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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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seine Frau.
    »Einen Kuhhirten«, war die Antwort.
    »Da hast du aber einen sauberen«, meinte sie.
    »Ich bin gerade so sauber wie du«, sagte Seághan, »und laß dir das gleich sein, wie ich bin, wenn ich für dich arbeite. Aber gib mir etwas zu essen, ich habe Hunger.« Sie tat, als bemerkte sie ihn gar nicht.
    »Siehst du mich, Frau?« fragte Seághan. Sie gab keine Antwort, sondern ging durchs Haus, ihrer Arbeit nach.
    »Krieg ich was zu essen, Herr?« fragte Seághan.
    »Du sollst dein Essen haben«, sagte der Farmer und ging, um ihm etwas Hafermehl zu geben. Seághan aß es trocken auf. Dann eilte er hinaus, und sein Herr folgte ihm.
    »Gib mir einen Stock«, sagte Seághan.
    Der Farmer ging ins Haus zurück und brachte zwei oder drei Stöcke heraus. »Da, Seághan!« sagte er. »Wähle dir einen davon!« Seághan nahm den, der ihm am besten in die Hand paßte, und schüttelte ihn. Er brach gleich in Stücke. »Es taugt keiner davon recht was!« meinte Seághan. Der Herr ging zum zweitenmal ins Haus und brachte eine Axt an. »Da!« sagte er. »Geh und schneide dir selbst einen Stock, wie er dir gefällt.«
    »Nein«, sagte Seághan, »sondern geh zur Schmiede und mach mir einen Stock.«
    »Was für einen?« fragte der Herr.
    »Einen Eisenstab von sechs Fuß Länge«, gab Seághan ihm an, »und der Stock soll vierzehn Pfund Stahl schwer sein.«
    Der Herr ging fort, ließ einen solchen Stab machen und gab ihn am Abend Seághan. Der ergriff und schüttelte ihn. »Mir scheint’s, der wird seine Arbeit schaffen«, sprach er.
    Als Seághannun am nächsten Morgen aufstand, sagte ihm sein Herr, er sollte einen Korb Torf hereinholen. Er aber antwortete, er wäre zu keiner anderen Arbeit da als zum Kuhhüten, »und«, fügte er hinzu, »mein Abendbrot war mir gestern nacht nicht eben freundlich gewährt.«
    Als Seághan gefrühstückt hatte, sagte sein Herr: »Nun komm, Seághan, daß ich dir zeige, wohin du die Kühe führen sollst.« Sie schritten beide hinaus. Seághan vergaß nicht seinen Stock. Der Herr zeigte ihm dann den Weideplatz der Kühe. »Und nun, Seághan«, sagte er, »will ich dir noch eins sagen: Laß keine Kuh dort hinten in den Wald hinein. Denn tust du das, kriegst du sie nicht mehr wieder und ich ebensowenig wie du.«
    »Was gibt’s dort im Walde, das sie mir nehmen könnte?« fragte Seághan.
    »Drei Riesen«, gab der Farmer zur Antwort, »und jede Kuh, die in den Wald läuft, behalten sie. Zwanzig Kühe habe ich innerhalb eines Jahres verloren, und du kannst mir glauben, daß mich dies sehr geschädigt hat.«
    »Sicher«, meinte Seághan.
    Er ging nun mit den Kühen bis an den Wald und betrachtete ihn genau, auch die Umzäunung. An dem Tag ließ er keine Kuh ins Gehölz hinein, sondern brachte alle heim, ohne daß eine fehlte. Der Farmer war ihm sehr dankbar, daß er das Vieh so gut gehütet hatte. Er gab ihm dann sein Abendbrot.
    Am nächsten Morgen ging Seághan wieder aus mit den Kühen. Sein Herr folgte ihm. »Hör«, sagte er, »hier nahebei ist der Königspalast. Ich bekam Botschaft, mich heute dorthin zu begeben. Nun komm du mir mit keiner Entschuldigung, wenn heute abend nicht alle Kühe da sind!«
    »Keine Angst!« sprach Seághan. »Ich bring sie dir allesamt wohlbehalten wieder.«
    Der Herr ließ ihn allein zurück, und Seághan ging mit den Kühen bis an den Wald. Da er nun wußte, sein Herr war tagsüber nicht zu Hause, öffnete er ein Gatter in der Umzäunung zum Walde und ließ alle Kühe hinein. Als er kurze Zeit mit ihnen darinnen war, hörte er am Waldboden ein Geräusch, Gedröhn und Gepolter näherte sich. Es krachte im trockenen Gehölz von dem großen Riesen mit den drei Hörnern auf drei Köpfen, die auf drei langen, fetten Hälsen auf einem Körper saßen.
    »Verwünschter Wicht, du abscheulicher«, sagte der Riese, »was brachte dich her in meinen Obstgarten? Wie soll ich dir dafür heimzahlen?«
    »Auf mein Wort«, erwiderte Seághan, »die Weise, wie du mir heimzahlst, ist wohl die, daß ich’s dir heimzahle.«
    »Je nun, da du so hoffnungsvoll bist«, meinte der Riese, »will ich dir das Heldenrecht lassen. Was ziehst du vor, ein hartes, wildes Ringen oder ein gründliches, tüchtiges Rippenstechen?«
    »Ich mag keins von beiden lieber.«
    »Ja, was denn?« fragte der Riese.
    »Mir ist mein Stock das liebste«, meinte Seághan.
    »Nun denn, schön«, sprach der Riese und machte sich mit seinem Schwert an Seághan heran. Dieser sprang beiseite, als er auf ihn

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