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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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einen Kreis um einen großen Stein, der nicht weit vom Ufer stand und den Orm sehr wohl kannte. Wie erstaunte er aber, als er sah, daß der Stein itzt völlig die Gestalt eines Menschen, wenngleich eines ungeheuren und riesenhaften, angenommen hatte. Er konnte deutlich unterscheiden, daß die blauen Lichtchen von kleinen Zwergen getragen wurden, welche ihre bleichen, erdfarbigen Gesichter mit gewaltigen Nasen und roten Augen und sonst noch durch Vogelschnäbel oder Eulenaugen entstellt, auf unförmlichen Leibern trugen, hin- und herwackelten, beides, lustig und verdrießlich zu sein schienen. Plötzlich öffnete sich der Kreis, die Kleinen wichen nach beiden Seiten zurück, und Guru, nur größer und von Gestalt ebenso ungeheuer als jener Stein, kam mit mächtigen Riesenschritten heran. Sie schlang beide Arme um das steinerne Bild, welches sogleich anfing, Leben und Bewegung zu erhalten. Sowie die erste Regung sich zeigte, begannen die kleinen unter wunderlichen Sprüngen und Gebärden einen Gesang, oder, um es recht zu sagen, ein Heulen, das auf der ganzen Insel widerhallte, und vor dem sie zu erbeben schien. Orm zog bestürzt den Kopf zurück, und er und Aslaug verhielten sich in der Dunkelheit so still, daß sie kaum zu atmen wagten.
    Der Zug bewegte sich nach dem Hause, das konnte man deutlich an dem herannahenden Geschrei merken. Jetzt waren sie eingezogen, die Zwerge sprangen leicht und behend auf den Bänken herum, und schwer und mächtig klangen dazwischen die Tritte der Riesen. Man hörte den Tisch decken, die Schüsseln klappern und das Geschrei der Lust, womit die Mahlzeit gefeiert wurde. Als sie beendigt war und es auf Mitternacht zuging, begann ein Tanz zu jenem entzückenden, geistverwirrenden Elfenlied, das Menschen dann und wann in Felsenschlünden gehört und den Unterirdischen abgelauscht haben. Indem Aslaug diesen Gesang vernahm, empfand sie eine unwiderstehliche Begierde, den Tanz mit anzusehen, und Orm war nicht imstande, sie zurückzuhalten. »Laß mich schauen«, sagte sie, »sonst zerspringt mir das Herz.« Sie nahm ihr Kind und setzte sich an das äußerste Ende des Bodens, wo sie alles übersehen konnte, ohne daß jemand sie bemerkte.
    Lange und mit unverwandten Augen sah sie dem Tanze zu, den wunderbaren und kühnen Sprüngen der kleinen Geschöpfe, die in der Luft zu schweben, die Erde gar nicht zu berühren schienen, während die entzückende Melodie der Elfen ihre Seele erfüllte. Das Kind indessen, das in ihren Armen lag, ward schläfrig und holte tief Atem, und ohne an das zu denken, was sie der Alten versprochen, machte sie, was man pflegt, das Zeichen des Kreuzes über den Mund des Knaben und sprach: »Christ segne dich, mein Kind!«
    In demselben Augenblick, wo sie das Wort ausgesprochen hatte, erhob sich ein entsetzlicher durchdringender Schrei. Die Geister stürzten Hals über Kopf in furchtbarem Gedränge zur Tür hinaus, ihre Lichtchen erloschen, und in wenig Minuten war das ganze Haus von ihnen verlassen und wie verödet. Orm und Aslaug, heftig erschrocken, bargen sich in dem heimlichsten Winkel des Hauses. Erst bei Tagesanbruch wagten sie sich hervor, und als die Sonne durch die Lücke im Dach auf den Herd herabschien, hatten sie Mut genug, vom Boden herabzusteigen.
    Noch stand der Tisch gedeckt, so wie ihn die Unterirdischen gelassen hatten, und ihr Geschirr darauf, von Silber und auf das zierlichste gearbeitet. Mitten auf dem Boden ein mächtiger, kupferner Kessel, halb mit süßem Mete angefüllt, zur Seite ein Trinkhorn aus reinem Golde. In dem Winkel lehnte an der Wand ein besaitetes Instrument, einem Hackbrett nicht unähnlich, welches Riesenweiber, wie man glaubt, zu spielen pflegen. Sie starrten alles mit Verwunderung an, ohne daß sie sich getraut hätten, etwas davon anzurühren; in das höchste Erstaunen aber gerieten sie, als sie sich umwendend eine große Gestalt oben an dem Tische sitzen sahen, Orm erkannte sogleich den Riesen, welchen Guru in der Nacht durch ihre Umarmung belebt hatte. Jetzt war er harter und kalter Stein. Während sie davor standen, trat sie selbst in Riesengestalt zur Stube herein. Sie weinte so heftig, daß ihre Tränen auf die Erde herabrieselten. Vor Schluchzen konnte sie lang kein Wort hervorbringen, endlich sprach sie: »Großes Leid habt ihr mir zugefügt, und ich muß weinen, so lange ich lebe; doch, da ich weiß, daß ihr es nicht aus bösem Willen getan habt, so will ich euch verzeihen, obgleich es mir eine Kleinigkeit wäre, das

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