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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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ganze Haus über euch wie eine Eierschale zusammenzudrücken. Weh!« rief sie, »mein Hausherr, den ich mehr liebe, als mich selbst, dort sitzt er, auf immer erstarrt, niemals wird er seine Augen wieder aufschlagen! Dreihundert Jahre lebte ich bei meinem Vater auf der Insel Kunnan, glücklich in unschuldiger Jugend, als die schönste unter den Riesenjungfrauen. Mächtige Freier bewarben sich um mich, noch steht das Meer rings um jene Insel voll von großen Felsenstücken, welche sie im Zweikampf gegeneinander schleuderten. Andfind trug den Sieg davon, und ich verlobte mich mit ihm. Doch, als ich noch Braut war, da kam der abscheuliche Odin ins Land, überwältigte meinen Vater und vertrieb uns alle von der Insel. Vater und Schwestern flüchteten in das Gebirge, und seitdem hat sie mein Auge nicht wieder erblickt. Ich und Andfind, wir retteten uns hierher auf diese Insel, wo wir lange Zeit in Ruhe und Frieden lebten, und nie gestört zu werden glaubten. Aber das Schicksal, dem niemand entgeht, hatte es anders beschlossen. Oluf kam von Britannien. Sie nannten ihn den heiligen, und Andfind besorgte gleich, seine Fahrt werde den Riesen unheilbringend sein. Als er hörte, wie Olufs Schiff durch die Wellen heransauste, ging er hinab an den Strand, und blies aus allen Kräften das Meer ihm entgegen, und es stürmte heftig, daß die Wellen wie Berge sich erhoben. Aber Oluf war noch mächtiger, sein Schiff flog unaufhaltsam durch die Wogen, nicht anders als ein Pfeil, der, vom Bogen abgeschossen, dahinfährt. Es steuerte gerade auf unsere Insel, als es so nah war, daß Andfind es mit Händen zu erreichen glaubte, griff er mit der Rechten in den Vorderteil und wollte es hinab in den Grund ziehen, wie er oft mit andern Schiffen getan hatte. Doch Oluf, der entsetzliche Oluf, trat hervor und, die Hände kreuzweis übereinandergeschlagen, rief er mit lauter Stimme: ›Steh da als ein Stein bis zum Jüngsten Tag!‹ Und in demselben Augenblick war der arme Andfind in harten Kiesel verwandelt. Ungehindert segelte das Schiff weiter und gerade auf den Berg los, den es durchschnitt und von dem es die kleine Insel abtrennte, die draußen liegt. Seitdem war mein Glück vernichtet, einsam und traurig habe ich meine Jahre verlebt. Nur in der Julenacht können versteinerte Riesen auf sieben Stunden das Leben zurückerhalten, wenn jemand aus ihrem Geschlecht sie umarmt und zugleich hundert Jahre von dem eigenen Leben aufzuopfern bereit ist. Doch, das tut selten ein Riese. Ich liebte meinen Hausherrn zu sehr, als daß ich nicht gerne jedesmal, wo ich es konnte, um den höchsten Preis ihn ins Leben zurückgerufen hätte, und ich wollte niemals nachzählen, wie oft ich es getan, damit ich nicht wüßte, wann die Zeit käme, wo ich selbst zu Stein werden und in dem Augenblick, wo ich die Arme um ihn schlänge, mit ihm zusammenwachsen würde. Doch, auch dieser Trost ist mir genommen! Ich kann ihn mit keiner Umarmung mehr aufwecken, nachdem er den Namen gehört hat, den ich nicht nennen darf, und er wird das Licht nicht wieder schauen, bis am Jüngsten Tag.
    Ich gehe nun fort, ihr werdet mich niemals wiedersehen. Was in dem Hause hier ist, alles schenke ich euch, nur mein Saitenbrett will ich behalten, weil es Andfind mir gegeben hat. Aber daß niemand es wage, auf den kleinen Inseln, die rings umher liegen, seinen Wohnsitz aufzuschlagen! Dort wohnen die kleinen Unterirdischen, die ihr bei dem Feste gesehen habt, und die will ich beschützen, solange ich lebe!«
    Mit diesen Worten verschwand Guru. Im nächsten Frühjahr fuhr Orm mit dem goldnen Horn und dem Silberwerk nach Drontheim, wo ihn niemand kannte, der Wert des edlen Metalls war so groß, daß er sich alles ankaufen konnte, was ein wohlhabender Mann bedarf, und damit beladen kehrte sein Schiff nach der Insel zurück, wo er lange Jahre in ungestörtem Glück zubrachte. Aslaugs Vater versöhnte sich bald mit dem reichen Schwiegersohn.
    Das steinerne Bild blieb in dem Hause sitzen, keine menschliche Kraft war imstande, es zu bewegen, und der Stein selbst so hart, daß Hammer und Axt absprangen, ohne es im geringsten zu verletzen. Der Riese saß da so lange, bis ein heiliger Mann auf die Insel kam, der durch ein einziges Wort ihn wieder an den Platz zurücksetzte, wo er früher gestanden hatte und wo er noch jetzt steht. Der kupferne Kessel, den die Unterirdischen zurückließen, wird als ein Andenken auf der Insel aufbewahrt, welche den Namen Hausinsel bis auf den heutigen Tag

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