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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Rücken.
    »Wir wollen nordwärts bis nach Portach an Caoil«, sagte sie, »und dort setzen wir ihn ab.«
    Beide machten sich zusammen auf den Weg, bis sie in Portach anlangten. Sie entdeckten ein Moorloch im Gehölz. In dies stellten sie die Leiche und bedeckten sie mit Wasser und Schlamm.
    »Nun komm heim, Seághan«, sagte die Mutter, und beide gingen. Als sie zu Hause beim Feuerherd anlangten, packte ihn die Mutter am Schopf und ergriff dazu die Feuerzange. So zerrte sie ihn durch das Haus.
    »Wenn du über dich und mich das Elend bringst, irgendeiner lebenden Seele zu erzählen, daß wir den Edelmann töteten, wie du es ausgeschwätzt hast, daß wir die Steine an uns nahmen – reiße ich dir die Seele mit der Feuerzange aus dem Leib!«
    »Wirklich und wahrhaftig, ich will es nicht tun!« rief Seághan. »Du hast es nicht mehr nötig, es mir zu sagen. Ich habe schon genug von der Zange und bin mürbe von dem Mann. Gib mir seinetwegen nicht noch mehr. Ich will ins Bett gehen.«
    Er tat es, und die alte Frau blieb am Herd sitzen. Als sie merkte, daß Seághan fest schlief, raffte sie sich auf und eilte hinaus ins Freie. Sie ging zu den Ziegen. Ihren Stock hatte sie bei sich. Sie nahm das Böckchen, schlug es tot, ergriff es an beiden Hörnern und warf es sich auf den Rücken. Dann ging sie fort und hielt nicht eher an, als bis sie bei dem Moorloch anlangte, in dem der vornehme Mann stak. Sie hob ihn aus dem Loch und steckte dafür das Böckchen hinein. Nachdem sie es gut bedeckt hatte, zog sie mit dem Toten ab und brachte ihn an anderer Stelle unter. Denn sie traute Seághan nicht und fürchtete, er könnte doch verraten, daß sie den Edelmann getötet hatte.
    Danach kehrte sie erleichtert heim und ging schlafen.
    Am andern Morgen ging sie selbst mit den Ziegen hinaus, ohne daß Seághan darum wußte. Als es dann etwas später am Tage war, befahl sie ihm, nach den Ziegen zu sehen. Seághan erklärte, ihm seien die Füße wund nach der letzten Nacht, sie sollte lieber selbst nachsehen. Sie griff wieder nach der Zange. Und da diese ihm nicht nahe kam, ohne ihm Entsetzen einzuflößen, lief er zur Tür hinaus, als er sie nur sah. Etwa zwei Felder von dem Hause entfernt bemerkte er eine Menge Männer, die durch die Gegend streiften. Er ging quer hinüber zu ihnen und stellte sich vor sie hin.
    »Saht ihr irgendwo meine kleinen Ziegen?« fragte er.
    »Nein«, antworteten sie. »Sahst du irgendwo unsern Herrn?«
    »Wohin ist er gegangen?« fragte er.
    »Das wissen wir nicht. Aber gestern morgen ging er auf Vogeljagd. Seitdem sahen wir ihn nicht wieder.«
    »Vielleicht ist er der vornehme Herr, den meine Mutter gestern tötete«, meinte Seaghan.
    »Wo tötete sie ihn?« fragten sie.
    »Drinnen im Hause.«
    »Wie denn?«
    »Durch einen Schlag mit dem Stock«, war die Antwort.
    »Warum tötete sie ihn?«
    »Weil wir hübsche Steinchen fanden, meine Mutter und ich«, erwiderte Seághan, »und er sie uns wegnehmen wollte.«
    »Ach sicher, das ist doch ein Narr«, sprach einer der Männer. »Glaubt ihm nichts von alledem, was er sagt!«
    »Glaubt’s nicht, wenn’s euch gefällt«, meinte Seághan. »Mir ist das recht.«
    »Warum denn?« fragte einer.
    »Weil mich meine Mutter töten würde, wenn ich’s erzählte, daß sie den Edelmann totschlug.«
    »Wo ist er nun?« fragte ein anderer.
    »Nordwärts, in Portach an Caoil, in ein elendes Loch gesteckt«, gab Seághan zurück. »Und ich bin mürbe und zerschlagen, seit ich ihn gestern abend nordwärts brachte.«
    »Zeig uns doch das Loch, Seághan«, sagte einer.
    »Bei meinem Wort, nein, das tu ich nicht«, sagte Seághan. »Dann bringt mich meine Mutter mit der Feuerzange um.«
    Einer der Männer zog drei rote Pennies aus der Tasche. »Soviel gebe ich dir, Seághan«, sagte er, »wenn du mir das Loch zeigst, in dem der Herr steckt.«
    Seághan hatte großes Verlangen, die Pennies zu besitzen, und war bereit, den Weg zu zeigen. Aber die Pennies sollte man ihm vorher geben. Er bekam sie auch. Dann lief er vor den Männern her, und alle folgten ihm, bis er vor dem Loche haltmachte.
    »Hier habt ihr’s!« sagte Seághan und zeigte auf das Loch. Sie hatten gar nicht Lust, den vornehmen Mann aus dem Schlamm zu heben, und fürchteten auch, Seághan hielt sie zum Narren.
    »Steige du hinab, Seághan«, meinte einer, »und zieh ihn uns heraus.«
    »Auf mein Wort, nein!« sprach Seághan. »Denn das war nicht unser Handel, sondern nur, daß ich euch die Stelle zeigen sollte. Und

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