Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)
Bruder des Königs vermählt und war ebenso reich; denn sie erhielt das Gold, die Perlen und Edelsteine, die der Zwerg in seiner Höhle zusammengetragen hatte. Und die alte Mutter lebte ganz glückselig bei ihnen, und die zwei Rosenbäumchen hatte sie mitgenommen, und sie standen vor ihrem Fenster und trugen jedes Jahr die schönsten Rosen, weiß und rot.
Advent
(Rainer Maria Rilke)
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Vom großen Ziegenbock
(Carl und Theodor Colshorn)
A n einem Winterabend saßen im Krug zu Hüpede vier Männer. Unter ihnen war einer, Grüne mit Namen, welcher in Gestorf wohnte und diesen Abend noch dorthin zurück mußte. Sie waren aber sehr betrunken und dachten an nichts, als plötzlich die Glocke zwölf schlug, und der Wirt Feierabend ansagte. Nun taumelten sie hinaus, und die drei Hüpeder rieten dem Gestorfer, nicht mehr nach Hause zu gehen, denn es sei nicht geheuer auf dem Wege. Er jedoch erwiderte: »Ich muß noch nach Gestorf, und sollte ich auf einem Ziegenbock hinreiten!« Jene nahmen Abschied, und er machte sich auf den Weg. Als er ein wenig gegangen war, kam er an einen alten Zaun, und an dem Zaune stand ein Ziegenbock, der war so groß wie ein Ochs, hatte einen entsetzlichen feurigen Bart und ganz ungeheure Hörner. Grüne war plötzlich nüchtern vor Schreck, und der Ziegenbock hockte ihn auf, lief mit ihm fort und lief so rasch, daß dem Reiter fast der Atem ausging. Doch anfänglich war’s noch einigermaßen zu ertragen. Bald aber kamen sie in den Wald, und der Ziegenbock sprang immer mitten durch die dicksten Büsche, so daß Grüne gar arg zerrissen und an den Kleidern zerfetzt wurde. Er versuchte auch oft, sich an einem Strauche zu halten. Doch alle Mühe, vom Bock auf den Boden zu gelangen, war vergebens.
In kurzer Zeit hatten sie den Weg nach Gestorf zurückgelegt und waren bei Grünes Haus angelangt. Der Ziegenbock warf den ohnmächtigen Reitersmann in den Schuppen und war verschwunden. Der Reiter lag da eine halbe Stunde lang ohne Bewußtsein. Schließlich hörte seine Frau ihn ächzen und stöhnen und führte ihn ins Haus. Seitdem erscheint der große Ziegenbock jede Nacht um zwölf Uhr in Hüpede. Manchmal sitzt auch jemand darauf. In der letzten Zeit hat er sich seltener sehen lassen.
Der Stern
(Wilhelm Busch)
Hätt einer auch fast mehr Verstand
als die drei Weisen aus Morgenland
und ließe sich dünken, er wär wohl nie,
dem Sternlein nachgereist wie sie;
dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
seine Lichtlein wonniglich scheinen läßt,
fällt auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es merken oder nicht,
ein freundlicher Strahl:
Des Wundersternes von dazumal.
Wohl getan und schlecht gelohnt
(Peter Christen Asbjørnsen)
E s war einmal ein Mann, der fuhr mit einem Schlitten in den Wald und wollte sich Holz holen; da begegnete ihm der Bär. »Gib mir dein Pferd, oder sonst zerreiß ich alle deine Schafe diesen Sommer«, sagte der Bär.
»Ach, Gott steh mir bei!« sagte der Mann. »Ich habe kein Stück Brennholz mehr im Hause; laß mich bloß erst diesen Schlitten heimfahren, denn sonst müssen wir alle totfrieren; morgen will ich mit dem Pferd wiederkommen.« Na, der Bär ließ ihn denn auch fahren; wenn er aber nicht wiederkäme, sagte er, dann sollt’s kaputtgehen mit all seinen Schafen im Sommer.
Der Mann fuhr nun mit seinem Holz nach Hause; aber er war nicht sehr vergnügt über den Zeitdruck, wie man sich wohl denken kann. Unterwegs begegnete ihm der Fuchs.
»Warum bist du so betrübt?« fragte der Fuchs ihn.
»Ach, mir ist der Bär im Wald begegnet«, sagte der Mann, »und ich hab ihm versprechen müssen, ihm morgen um diese Zeit mein Pferd zu bringen, sonst wollte er alle meine Schafe diesen Sommer zerreißen, sagte er.«
»Nichts weiter als das?« fragte der Fuchs. »Willst du mir den fettesten Bock aus deinem Stall geben, so will ich dich von dem Bären befreien.«
Ja, das wollte der Mann gern und gab dem Fuchs sein Wort.
»Wenn du nun morgen mit deinem Pferd zu dem Bären kommst«, sagte der Fuchs, »so werde ich dort oben auf dem Berg jauchzen, und wenn dann der Bär dich fragt: ›Was ist das?‹, dann sagst du: ›Das ist Peter, der Schütz, der beste Jäger im ganzen Land‹, und nachher wirst du
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