Weibliche Lust ohne Tabus
eigentliche Orgasmusphase . Im besten Fall löst das bei der Frau fünf Kontraktionen der Scheidenwand in einem Abstand von je 0,8 Sekunden aus. Beim Mann sind es in der Regel acht Kontraktionen, die länger auseinanderliegen. So viel zur Statistik. Abweichungen sind natürlich individuell verschieden. Anschließend folgt die Rückbildungsphase . Dabei senken sich Blutdruck, Puls und Atmung wieder, und man hat das Bedürfnis, sich aneinanderzukuscheln und zu schlafen.
Manchmal ist das aber auch durchaus einseitig. Denn während Männer nach dem Samenerguss meist in totenähnliche Schockstarre verfallen wie ein eingefangenes Meerschweinchen, fühlen sich viele Frauen nach dem Sex plötzlich putzmunter und theoretisch zu weiteren »Schandtaten« bereit. Wenn das so ist, gehören Sie wahrscheinlich zu den Frauen des sogenannten »Plateau-Typs«. Das heißt, bei Ihnen bleibt die Erregungskurve während und nach dem Orgasmus relativ konstant auf hohem Niveau. Ist der Höhepunkt erreicht, fällt die Lust nicht gleich wieder ab, sondern könnte schnell und leicht wieder entfacht werden (falls der Partner nicht schon in Tiefschlaf verfallen ist). Damit wären Sie prädestiniert für multiple Orgasmen, für die es dann oft sogar schon reicht, leicht und sinnlich berührt oder oral verwöhnt zu werden.
Bei Frauen des »Peak-Typs« steigert sich die Erregung bis zum Höhepunkt und fällt danach schlagartig ab. Ihr Intimbereich ist, sobald sie gekommen sind, häufig äußerst überreizt und extrem sensibel. Darum werden post-koitale Berührungen dann auch eher als unangenehm und sogar als schmerzhaft empfunden. In diesem Fall lieber erst ausruhen und abkühlen, bevor Sie sich wieder anheizen lassen.
Außerdem sollte man nie vergessen: Der Orgasmus ist kein Pflichtprogramm! Er wird oft zu Unrecht als höchstes Ziel des sexuellen Aktes betrachtet. Durch diesen selbstgemachten »Leistungsdruck«, der auch von Medien, Industrie und Gesellschaft geschürt wird, glauben Männer wie Frauen nämlich, dieses Ziel unbedingt erreichen zu müssen. Tatsächlich stören diese Bemühungen das Wesen des Liebes-»Spiels«, das aus natürlicher Neugier, sinnlichem Erlebnis, Kreativität und Hingabe besteht, zum Teil erheblich und sind in der Folge einer sexuellen Erfüllung sogar abträglich. Übrigens ist es durchaus opportun, einen Orgasmus vorzutäuschen. Laut Statistik tun 70 % der Frauen das regelmäßig – unter Einberechnung der Dunkelziffer sind es sogar 90 %. Und entgegen aller Macho-Behauptungen würden die wenigsten Männer das überhaupt bemerken.
Wie einfach und trotzdem überzeugend eine Frau ihrem Partner einen Orgasmus vortäuschen kann, zeigt Meg Ryan in der berühmten Filmszene aus Harry und Sally , die wohl jeder kennt. Vor den Augen aller Gäste eines Dinners kommt sie da anscheinend zu einem ekstatischen Höhepunkt, während sie ganz nebenbei unbeeindruckt ihr Sandwich mampft und alle anderen gebannt und mit offenem Mund dasitzen. Dass Frauen das tun, hat verschiedene Gründe. Zum einen den, dass – wie oben geschildert – ihre sexuelle Erfüllung oder der Fortpflanzungswunsch nicht zwangsläufig von einem Orgasmus abhängig ist, sie ihren Partner aber nicht als »Versager« dastehen lassen möchten. Manche fühlen sich durch die leistungsbetonten Bemühungen des Partners unter Druck gesetzt und möchten durch die Täuschung die Situation buchstäblich »entspannen« und den Geschlechtsakt auf subtile Weise zum Abschluss bringen.
Einige Frauen, die seltener oder bisher noch nie einen Orgasmus erlebt haben und sich dadurch minderwertig fühlen, haben diese sexuelle Notlüge als Routine perfektioniert, weil sie sie nicht in Erklärungsnöte bringt und jeglicher Rechtfertigungen enthebt. Denn: Wer will schon anschließend die leidige Frage hören: »Bist du denn eigentlich gekommen …?« Es gibt aber auch Frauen, die den vorgetäuschten Orgasmus einsetzen, um eine gerade empfundene Reizung auf diese Weise derart zu steigern und den Partner dadurch »bei der Stange« zu halten, dass sie selbst schließlich tatsächlich zum Höhepunkt kommen. Ein gelegentliches Vorspielen des Orgasmus kann so für manche Paare also durchaus auch eine Bereicherung sein.
Den perfekten Rhythmus finden: So geht’s leichter
Es gibt kein zuverlässiges Rezept, das jeder Frau einen gelungenen Orgasmus garantiert. Guten Sex muss sich jeder selber »backen«. Aber es gibt eine Reihe von »Zutaten« und Tipps, die den Weg zum Höhepunkt
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