Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)
dir schon selbst weiterhelfen.«
Als nun am andern Tag der Mann mit seinem Pferd zu dem Bären in den Wald kam, hörte man es bald oben auf dem Berg jauchzen.
»Horch! Was ist das?« fragte der Bär.
»Oh, das ist Peter, der Schütz, der beste Jäger im ganzen Land«, sagte der Mann, »ich erkenne ihn an der Stimme.«
»Hast du keinen Bären hier gesehen, Erich?« rief es durch den Wald.
»Sag nein«, sagte der Bär.
»Nein, ich habe keinen Bären gesehen«, sagte Erich.
»Was ist denn das, was da neben dir steht?« rief es im Walde.
»Sag, es ist ein alter Kienstamm«, flüsterte der Bär.
»Oh, es ist nur ein alter Kienstamm«, sagte Erich.
»Solche Kienstämme pflegen wir bei uns auf den Schlitten zu werfen«, rief es im Walde. »Kannst du’s nicht allein, so will ich kommen und dir helfen.«
»Sag, du kannst dir schon selbst helfen und wirf mich auf den Schlitten«, sagte der Bär.
»Nein, danke! Ich kann mir schon selbst helfen«, sagte der Mann und warf den Bären auf den Schlitten.
»Solche Kienstämme pflegen wir nachher mit dem Strick festzubinden«, rief es im Walde. »Soll ich dir helfen?«
»Sag, du kannst dir schon selbst helfen und binde mich fest«, sagte der Bär.
»Nein, danke! Ich kann mir schon selbst helfen«, sagte der Mann und band den Bären fest mit all den Stricken, die er bei sich hatte, so daß er kein Glied rühren konnte.
»Und nachher, wenn wir sie festgebunden haben, pflegen wir in solche alte Kienstämme unsere Axt zu hauen«, rief’s im Walde, »dann steuern wir besser über die großen Berge.«
»Tu, als ob du deine Axt in mich hautest«, flüsterte der Bär.
Da nahm der Mann seine Axt und zerspaltete damit dem Bären die Hirnschale, so daß er nicht mehr muckte. Darauf kam Reineke hervor, und sie wurden gute Freunde miteinander.
Als sie nicht mehr weit von dem Gehöft waren, sagte der Fuchs: »Ich habe keine Lust, dir weiter zu folgen, denn ich kann deine Hunde nicht gut vertragen; ich will aber hier auf dich warten, dann kannst du mir den Bock herbringen; nimm aber einen, der schön fett ist.«
Der Mann gab ihm sein Versprechen und dankte ihm für seine Hilfe; und als er sein Pferd in den Stall gezogen hatte, ging er hinüber zu dem Schafstall.
»Wo willst du hin?« fragte seine Frau.
»Oh, ich will nur in den Schafstall und einen fetten Bock für den Fuchs holen, der mein Pferd gerettet hat«, sagte der Mann, »denn ich hab es ihm versprochen.«
»Der Henker sollte dem Schelm einen Bock geben!« sagte die Frau. »Unser Pferd haben wir ja und den Bären dazu, und der Fuchs hat uns gewiß schon mehr Gänse gestohlen als der Bock wert ist, und hat er’s noch nicht getan, so kann er’s wohl noch tun. Nein«, sagte sie, »steck lieber ein paar von deinen bösesten Hunden in den Sack und schick ihm die auf den Pelz, dann werden wir den alten Schelm vielleicht dazu los.«
Das schien dem Mann ein guter Rat, und er steckte zwei seiner bösesten Hunde in den Sack, und damit ging er fort.
»Hast du den Bock?« fragte der Fuchs.
»Ja, komm und nimm ihn!« sagte der Mann, machte seinen Sack auf und ließ die Hunde heraus.
»Houf!« sagte der Fuchs und nahm einen Satz. »Es ist wohl wahr, was ein altes Sprichwort sagt: ›Wohl getan wird schlecht gelohnt‹«, und schwang die Fersen, während die Hunde hinter ihm drein waren.
Vom Christkind
(Anne Ritter)
Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,
mit rotgefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh,
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.
Was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack –
denkt ihr, er wäre offen, der Sack?
Zugebunden, bis oben hin!
Doch war gewiss etwas Schönes drin!
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!
Warm und kalt aus einem Mund
(Ingnaz Zingerle)
E s war einmal ein Mann, der schlug tief im Walde Holz. Zu diesem kam ein Waldmännlein, das gar freundlich zu ihm sprach. Es war aber sehr kalt, denn es war mitten im Winter, und den Mann, der Holz hackte, fror es sehr an seinen Händen. Oft legte er die Axt beiseite und hauchte in die hohlen Hände, um sie dadurch zu erwärmen. Das Waldmännlein sah dies und fragte ihn, was das zu bedeuten habe. Der Holzfäller erklärte ihm, daß er durch den Hauch seines Mundes seine erfrorenen Hände erwärmen wolle. Das Männlein glaubte es und war mit der Antwort zufrieden.
Da kam endlich die Mittagszeit, und der Holzfäller machte
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