Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)
steckt die vielen Lichter an,
flog himmelwärts und schaute wieder
von dort auf euren Jubel nieder.
O Weihnachtszeit, du schöne Zeit,
so überreich an Lust und Freud’!
Hör doch der Kinder Wünsche an
und komme bald, recht bald heran,
und schick’ uns doch, wir bitten sehr,
mit vollem Sack den Ruprecht her.
Wir fürchten seine Rute nicht
wir taten allzeit unsre Pflicht.
Drum schick uns auch den Engel gleich,
mit seinem Baum, an Gaben reich.
O Weihnachtszeit, du schöne Zeit,
worauf die ganze Welt sich freut.
Caoilte Cosfhada
(Irisches Volksmärchen)
I n alten Zeiten lebte einmal ein Ehepaar, und zwar in Gráin-leathan, nahe Bailean-Locha in der Grafschaft Roscommon. Sie waren schon über zwanzig Jahre verheiratet und hatten keine Kinder.
Eines Morgens ging Diarmuid – so hieß der Mann – aufs Feld, um zu versuchen, einen Hasen zu erwischen. Es war eine Menge Schnee gefallen, und der Nebel hing so dick, daß man auf eine halbe Rute nichts erkennen konnte. Diarmuid kannte sich auf jedem Zollbreit Boden gut aus, eine Meile ringsum. Aber trotzdem verirrte er sich. Er wollte zur Heide gehen, die am Rande eines Torfstichs lag. Dort pflegten Hasen zu sein. Er wanderte immerfort, stundenlang, und konnte den Rand des Moores nicht finden. Schließlich wollte er nach Hause. Aber er fand auch nicht den Heimweg. Er ging, bis er ganz müde war, und setzte sich dann hin. Da sah er einen alten Hasen herankommen. Er hob schon die Hand, um ihn niederzuschlagen. Doch der Hase sprang beiseite und sagte: »Halte deine Hand zurück, Diarmuid! Erschlag nicht deinen Freund!«
Diarmuid wäre bald umgefallen, so schwach wurde er vor Schreck. Als er zu sich kam, stand der schwarze Hase vor ihm und sprach: »Hab keine Angst vor mir! Ich kam nicht, um dir zu schaden, sondern um dir zu nützen. Fasse Mut und höre zu: Du hast den Weg verloren, denn du bist auf den Irrhügel geraten. Du würdest im Schnee umkommen, wenn ich mich nicht um dich gekümmert hätte. Du weißt ganz gut, daß du viele meines Stammes umgebracht hast, und sie haben keine Rache an dir geübt. Ich werde dir sogar Gutes tun nach allem, was du an uns verübt hast! Sage mir deinen größten Herzenswunsch. Außer dem Himmelreich will ich dir alles verschaffen, was du dir wünschst!«
Diarmuid besann sich ein Weilchen und sagte: »Über zwanzig Jahre bin ich schon verheiratet und habe keine Kinder. Ich und meine Frau werden niemand haben, der uns im Alter beisteht, der uns aufs Totenbett legt und uns betrauert. Es ist mein größter Herzenswunsch – und auch der meiner Frau – einen Sohn zu haben. Doch ich fürchte, jetzt sind wir schon zu alt.«
»Wahrhaftig, nein«, sagte der Hase. »Deine Frau soll von heut in neun Monaten einen Sohn haben, und auf dem ganzen Erdenkreise wird nicht seinesgleichen zu finden sein. Jetzt folge meiner Schneespur, ich will dich heimführen. Aber was dir auch begegnet – erzähle keiner lebenden Seele, daß du mich sahst. Und dann versprich mir, von jetzt ab keinen Hasen mehr zu töten!«
»Ich verspreche es dir!« sagte Diarmuid. Hierauf lief der Hase immer vor ihm her, bis sie an die Giebelseite des Hauses kamen. »Hier ist dein Haus«, sagte der Hase. »Geh hinein!«
Als Diarmuid eintrat, hieß ihn Roise, seine Frau, willkommen und sagte: »Wo bist du nur den langen Tag über gewesen? Ich wollte schon gehen und dich suchen. Du bist vor Kälte erstarrt und halbtot vor Hunger.«
»In der Tat, sei du glücklich, Frau, daß ich nicht im Sumpfloch oder in der Sandgrube untersank. Ich bin auf den Irrhügel geraten und fand mich nicht mehr zurecht. Aber verlaß dich auf mein Wort: Solange ich lebe, spüre ich keinem Hasen mehr nach!«
Es war gut und war nicht schlecht.
Diarmuid dachte an nichts weiter als an den Erben, der ihm zugedacht war. Als er merkte, daß Roise ihm gewiß ein Kind schenken würde, war er der glücklichste Mann, den man sich in der Welt nur denken kann. Er ließ eine Wiege bauen und alles herrichten für den jungen Erben, den er erwartete. Als die Nachbarn wahrnahmen, daß Roise schwanger war, fanden sie es sehr wunderbar, denn sie war schon über fünfzig Jahre alt und hatte kein bißchen Fleisch an sich. Ihr Körper war etwa wie bei einer Siebzigjährigen, so ausgetrocknet. Alle Leute redeten von Roise und Diarmuid.
Als neun Monate vergangen waren, bekam Roise einen kleinen Sohn. Diarmuid schickte den alten Frauen des Ortes eine Einladung zum Festschmaus am Tage der Taufe. Er hätte sie besser da gelassen,
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