Weiberregiment
noch nicht von den wundervollen Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten erzählt, oder?«
»Neinherr!«
»Habe ich darauf hingewiesen, dass du dir in der prächtigen roten Uniform die Mädchen mit einem Knüppel vom Leib halten musst?«
»Glaube nicht, Herr!«
»Und das Essen? Jede Mahlzeit ist wie ein Bankett, wenn du mit uns marschierst!« Der Feldwebel klopfte sich auf den Bauch, was ferne Regionen erbeben ließ. »Ich bin der lebende Beweis dafür!«
»Ja, Herr. Nein, Herr. Ich möchte Soldat werden, um für mein Land und die Ehre der Herzogin zu kämpfen, Herr!«
»Tatsächlich?«, fragte der Korporal ungläubig, aber der Feldwebel schien das nicht zu hören. Er musterte Polly von Kopf bis Fuß, und Polly sah ganz klar, dass der Mann weder so betrunken noch so dumm war, wie er aussah.
»Potzblitz, Korporal Strappi, mir scheint, wir haben hier nicht weniger als einen guten, altmodischen
Patrioten«,
sagte er, und sein Blick kehrte zu Pollys Gesicht zurück. »Nun, du bist hier genau an der richtigen Stelle, mein Junge!« Geschäftig schob er ein Bündel Papiere auf Polly zu. »Weißt du, wer wir sind?«
»Das Zehnte Regiment, Herr. Leichte Infanterie, Herr. Bekannt als die Rein-und-Rausser, Herr«, sagte Polly, vor Erleichterung sprudelnd. Sie hatte ganz offensichtlich eine Art Test bestanden.
»Stimmt, Junge. Ausgezeichnete Käsler, allesamt. Das beste Regiment überhaupt, im besten Heer auf der ganzen Welt. Willst unbedingt dazugehören, wie?«
»Bin Feuer und Flamme, Herr!«, sagte Polly und spürte den argwöhnischen Blick des Korporals auf sich ruhen.
»Bravo!«
Der Feldwebel schraubte ein Tintenfässchen auf und tauchte die Spitze einer Schreibfeder hinein. Seine Hand verharrte über den Papieren. »Name, Junge?«, fragte er.
»Oliver, Herr. Oliver Perks«, sagte Polly.
»Alter?«
»Siebzehn am kommenden Sonntag, Herr.«
»Ja«, brummte der Feldwebel. »Du bist siebzehn, und ich bin die Großherzogin Annagowia. Wovor läufst du weg, hm? Vor einer jungen Dame in anderen Umständen?«
»Dabei hätte ihm jemand helfen müssen«, sagte der Korporal und lächelte. »Er quiekt wie ein Knäblein vor dem Stimmbruch.«
Polly spürte, wie sie errötete. Aber der junge Oliver wäre ebenfalls rot geworden. Es war ganz leicht, einen Jungen erröten zu lassen. Polly brachte das allein mit Starren fertig.
»Spielt keine Rolle«, sagte der Feldwebel. »Du setzt dein Kreuz unter dieses Dokument hier und küsst die Herzogin, und dann bist du mein Junge, verstanden? Ich bin Feldwebel Jackrum. Ich werde deine Mutter und dein Vater sein, und Korporal Strappi hier kannst du dir als eine Art großen Bruder vorstellen. Und das Leben wird jeden Tag Steak und Schinken sein, und wer dich wegbringen will, muss auch mich fortzerren, weil ich mich nämlich an deinem Kragen festhalte. Und du hast allen Grund zu der Annahme, dass niemand solche Massen bewegen kann, Herr Perks.« Ein dicker Daumen stieß aufs Papier herab. »Hier an dieser Stelle.«
Polly nahm die Feder und unterschrieb.
»Was ist das?«, fragte der Korporal.
»Meine Unterschrift«, sagte Polly.
Sie drehte sich um, als sie hörte, wie die Tür hinter ihr aufschwang. Mehrere junge Männer – sie korrigierte sich: mehrere
andere
junge Männer – kamen ins Wirtshaus und blickten sich vorsichtig um.
»Du kannst auch lesen und schreiben?«, fragte der Feldwebel, sah zu den Neuankömmlingen und dann wieder zu Polly. »Ja, tatsächlich. Und die Handschrift ist hübsch rund. Hast das Zeug zum Offizier. Gib ihm den Schilling, Korporal. Und natürlich auch das Bild.«
»Ja, Feldwebel«, erwiderte Korporal Strappi und hob ein gerahmtes Bild an einem Griff wie einen Spiegel. »Spitz die Lippen, Soldat Pimmel.«
»Ich heiße Perks, Herr«, sagte Polly.
»Ja, in Ordnung. Und nun küss die Herzogin.«
Es war keine gute Kopie des berühmten Bilds. Die Farben hinter dem Glas waren verblasst, und etwas, eine Art Moos oder so, wuchs an der Innenseite des gesprungenen Glases. Polly stellte einen kurzen Kontakt mit den Lippen her und hielt dabei den Atem an.
»Hier, nimm«, sagte Strappi und drückte ihr etwas in die Hand.
»Was ist das?«, fragte Polly und blickte auf ein kleines Quadrat aus Pappe hinab.
»Ein Schuldschein. Leider sind uns die Schillinge ausgegangen«, erklärte der Feldwebel, während der Korporal grinste. »Aber der Wirt spendiert dir ein Bier, im Namen der Herzogin.«
Er drehte den Kopf und sah die anderen an. »Nun, ein Unglück kommt
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