte Bluse. »Ich möchte mich mit meinen Männern beraten.«
»Mit deinen
Männern
?«, wiederholte Rust. »Es sind Frauen, Mann!«
»Aber derzeit würde ich sie nicht gegen sechs deiner besten Männer
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