Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)
nun zieht ihn euch selbst heraus, oder laßt ihn drin!«
Der Mann, der Seághan drei Pennies gegeben hatte, zog drei andere Pennies hervor und zeigte sie ihm. »Soviel geb ich dir, Seághan, wenn du ihn herausholst.«
Der sprang hoch vor Freuden, als er das Geld sah. »Zuerst das Geld!« sagte er. Der Mann gab es ihm, und Seághan sprang ins Loch. Gebückt begann er mit den Händen zu wühlen. Das erste, auf das er stieß, waren die Hörner des Böckchens, und er hob den Kopf: »Hatte euer Herr Hörner?« fragte er.
»Ich hab’s ja gewußt«, sagte einer der Männer, »daß Seaghan zu schlau für euch war.«
»Suche besser, Seághan!« meinte ein anderer. Er gehorchte. Das zweite, was er fand, war der Ziegenbart des Böckchens. Seághan hob den Kopf und sah die Männer an: »Hatte euer Herr einen Ziegenbart?« fragte er.
»Laß du nun bald dein dreistes Hin- und Herfragen mit uns«, fuhr ihn der Mann an, der ihm das Geld gegeben hatte. »Zieh ihn zu uns herauf!« Seághan packte Hörner und Bart des Ziegenbockes, zog ihn mit einem Ruck herauf und warf ihn den Leuten auf den Sand.
»Da habt ihr ihn!« sagte Seaghan. »Und ihr habt nicht mehr viel von ihm.«
»Meiner Treu! Das ist nicht unser Herr!« rief der Mann, der Seághan Geld gegeben hatte, als er erkannte, was dieser aus dem Loche warf.
»Mir ist’s gleich, verdammt noch mal, wer das ist oder nicht ist!« sagte Seághan. »Ich will ihn aber nicht länger suchen.« Damit sprang er aus dem Loch und blickte auf das, was er soeben herausgeworfen hatte. Er erkannte sein eigenes Böckchen, rang die Hände und begann zu wehklagen: »Mag der Teufel euren Herrn holen!« rief er aus. »Es war böse von ihm, daß er kam und mein Böckchen tötete und es dann an seiner Stelle ins Loch warf.« Er weinte sich satt über sein Böckchen, während alle die Männer, über sich selbst ärgerlich, davongingen und den Jammernden zurückließen.
Ein Weilchen später nahm Seághan sein Böckchen auf den Rücken und kehrte weinend zu seiner Mutter heim.
»Sieh nur, Mutter«, begann er, »was der Edelmann gestern abend tat. Er mordete unser Böckchen und warf’s an seiner Stelle ins Loch.«
»Aber was für ein Unglück?« fragte die Mutter. »Und Seághan«, fügte sie bei sich selbst hinzu, »dir will ich auch nie mehr trauen!« Dann gab sie ihm drei rote Pennies und sagte, er solle gehen und nicht mehr zu ihr wiederkommen. Darüber weinte er heftig. Er wollte nicht fort und wollte auch nie mehr andern Leuten sagen, was sie ihm zu sagen verbot. Es fiel ihm nicht ein, ihr zu gehorchen und zu gehen, bis sie schließlich zur Feuerzange griff und ihm damit einen Hieb über seine Schenkel versetzte, mit dem Befehl, sich schleunigst auf die Beine zu machen und ihr für immer aus dem Wege und aus den Augen zu gehen.
Da mußte der arme Seághan gehen. Eine ganze Woche lang reichten die Geldstücke aus, die er besaß, um sich damit etwas zu essen zu kaufen, ohne daß er bei jemand zu betteln brauchte. Er ging immer geradeaus den Weg, ohne zu wissen, wohin in aller Welt. Schließlich traf er einen Farmer, der zwölf Kühe hütete und ein kleines Lämmchen. Der Farmer grüßte Seághan, und er grüßte auch.
»Was für einer bist du?« fragte der Farmer.
»Ein Mensch wie ein anderer«, gab Seághan zur Antwort. »Oder siehst du etwas Absonderliches an mir?«
»Ich sehe gar nichts«, meinte der Farmer. »Aber wissen möchte ich, ob du ein Knecht bist, der einen Herrn sucht, oder ein Herr, der einen Knecht sucht.«
»Ich habe keine Arbeit für Knechte«, sagte Seághan.
»Hättest du Arbeit für einen Herrn?« fragte der Farmer.
»Ja«, antwortete Seághan, »wenn ich genug von ihm zu essen kriege.«
»Was möchtest du denn essen?«
»Etwas Hafermehl zu jeder Mahlzeit«, sprach Seághan.
»Und wie viele Mahlzeiten am Tage?« fragte der Farmer.
»Zwei«, war Seághans Antwort.
»Die sollst du haben«, sprach der Farmer.
»Was habe ich zu tun«, fragte Seághan, »wenn ich mich bei dir als Knecht verpflichte?«
»Hier, diese zwölf Kühe sind zu weiden und das kleine Lämmchen.«
»Das will ich gut besorgen«, sprach Seághan, »wenn ich einen Stock von dir bekomme.«
»Der ist leicht zu haben«, sagte der Farmer. »Wie heißt du?«
»Meine Mutter daheim nannte mich Seághan.«
»So. Dann komm mit, Seághan, wo nun die Sache abgemacht ist«, sprach der Farmer, und die beiden gingen miteinander zum Haus des Farmers.
»Was hast du da für einen Menschen?« fragte ihn
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