Weibliche Lust ohne Tabus
sogar auf einen kompletten »Kahlschlag«. Ähnlich wie die Stylingtipps fürs Haupthaar auf den Beautyseiten der Lifestylemagazine gibt es längst eine Reihe von Stylingtipps für die schicksten Schamhaarfrisuren. Wer noch im Tal der Ahnungslosen lebt, wird beim Besuch eines angesagten Waxing-Studios eines Besseren belehrt. Da werden einem zunächst einmal illustre Frisurenbeispiele stilvoll präsentiert. Aber Achtung: Wir sind nicht in einem Haarstudio und auch nicht bei einem Promi-Coiffeur! Bei diesen Stylingtipps geht es um die Haartracht unter der Gürtellinie.
Der Klassiker ist das »Triangel«, bei dem das Schamhaar sorgfältig zu einem Dreieck zurechtgestutzt wird: Oben breit, unten spitz zulaufend. Quasi das erotische »Bermuda-Dreieck«, in dem schon so manche tapferen Männer versunken sind. Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bevorzugen 72 % der befragten Frauen aber auch individuelle Muster oder extravagante Formen. Besonders beliebt ist die sogenannte »Landebahn«, entweder in Form von zwei parallel verlaufenden Senkrechtstreifen (in der Mitte müssen die Haare das Rollfeld räumen) oder als einzelner schmaler Strip (einfacher zu stylen). Auch das Schamhaarstyling in Pfeilform ist so eine Art Wink mit dem Zaunpfahl. Dabei zeigt die Pfeilspitze natürlich nach unten. Man kann sich im Intimbereich auch einen »Schnauzer« als Querstreifen stehenlassen oder das Schamhaar in Form eines Buchstabens rasieren. Wenn es sich um den Anfangsbuchstaben seines Vornamens handelt, empfindet der Partner das, sobald das Höschen den Blick darauf freigibt, als intime Einladung. Bei wechselnden Liebhabern ist dabei allerdings Vorsicht geboten …! Denn eine Weile dauert es schon, bis das Schamhaar nachgewachsen ist und man alphabetische Korrekturen vornehmen kann.
Sehr romantisch ist ein Cut in Schmetterlingsform, der zum Flattern und Flittern auffordert und verspielt zum Nektar leitet. Einfacher, aber mindestens genauso romantisch ist es, das Schamhaar als Herz zu trimmen: ein versteckter Liebesbeweis, der entdeckt werden will. Besonders aufregend ist es, wenn man die Rasur als Vorspiel den Partner machen lässt. Wenn er die Klinge auf dem Venushügel ansetzt und es ein bisschen an den Haaren ziept, kann das extrem erregend sein. Und falls er etwas von seinem »Handwerk« versteht, wird er vielleicht trotzdem behaupten: »Oh, jetzt habe ich dich geschnitten«, und seine Lippen fest an die Schamlippen pressen, um zur vermeintlichen Blutstillung daran zu saugen.
Sehr verbreitet ist aber inzwischen auch der komplett haarlose Intimbereich. Da gibt es nichts mehr zu frisieren. Alles kommt weg. Nicht umsonst wird dieser Kahlschlag auch »Hollywood-Cut« genannt. Erstens, weil die Stars darauf schwören, zweitens aber vielleicht auch, weil das prüde Amerika mit der Scham über die gleichnamige Behaarung versucht, das Tierische im Menschen zu verneinen und auszumerzen. Da wird der Wald einfach gerodet, aber der Grand Canyon gehört ja schließlich auch zur Natur, oder?
Auf jeden Fall werden inzwischen weder Kosten noch Mühen gescheut, um die Schambehaarung möglichst stilvoll zu bändigen. Man kann die Härchen schneiden, trimmen, rasieren, depilieren, epilieren, wachsen oder sogar färben. Das Angebot an Elektrorasierern, Einwegklingen, Enthaarungscremes, Wachsstreifen und vieles andere ist riesengroß, und Studios mit Methoden wie Waxing oder Sugaring schießen wie Pilze aus dem Boden. Nicht umsonst ist aus dem Bedürfnis der Menschen, die Intimzone zu frisieren, inzwischen eine Milliardenindustrie geworden – mit »wachsenden« Umsätzen, die proportional zu der ja ständig verlässlich nachwachsenden Haarpracht steigen.
Je komplizierter die Ansprüche an die Spielarten der Schamhaarfrisur, desto empfehlenswerter ist es aber auch, sich entsprechende Dienstleistungen zu gönnen. Denn die Verletzungsgefahr beim Selbermachen ist nicht zu unterschätzen. Das Herumschnippeln und Trimmen mit der Nagelschere sollte man tunlichst vermeiden. Und beim Gebrauch von Einwegrasierern werden auch oft kleinste Erhebungen wie von Pigmentflecken blutig mit wegrasiert – von der Behandlung der sensiblen Schamlippen mal ganz abgesehen. Außerdem sieht eine »Depilatora«, wie man die Fachkraft in einem Waxing-Studio nennt, die Details sehr viel besser als man selbst mithilfe eines Spiegels.
Neuerdings wächst sich der Trend zur Intimfrisur auch auf die Männerwelt aus. Nigel Barley, ein britischer
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