Weibliche Lust ohne Tabus
von heute. So musste sich Schauspielerin Sienna Miller (»Hollywood-Cut« wahrscheinlich) für einige Nacktszenen in dem Film »Hippie Hippie Shake« nachträglich per Computertechnik mit genügend Schamhaaren ausstatten lassen, damit die Rolle authentisch wirkte. Auch die Videoinstallation »Hairy Monsters« des Wiener Medienkünstlers Gerald Zahn aus dem Jahr 2007 ist eine augenzwinkernde Hommage an die freie Liebe der 1960er- und 1970er-Jahre.
Ob Dschungeltrekking oder Wüstenexpedition: Die Geschich te zeigt, dass jede Form und Ausprägung der Schambehaarung ihre Berechtigung hat. Mal hat es kulturelle, mal religiöse, mal modische Beweggründe, wie man sich im Intimbereich präsentiert. Manchmal sind es auch Altersgründe. Denn während die Körperbehaarung in jungen Jahren die sexuelle Reife einläutet, kann das Auftauchen erster grauer Haare unter der Gürtellinie ein Schlag eben dorthin sein. Aber ob nun buschig belassen, zum Landestreifen frisiert oder grün gefärbt: Es wird nichts daran ändern, dass sich Männer und Frauen auch in Zukunft hoffentlich lustvoll »in den Haaren liegen« werden.
Spieltrieb: Dildos, Intimpiercings, Liebeskugeln & Co.
»Ein Spielzeug gibt zuerst Genuss durch seine Erscheinung, und dann Heiterkeit durch seinen Gebrauch«, sagte der Pädagoge Jean Paul Levana einmal. Ob er damit auch Sex-Toys meinte, ist zu bezweifeln. Tatsächlich ist der Markt an Spielzeugen für Erwachsene inzwischen riesengroß und ebenso stylisch wie abwechslungsreich sortiert. Längst muss man sie nicht mehr bis zur Unkenntlichkeit vermummt in schäbigen Sex-Shops ergattern, sondern kann sie in schicken Lifestylestores wie Modeschmuck, It-Bags oder sündhaft teure High-Heels erwerben und damit souverän zur Kasse schreiten. Trendige Farben, ausgesuchte Materialien und edles Design machen sie zu schicken Accessoires, die das Liebesleben bereichern. Spätestens seit dem Bestseller Shades of Grey machen immer mehr Männer und Frauen aus ihrem Schlafzimmer ein aufregendes »Spielzimmer«, das mit heißen Gadgets bestückt ist, die Sex noch aufregender machen und – allein oder zu zweit – für mehr Lustgewinn sorgen.
Die Zeiten, in denen Dildos und Vibratoren in auffälliger Phallusform aus gummiartigem Material und in kaum verlockenden Farben angeboten wurden, sind vorbei. Heute sind sie wie dekorative Schmuckstücke gestaltet, die sich auch prominente Frauen gerne als Halsschmuck umhängen oder neben Puderdose und Smartphone in ihrem Handtäschchen verstauen. Es gibt sie darum auch in Form von vibrierender Mascara oder Lippenstift. Für verspieltere Naturen sind sie als Häschen mit aufgeklebten Augen und langen Ohren oder als quietschbunte Plastikenten zu erstehen, geschmückt mit Strass und Federboa.
Manche dieser Vibratoren lassen sich sogar per Fernbedienung steuern, damit auch der Mann am weiblichen Vergnügen teilhaben kann. Statistisch gesehen besitzt jede sechste Frau über 18 in Deutschland einen Vibrator. Von den 35- bis 55-jährigen Frauen hat jede dritte solch ein Sexspielzeug (und wahrscheinlich auch andere) zuhause. Vermutlich ist die Zahl aber sehr viel höher. Es gibt eine Reihe von Frauen, die einen Dildo oder einen Vibrator auch beim Sex mit dem Partner als zusätzliche Stimulation einsetzen. Einige beschämt das bzw. es lässt sie fürchten, dass der Mann sich dadurch nicht »gut genug« fühlt. Das ist aber von Beziehung zu Beziehung unterschiedlich. Manchmal fühlt sich der Mann durch den Einsatz des mechanischen »partners in crime« auch freier und dem Leistungsdruck, bei ihr einen Orgasmus auslösen zu müssen, in gewisser Weise enthoben. Und das kann sich durchaus positiv auf den Lustgewinn von beiden auswirken.
Oft sind es aber auch alleinstehende Frauen, die sich mit einem Vibrator erotischen Genuss und Lustsehnsüchte erfüllen. Das entbindet sie von der Verpflichtung, sich – wie nach einem One-Night-Stand oder einer unerquicklichen Affäre – jemandem erklären zu müssen. Eine Freundin bekannte auch mal, dass sie sich einen Vibrator besorgt hat, weil sie es mit der Masturbation ansonsten nicht hinkriegen würde. Aufgewachsen in einer katholischen Mädchenschule, galt ihr als verpönt, sich selber »da unten« zu berühren. Aber das Bedürfnis nach erotischer Erfüllung blieb. Die einen versuchten es seinerzeit mit einem starken Wasserstrahl, die andern mit dem Einführen einer Karotte. Die eigenen Finger waren tabu. Darum ist die Erfindung des Vibrators unter anderem
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