Weibliche Lust ohne Tabus
Einsatzmöglichkeiten sämtlicher Register sehr ansteckend auf den Partner. Es törnt ihn an. Eigentlich sollte das Beckenboden-Training zu einem alltäglichen Ritual werden wie das Zähneputzen. Denn das ist für eine gesunde, ausgefüllte Erotik viel wichtiger als akribisches Haarstyling oder ein perfektes Make-up.
Und es ist viel einfacher, als man denkt. Jede Frau kann dies jeden Tag in unterschiedlichsten Situationen für sich ganz allein üben und perfektionieren. Die erste Lektion ist, beim Gang zur Toilette den Urinstrahl immer wieder zu unterbrechen. Sehr gut ist es auch, das Schambein zum Nabel zu ziehen, fünf Sekunden halten, loslassen, wiederholen und dabei das Atmen nicht vergessen. Damit wird nicht nur der Beckenboden trainiert, sondern auch die Wirbelsäule aufgerichtet. Diese Übung sorgt für die Haltung einer Königin, für Grandezza mit Sex-Appeal! Wahrscheinlich hat schon Kleopatra so ihr tägliches »Work-out« bestritten.
Die verschiedenen Schichten des Beckenbodens kann man auch trainieren, indem man sich vorstellt, kleine Gegenstände wie beispielsweise Kirschkerne mit der Scheide nach oben zu transportieren. (Aber bitte nicht einführen, sondern sich nur vorstellen!) Wer schon ein Gefühl dafür bekommen hat und ein bisschen geübt ist, kann das quasi in jeder Lebenslage trainieren: Im Job am Computer, bei einem langweiligen Kaffeekränzchen, einem Dinner, das sich ewig hinzieht, oder abends vor dem Fernseher. Das Schöne ist: Es ist eine reine Privatsache, und niemand – außer Ihnen selbst – bemerkt etwas davon. Und trotzdem machen Sie sich mit solchen Beckenboden-Übungen fit fürs Liebesleben und fürs Alter. Denn auch, wenn’s niemand hören will: Es beugt einer Senkung der Gebärmutter und drohender Inkontinenz vor, hält die Klitoris straff und bewahrt den Genuss am Sex. Sie können natürlich auch jeden Tag joggen oder sich in der Mucki-Bude abrackern. Aber das hat eventuell nur mittelbar einen Effekt auf Ihr Liebesleben. Mit einer gut trainierten Beckenboden-Muskulatur können Sie nämlich beim Sex durch gezielte Kontraktionen den Lusteffekt für sich und den Partner ganz bewusst steigern. Wenn Sie dort am nächsten Tag einen Muskelkater haben, ist das ein gutes Zeichen. Gute Trainer empfehlen dann: Einfach entspannt weitermachen …!
Aus meiner Sprechstunde
1. Orgasmus muss nicht sein
Von einer 45-jährigen Patientin erfuhr ich, dass sie erst kürzlich zum ersten Mal mit ihrem Mann einen Orgasmus hatte, obwohl beide schon seit zehn Jahren verheiratet sind. Die Erfahrung war für sie zwar ganz wunderbar, aber sie hat mir glaubhaft versichert, dass sie auch in den Jahren zuvor keine sexuelle Erfüllung vermisst hatte. »Unsere erotische Erfüllung war nie von einem – so oder so gearteten – Höhepunkt abhängig«, sagte sie. Falls ein Orgasmus noch einmal käme, wäre es schön, aber nicht wesentlich für die Beziehung. Beide sind nach wie vor sehr glücklich zusammen, was bestätigt, dass dem hingebungsvollen Liebes-»Spiel« manchmal eine viel größere Bedeutung zukommt als dem unbedingten Bestreben, einen Orgasmus auslösen zu wollen. Für mich als Gynäkologin war das ein Zeichen dafür, dass keine Frau einen Orgasmus haben muss und trotzdem erfüllt sein kann.
2. »Spieltrieb« ist erlaubt
Eine 39-jährige Patientin bekannte, dass sie sich schämt, weil sie beim Sex mit ihrem Partner zusätzlich einen Vibrator für Klitoris und Scheide (abwechselnd mit dem Penis) braucht, um beim Sex zum Höhepunkt zu kommen. Das ist durchaus keine Seltenheit. Größer ist die Scheu, dem Partner das zu sagen, weil man ihm damit oft das Gefühl gibt, allein nicht »seinen Mann« stehen zu können. Wichtig ist, sich selbst (und ihn) von diesen Hemmungen freizumachen. Wenn der Partner offen ist und sich begehrt fühlt, findet er das unter Umständen sogar sehr erregend, und der Sex wird mit dem zusätzlichen »Spielzeug« vielleicht noch aufregender.
3. Der Beckenboden, ein unbekanntes Territorium
Ich bin als Gynäkologin immer wieder entsetzt darüber, dass viele Frauen nicht einmal wissen, wo und was ihr Beckenboden eigentlich ist, geschweige denn, wie sie sich seiner bewusst machen oder ihn aktivieren können. Darum empfehle ich das intensive Training der Beckenboden-Muskulatur Frauen jeden Alters und in jeder Situation. Einfache Übungen finden sich in diesem Kapitel, aber man kann auch Kugeln und Stimulationsgeräte zu Hilfe nehmen, um sich diese immens wichtige Körperregion
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