Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
Vom Netzwerk:
erkannten den Zwerg. »Was hast du vor?« fragte Rosenrot. »Seht ihr’s denn nicht? der verwünschte Fisch zieht mich ins Wasser.« Der Kleine hatte geangelt und der Wind seinen Bart mit der Angelschnur verflochten, nun hatte unglücklicherweise ein großer Fisch angebissen, und der Zwerg war nicht mächtig genug, ihn herauszuziehen, sondern der Fisch behielt die Oberhand und zog den Zwerg zu sich. Zwar hielt sich dieser an allen Halmen und Binsen fest, aber es half nicht, er mußte dem Fisch folgen und einen Sprung nach dem andern machen. Die guten Kinder kamen noch zu rechter Zeit und hielten den Kleinen fest; denn ein wenig später, so lag er im Wasser und es war um ihn geschehen. Sie versuchten den Bart von der Angelschnur freizumachen, aber es war nicht möglich, so sehr waren beide ineinander verwirrt. Es blieb nichts anderes übrig, als daß sie die Schere wieder hervorholten und den Bart abschnitten, dabei ging aber ein kleiner Teil dessen verloren. Als der Zwerg das sah, schrie er sie an: »Ihr Lorche, ist das Manier, einem das Gesicht zu schänden, erst habt ihr mir den Bart unten abgestutzt, jetzt schneidet ihr den schönsten Teil davon weg; ich darf mich ja vor den Meinigen nicht mehr sehen lassen! so wollt’ ich, daß ihr laufen müßtet und die Schuhsohlen verloren hättet!« Dann griff er nach einem Sack Perlen, der da im Schilfe lag, und stillschweigens, ohne weiter ein Wort zu sagen, schleppte er ihn fort und verschwand unter einem Stein.
    Abermals, nicht lange darnach, schickte die Mutter die beiden Kinder nach der Stadt, sie sollten Zwirn und Nadeln, Schnüre und Bänder einkaufen. Als sie auf einer Heide anlangten, auf der hier und da große Felsenstücke lagen, sahen sie einen großen Vogel in der Luft, der langsam in Kreisen über ihnen sich schwang, und immer tiefer senkte, bis er endlich nicht weit bei einem Felsen niederstieß. Gleich darauf hörten sie ein erbärmliches Geschrei. Sie liefen herzu und sahen mit Erstaunen, daß der Adler den wohlbekannten Zwerg gehackt hatte, welcher eben aus einer Öffnung im Stein hervorgestiegen war, und daß er ihn forttragen wollte. Die mitleidigen Kinder packten gleich das Männchen fest und zerrten sich so lange mit dem Adler herum, bis er seine Beute mußte fahren lassen. Als der Zwerg sich vom ersten Schrecken erholt hatte, sprach er: »Konntet ihr mich nicht säuberlicher angreifen, gerissen habt ihr an meinem Röckchen, daß es an mehr als einer Stelle Löcher bekommen hat, zu täppiges Gesindel!« Dann nahm er einen Sack mit Edelsteinen und schlüpfte wieder in seine Höhle. Die Mädchen waren an seinen Undank schon gewöhnt, setzten ihren Weg fort und verrichteten ihr Geschäft in der Stadt. Als sie beim Heimweg wieder auf die Heide kamen, überraschten sie den Zwerg, der wohl gedacht hatte, so spät würde niemand mehr des Weges gehen. Er hatte sich ein reinliches Plätzchen ausgesucht und seinen Sack mit Edelsteinen ausgeschüttet. Da lagen sie ringsherum, und weil die Abendsonne drüber hin schien, schimmerten sie so prächtig in allen Farben, blau, rot, grün und gelb, daß die Kinder stehenblieben und sie betrachteten. »Was steht ihr da und habt Maulaffen feil!« schrie der Zwerg ärgerlich und wollte sie weiter ausschelten, als er etwas brummen hörte und in dem Augenblick auch ein Bär aus dem Wald dahertrabte. Erschrocken sprang er auf und wollte entfliehen, aber er konnte nicht mehr zu seinem Schlupfwinkel gelangen, der Bär war zu nah. Da rief er in Herzensangst: »Lieber Herr Bär, verschont mich, und ich will Euch alle meine Schätze geben, alle die Edelsteine, die da liegen; was habt Ihr an mir armen, kleinen Kerl, Ihr spürt mich nicht in den Zähnen, aber die beiden Mädchen da, das ist ein zarter Bissen, fett wie junge Wachteln! die freßt in Gottes Namen!« Der Bär kümmerte sich um seine Worte nicht und gab dem boshaften Geschöpf einen einzigen Schlag mit der Tatze, und es regte sich nicht mehr.
    Die Mädchen waren fortgesprungen, aber der Bär rief ihnen nach: »Schneeweißchen! Rosenrot! fürchtet euch nicht, bleibt stehen und wartet, ich will mit euch gehen.« Sie erkannten die Stimme ihres alten Freundes und blieben stehen, da lief er herzu, und als er bei ihnen war, fiel die Bärenhaut von ihm ab, und ein prächtiger, ganz in Gold gekleideter Königssohn stand vor ihnen und erzählte, er sei verwünscht worden und erst durch den Tod des bösen Zwergs erlöst. Und Schneeweißchen ward seine Gemahlin und Rosenrot mit dem

Weitere Kostenlose Bücher