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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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einzuhauen versuchte. Mit einem zweiten Sprung näherte er sich dem Riesen wieder und schlug mit dem Stock auf ihn ein, ehe der andere Zeit hatte, nochmals auf ihn loszugehen. Seághan warf ihn nieder.
    »So«, meinte er, »von all der Prahlerei, die lange in dir steckte, bist du doch hübsch zahm, und jetzt will ich dir, wie mir’s gefällt, die Köpfe abhauen.«
    »Beraube mich nicht meiner Köpfe und meiner Lebenskraft«, bat der Riese. »Ich will dir auch mein schlankes braunes Pferd geben und die Waffenrüstung mit Rock und die Zaubergerte, die hier in meinem Ohrloch steckt.«
    »Gib mir die Zaubergerte!« befahl Seághan, und er tat es.
    »Was kann die zaubern?« fragte er.
    »Wenn dir Waffenrüstung und Rock abhanden gekommen sind«, sagte der Riese, »kann sie dir die Gegenstände wieder herbeizaubern, sobald du dich mit dem Zauberstab selbst berührst.«
    »Deine Zaubergerte sowie deine Köpfe sind mein!« und sofort schlug Seághan mit einem Hiebe seines Stocks auf die drei Köpfe und Hälse des Riesen und trennte sie ab. Dann zog er eine Weißdornrute durch die Backen der drei Köpfe und hing sie oben auf einen Baumast. Darauf ging er zu seinen Kühen und trieb sie aus dem Walde. Denn er fürchtete, daß sie zuviel Gras gefressen hatten. Der Graswuchs war nämlich sehr üppig. Er brachte sie heim, denn sie waren sonst in Gefahr zu platzen. Der Herr kam nach Hause und fragte ihn, ob er noch alle Kühe beisammen hätte. Er sagte: »Ja.«
    »Du bist ein guter Kuhhirt!« meinte der Farmer.
    »Nein«, sagte Seághan, »denn ich habe Hunger. Gib mir mein Abendbrot.«
    Der Herr gab es ihm, und Seághan ging schlafen.
    Als Seághan am andern Morgen die Kühe hinaustrieb, sagte der Farmer, er müßte auch heute zum König. Er hoffe, daß Seághan gut auf die Kühe aufpaßte.
    »Oh, hab keine Angst, was die Kühe betrifft«, gab Seághan zur Antwort und zog mit dem Vieh ab. Sobald er merkte, sein Herr war fort, trieb er die Herde wieder in den Wald. Nicht lange, so vernahm er wieder das Poltern und Krachen abgebrochener Bäume. Sie wurden niedergerissen von dem Riesen mit fünf Hörnern auf fünf Köpfen, die ihm auf fünf fetten, langen Hälsen am Leibe saßen. Er kam auf Seághan zu.
    »Warst du gestern hier, du häßliches, kleines Ungeheuer?« fragte der Riese. »Und hast du meinen kleinen Bruder getötet? Er war nach draußen gesetzt, um den Obstgarten zu sehen, und fiel aus Mangel an Kraft aus seiner Wiege.«
    »Ihr hattet ein niedliches Wiegenkind«, sagte Seághan. »Wie alt war er denn?«
    »Nur erst dreihundert Jahre«, antwortete der Riese.
    »Na, wie alt bist du denn?« fragte Seághan.
    »Fünfhundert Jahre.«
    »Da bist du alt genug zum Sterben«, meinte Seághan.
    »Wahrhaftig, ich will dich erst töten«, gab der Riese zurück.
    »Hüte dich!« sagte Seághan. »Der von gestern machte ebensoviel Lärm.«
    »Laß du dein neckisches Plaudern mit mir«, rief der Riese. »Sage lieber, was du willst, ein hartes Ringen oder ein gründliches, tüchtiges Rippenstechen mit den scharfen blauen Schwertern?«
    »Mir ist mein Stock das liebste«, sagte Seághan.
    »Gut! Nimm den!« Und der Riese machte sich an Seághan heran mit seinem Schwerte. Doch der fing im rechten Moment den Hieb mit dem Stock auf. Der Riese versuchte nochmals auf ihn einzuhauen, und zwar auf seine Beine. Das brachte Seághan die Feuerzange in Erinnerung. Er flüchtete vor dem Riesen und lief durch den Wald. Nichts in der Welt nämlich versetzte ihn dermaßen in Schrecken, als wenn es jemand auf seine Schenkel abgesehen hatte wie seine Mutter. Bald hatte ihn der Riese mit großem Geschrei eingeholt. Als Seághan glaubte, der Riese war nahe herangekommen, drehte er sich plötzlich um und schlug mit einem Hieb auf ihn zurück, um sich selbst zu schützen. Er warf den Riesen zu Boden. Als er ihn dort liegen hatte, wandte er sich zu ihm und wurde sehr mutig. Er lief und sprang über den Boden weg, hieb ein zweites Mal auf den Riesen und streckte ihn völlig nieder.
    »Köpfe ab – du abscheulicher Kämpe«, rief Seághan.
    »Tu’s doch nicht«, bat der Riese. »Raube mir nicht die Köpfe und das Leben. Ich will auch ewig dein Diener sein. Und ich schenke dir mein rotohriges braunes Pferd, das dich heil aus jedem Kampfe trägt, und meine Waffenrüstung und Gewandung obendrein.«
    »Wo hast du das?« fragte Seághan.
    »Dahinten in meinem Stall.«
    »Sie und deine Köpfe sollen mein sein!« Und damit schlug Seághan auf ihn los und hieb ihm

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